Der landesweite Agrar-und Volksstreik in Kolumbien
erfährt immer mehr Solidarität auf verschiedenen Ebenen. In den wichtigsten
Städten des Landes, solidarisieren und unterstützen zum Beispiel die aktiven
Fußballfans in den Fankurven, die barristas, den Streik und mobilisieren nicht
nur zu den Demonstrationen, sondern auch mit Gesängen in den Stadien, mit
Transparenten und Geldsammlungen unterstützen sie die Protestierenden.
„Barra brava“ ist der Name für die organisierten
Fangruppen der Fußballmannschaften in Kolumbien. Die Art der Unterstützung und
das Phänomen selbst sind sehr ähnlich zu den europäischen Ultras. Die „barristas“
(aktiven und fanatischen Fußballfans) haben ihren Ursprung in den 50er und 60er
Jahren in Argentinien und Uruguay, konnten sich aber erst Ende der 80er Jahre
und in den 90er Jahren auf den ganzen lateinamerikanischen Kontinent
ausgebreiten.
Häufig gibt es bei den Vereinen nur eine barra brava, die
wiederum verschiedene Fangruppen vereint. So gesehen kann die barra brava auch
als die organisierte Kurve angesehen werden, in der zwar nur die aktiven Fans
die Möglichkeit haben direkt in der Barra zu partizipieren, die Sympathisanten
und Fans (Hinchas) in der Kurve aber eine wichtige Rolle spielen. Von daher ist
der Standort der meisten Barras auch die Tribüne, wo traditionell die meisten
Fans anzutreffen sind.
Häufig ist das soziale Netz innerhalb einer Barra so
stark, das eine eigene Infrastruktur mit Arbeitsplätzen, eigenen Treffpunkten
und Läden, gegenseitiger Hilfe und Freizeitgestaltung existiert. Einige Barras
versuchen sich in ihren Städten oder Stadtteilen sozial zu engagieren. Dies
dient sowohl der Rekrutierung neuer Fans, als auch der Öffentlichkeitsarbeit um
hierbei im Besonderen das eigene, meist negative Image in der Öffentlichkeit,
zu verbessern.
Schon in den Ursprüngen hat der barrismo eine wichtige
politische Komponente. Große Gruppen wie Putería Roja (Fans von Independiente
Medellín), Guardia Albi Roja (Fans von Santa Fe de Bogotá) oder Revolución
Vinotinto (Fans von Deportes Tolima) sind aufgrund ihrer vielen
antifaschistischen und sozialen Aktivisten in ihren Reihen politisiert. Viele
der barras bravas haben in jedem Fall eine Ablehnung gegen die Polizei und den
staatlichen Sicherheitsapparat. Dies kommt besonders in der regelmäßigen
Konfrontation mit der Polizei und den Behörden zum Ausdruck. In den Medien
haben sie mit einer Kriminalisierung ihrer Mitglieder durch die staatlichen
Kräfte zu rechnen.
Fast 20 Jahre nach dem Entstehen der barras bravas
bedeuten ihre sozialen Manifestationen und die wachsende Politisierung der
Kurven einen weiteren Anstieg des sozialen Protestes in Kolumbien. Aufgrund der
Popularität von Fußball in Kolumbien bilden sie einen guten Multiplikator für
das Ansehen und Wachsen des sozialen und politischen Widerstandes.