Vor zwei Jahren erschütterte die Nachricht von der Festnahme Joaquíns
unsere Herzen und offenbarte zugleich die Überraschung, wie sehr die
Menschenrechte mit Füßen getreten werden und wie Venezuela sich an dieser
fragwürdigen Aktion beteiligte. Ein kurzer Überblick…
Der 23. April ist der zweite Jahrestag der Festnahme von Joaquín Pérez
Becerra, dem Direktor des Nachrichtenportals ANNCOL. Festgenommen wurde Joaquín
im Jahr 2011 auf dem Flughafen Maiquetía in Venezuela bei der Ankunft eines
Fluges aus Frankfurt/Main. In Venezuela wollte er seinen journalistischen
Tätigkeiten nachgehen. Am 25. April wurde er von kolumbianischen
Sicherheitskräften nach Kolumbien ausgeflogen, wo ihm der Prozess gemacht werden
sollte.
Die Auslieferung eines schwedischen Staatsbürgers von den
venezolanischen Behörden an Kolumbien ist höchst fragwürdig und widerspricht
eigentlich dem sozialistischen und bolivarischen Staat. In Schweden war er erst
mal sicher, schließlich ist er Opfer und Überlebender der linken Partei „Unión
Patriótica“ (UP). Diese Partei entstand in den 1980er Jahren als Folge eines
Friedensprozesses zwischen der Regierung Kolumbiens und der FARC. Für die
„Unión Patriótica“ war Joaquín zwei Mal gewählter Ratsherr in der Gemeinde
Corinto in der Provinz Valle del Cauca.
Mehr als 5000 Mitglieder und Sympathisanten der „Unión Patriótica“
wurden seit dem Bestehen systematisch von rechten Paramilitärs und mit Duldung
des Staates ermordet. Heute spricht man auch von offizieller Seite von einem
politischen Genozid. Mit Unterstützung der UP und der Kommunistischen Partei
Kolumbiens konnte er in den 1990er Jahren nach Schweden ausreisen und
politisches Asyl beantragen. Bevor er die Staatsbürgerschaft bekam, wurde ihm
das Aufenthaltsrecht in Schweden gewährt.
Zusammen mit dem schwedischen Journalisten Dick Emanuelsson gründete er
das linke und alternative Nachrichtenportal ANNCOL, das seit 1995 ein Forum für
unabhängige linke Berichterstattung ist. Mit der Gründung wurde das Projekt
kritisch seitens des kolumbianischen Staates betrachtet und von den
Geheimdiensten und Sicherheitsbehörden beobachtet. Doch es blieb nicht nur bei
Beobachtungen. Mit gezielten Kampagnen und Morddrohungen sollte die Agentur
ANNCOL zum Schweigen gebracht werden. Doch auch zwei Jahre nach der Festnahme
des Direktors berichtet ANNCOL weiter und ist Sprachrohr für die linken
Volksbewegungen, Gewerkschaften, Bauernvereinigungen und
Studierendenorganisationen.
Joaquín wird nun beschuldigt, Mitglied der FARC-EP zu sein und für die
aufständische Bewegung zu arbeiten. Hierbei wird sich auf falsche Informationen
und Zeugenaussagen gestützt. Unter anderem werden Daten aus einem manipuliertem
Computer benutzt, der während der Bombardierung auf ein Camp der FARC-EP im
Jahr 2008 rechtswidrig angeeignet und vom Militär manipuliert wurde. Ein
Gericht hatte unlängst beschlossen, dass diese Daten nicht für Gerichtsprozesse
verwendet werden dürfen.
Von einem Spezialgericht wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt. Seine
Strafe verbüßt er zurzeit im Gefängnis ERON/Picota in der Hauptstadt Bogotá.
Wir fordern die sofortige Freilassung von Joaquín Perez Becerra!