Die
Dialoge zwischen den Sprechern der Bauern in Catatumbo und der Regierung begannen
langsam einzufrieren, bis sie vor einigen Tagen erst einmal auf Eis gelegt
wurden, beendet ist der Dialog damit jedoch nicht. Seitens der Bauern werden
Klagen laut, dass Vereinbarungen nicht eingehalten werden. Außerdem verschwinden
immer wieder Personen und Protestierende durch Polizei- und Militäraktionen.
Vor
rund 100 Jahren wurde in der Region Catatumbo, dem Siedlungsgebiet der
indigenen Gemeinschaft Barí, das schwarze Gold entdeckt. Mit der Entdeckung des
schwarzen Goldes dauerte es auch nicht lang, dass die ersten Siedler
auftauchten und sich in dem Gebiet an der Grenze von Kolumbien zu Venezuela
niederließen. Doch mit der Ausbeutung des Erdöls und anderer natürlicher
Ressourcen begann auch die Tragödie der lokal angestammten Gemeinschaften.
Einzige Nutznießer des Erdöls wurde die kolumbianische Oligarchie und die
transnationalen Konzerne, während die lokale Bevölkerung, im Widerstand dazu
stehend, bedroht, vertrieben und vernichtet wurde.
Die
Jahre vergingen und nun wiederholt sich die Geschichte, auch in ihren
Hauptdarstellern. Während die Bevölkerung
Widerstand und Rebellion gegen ihr Schicksal leistet, setzt der Staat alles
daran, um mit Repression und Unterdrückung den Widerstand zu brechen und die
Interessen der Wirtschaft durchzusetzen. Zur Seite stehen ihr dabei nicht nur
die staatlichen Sicherheitsbehörden, sondern auch die Medien. Mit den Medien
werden falsche Bilder transportiert, Unwahrheiten berichtet und der soziale
Protest delegitimiert.
Doch
nicht nur Erdöl gibt es in Catatumbo. Es werden auch Kohle Coltan und Eisenerze
abgebaut sowie weitere wichtige Mineralien wie Platin gefunden. Kein Wunder
also, dass die geostrategisch wichtige Region das Interesse der Regierung und
der transnationalen Konzerne weckt. Für die Bevölkerung führt das Interesse zu
tiefgreifenden Veränderungen und Problemen. Der Fluss Catatumbo ist eine der
Hauptzuflüsse für den Maracaibo-See und für das Grundwasser der Region enorm
wichtig. Doch mit der Wassernutzung für den Bergbau sinken Jahr für Jahr die
Wasserstände und nehmen die Verschmutzungen und Vergiftungen, wie durch
Glyphosate, stark zu.
Für
die einen gibt es Reichtum, für die anderen Armut und Elend. Während die
Regierung und die Konzerne Millionen einnehmen, werden in der Region die Bauern
vom ihren Land vertrieben und nicht ein Peso in die soziale Infrastruktur
investiert. Schulen werden geschlossen, keine Straßen gebaut, Hospitäler haben
keine Ärzte und Medikamente und es wird kein Geld für Bildung und Gesundheit
ausgegeben. Dies sind die Auswirkungen eines neoliberalen Modells, schnell und
viel Geld auf dem Rücken der Bevölkerung und Armen zu machen. Investiert wird
nur in Infrastruktur zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, was in den
Medien anders verkauft wird, und die Erhöhung der staatlichen
Sicherheitskräfte, die nur dem Zweck dienen, die Ausbeutung abzusichern.
Am
28. Mai 1999 begann in einer konzentrierten Aktion von der kolumbianischen
Armee, der Polizei, dem Geheimdienst und paramilitärischen Verbänden die
Eroberung Catatumbos. Was folgte waren seit dem rund 5000 Tote, 3000
Verschwundene und 20.000 Vertriebene. Mit der logistischen Unterstützung der
staatlichen Sicherheitskräfte übernehmen die Paramilitärs die heimliche Macht
und Ausplünderung der Region. Mit Blut und Feuer bemächtigten sie sich des
Eigentums der Bevölkerung und raubten was sie nur konnten.
Koka
ersetzte Mais, Kakao, Bananen, Kaffee, Reis und Bohnen. Die Zahl der in der
Viehzucht tätigen Bauern ging schlagartig zurück. Auch Holz verschwand immer
mehr aus den Bergen und Tälern. Der funktionstüchtige Staat zog sich vollkommen
zurück. Der Protest und Widerstand gegen diese Lebensbedingungen und die Armut
wurde mit Terror und Repression beantwortet. Die Antwort des Staates gegen den
Protest der Landbevölkerung war immer die gleiche: Keine Schulen, keine Ärzte
und kein sozialer Fortschritt, sondern mehr Militärbasen, Polizeistationen und
Bomben. Die Drecksarbeit verrichteten die paramilitärischen Einheiten.
Die kolumbianische
Regierung zeigt heute, wie gestern, keinen politischen Willen, um die
Forderungen der Bevölkerung anzuhören und zu erfüllen. Auch wenn die Gefahr
einer weiteren militärischen Zuspitzung droht, so sind die Bauern und die
gesamte Bevölkerung nicht bereit, kampflos ihr Leben und das ihrer Region
hinzugeben. Wer erinnert sich nicht an den Verlauf der Geschichte und dem
Massaker der in der Bananenindustrie arbeitenden Menschen im Jahr 1928, nur um
die Interessen der großen Konzerne zu befriedigen?