Der
„Patriotische Marsch“ ist eine neue soziale Bewegung in Kolumbien deren Ziel es
ist, sich als eine politische Bewegung zu etablieren. Mit dem Ziel, eine linke
und alternative Politik im Land darzustellen, fand vom 21. bis 23. April in der
Hauptstadt Bogotá ein Kongress und mehrere Demonstrationen statt.
Auch
wenn der Name „Marcha Patriótica“ (Patriotischer Marsch) für die deutsche Linke
etwas komisch klingen mag, so verbirgt sich dahinter die Idee einer zweiten und
„echten“ Unabhängigkeit Kolumbiens mit der Zielsetzung einer linken und
alternativen Politik. Im Kontext zu den Unabhängigkeitsfeiern im Jahr 2010
formierte sich eine Bewegung, die die Feiern aufgrund der bisherigen Geschichte,
des politischen Systems im Allgemeinen und der aktuellen neoliberalen Politik
kritisierte und nach Alternativen suchte. Dabei kann sich die Bewegung
„Patriotischer Marsch“ auf die sozialen und politischen Kämpfe der letzten 20
Jahre berufen. So entwickelte sich bis heute vor allem aus den ländlichen,
bäuerlichen, indigenen und studentischen Organisationen das, was wir heute
vorfinden: Eine strömungsübergreifende und offene Bewegung, die aus mehr als
1750 Organisationen besteht, die wiederum in allen Regionen des Landes
verankert sind.
Ziel
dieser großen Bewegung ist eine politische Plattform und die Zulassung zu
Wahlen, mit denen perspektivisch die Macht errungen werden soll. Wie diese
politische Plattform oder Partei aussehen soll, steht aktuell zur Debatte. Mit
Hilfe dieser Partei soll ein wirklich souveränes und unabhängiges Land
entstehen, jenseits von neokolonialen Strukturen und Freihandelsverträgen. Es
wird soziale Gerechtigkeit und die politische Lösung des bewaffneten Konflikts
angestrebt. Die ständigen krisenhaften Situationen im wirtschaftlichen,
sozialen und politischen Bereich, die es aufgrund von Ausbeutung und Korruption
gibt, gilt es zu beseitigen. Es soll ein explizit anti-neoliberaler Kurs
eingeschlagen werden. Doch nicht nur die kolumbianische Linke soll diese
Bewegung ansprechen, sie wendet sich an alle Schichten und Gruppen des Landes,
die die jahrzehntelange Misere nicht mehr mittragen wollen.
Organisiert
wurde der „Patriotische Marsch“ ursprünglich von mehreren sozialen Organisationen,
die mit der jetzt entstandenen Bewegung den Grundstein für eine neue politische
Plattform schaffen wollten. Die Aktionstage in Bogotá organisierte man in den
mittlerweile in allen Regionen des Landes gebildeten Strukturen, Gruppen und
Arbeitstischen. Auch wenn das Ziel, irgendwann eine große politische
Wahlmöglichkeit noch ein Traum ist, so bezieht sich die soziale Bewegung auch
auf andere Möglichkeiten der politischen Partizipation. Die Mobilisierung der
Massen, diverse politische Aktionsformen und eine Veränderung der Verfassung
zählen unter anderem dazu. In der Diskussion um eine politische Bewegung dürfen
aus jeder teilnehmenden Organisation zwei Vertreter entsandt werden, ihre
soziale Herkunft oder ihr Status spielt dabei keine Rolle. In Bogotá
diskutierten somit mehr als 3500 Delegierte über die Idee einer politischen
Plattform und einer zentralen Mobilisierung am 23. April in den Straßen
Bogotás.
In den Medien war die Bewegung und der Kongress mit
seiner Demonstration durch eine wie zu erwartende Stigmatisierung diskriminiert
worden. Regierungsnahen Medienberichten zufolge wurde der „Patriotische Marsch“
von der FARC-EP beeinflusst. Politische Führer der FARC-EP versuchten die
soziale und politische Bewegung für ihre eigenen Zwecke zu benutzen. Dass die
Regierung gegen oppositionelle und linke Bewegungen hetzt ist genauso wenig
neu, wie das beiderseitige Interesse von sozialen Bewegungen und Guerilla
gemeinsam zu kommunizieren und sich für eine friedliche Lösung im bewaffneten
Konflikt einzusetzen. So zeigten schließlich auch mehr als 50.000 Demonstranten
in Bogotá ihr Bekenntnis zu diesem politischen Projekt mit dem Willen, das Land
positiv zu verändern. Auch in Berlin fand vor der kolumbianischen Botschaft im
Rahmen der Aktionstage des „Patriotischen Marsch“ eine Kundgebung statt, um
Solidarität mit der Bewegung zu zeigen.