In der Geschichte der Menschheit haben die Menschen immer
wieder gegen die Zwänge und das, was ihre Freiheit einschränkt, rebelliert. Es
zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, dass die Menschheit
aufbegehrt und für ihre Freiheit kämpft, wenn sie unterdrückt wird. Demzufolge
liegt es in der Natur der Sache, Rebellionen und Aufstände als Teil der
universellen Menschheitsgeschichte zu betrachten, also Revolutionen als
ethische und praktische Notwendigkeit zu sehen. Ab dem Zeitpunkt des „Bund der
Gerechten“, später umbenannt in „Bund der Kommunisten“, hat das Kommunistische
Manifest und die Werke von Marx und Engels die Geschichte geprägt. Sie haben
die grundlegenden Ansätze von Gesellschaften analysiert, die bis in die heutige
Zeit bestätigt werden: Die Geschichte der Gesellschaft ist die Geschichte von
Kämpfen zwischen den Ausbeutern und den Ausgebeuteten, zwischen den
Unterdrückern und den Unterdrückten. Nur durch die Beseitigung der Ausbeuter
und Unterdrücker, wenn der revolutionäre Kampf der Armen erfolgreich geführt
wird, dann kann eine freie und klassenlose Gesellschaft erreicht werden.
Als ein Großteil der Menschen zu Waren wurde, zum
Eigentum von Sklavenhaltern, als sie unmenschlich behandelt wurden, zur Arbeit
gezwungen und aus ihren Lebensgemeinschaften heraus gerissen wurden, da
entstand jener Moment, wo der Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit gegenüber
dem Zwang und Druck triumphierte. In Amerika, wie im Rest der Welt auch, waren
die Aufstände und Revolutionen geprägt durch ihre jeweiligen Gegebenheiten und
Teil der Entwicklung einer Gesellschaft. In ihren verschiedenen Facetten
versuchten sich die Unterdrückten von ihren Fesseln zu befreien. Ob die
indigenen Völker, die tapfer gegen die Spanier kämpften um ihrer Vernichtung zu
entgehen, oder später die Schwarzen, die gegen ihre Ausbeutung aufbegehrten,
oder Revolutionäre wie Galán, Bolívar und La Sáenz, die sich gegen die
spanische Krone und für die
Unabhängigkeit einsetzten, alle vereinte der Traum von Freiheit und
Gerechtigkeit.
Wegweisende Momente, wie die allseits bekannte Erstürmung
der Bastille in Paris und die Französische Revolution, gab es nicht nur in
Europa, sondern auch in Amerika. Erhebungen und Aufstände sind ein wesentlicher
Bestandteil seit der Entstehung des Feudalismus und des Kapitalismus. Ob sie
erfolgreich waren oder nicht, Menschen fanden von der Passivität und vom
Ertragen von Ausbeutung, Hunger, Elend und Mord hin zu einer Aktion, um ihre
unmittelbare Situation zu verbessern oder um gar für utopische Ziele wie die
von Bolívar zu kämpfen. Erinnert sei an heroische Kämpfe wie jene unter Tupak
Amaru, Benkos Bioho, Galán, Beltrán oder Bolívar. Der einzige Weg die Freiheit
zu erlangen ist für sie zu kämpfen!
Voller Ehrfurcht blicken wir auf entscheidende Kämpfe in
der Weltgeschichte zurück. Das französische Volk mit der Revolution vom 17.
Juli 1789 und dem Sturm auf die Bastille. Mit ihr kamen liberale Ideen zum
Vorschein, die den alten europäischen Herrschaftssystemen einen schweren Schlag
versetzten. Der Unabhängigkeitskampf von Simón Bolívar, der mit seinen Kämpfern
und Guerilleros fast den gesamten südamerikanischen Kontinent von den Spaniern
befreite und den Plünderungen und der Gier der Spanier ein Ende setzte. Die
erste sozialistische Revolution der Bolschewisten im Jahr 1917 beendete den
Zarismus und deren absolute Herrschaftsform. Der Kampf der Menschen in Vietnam
zeigte der Welt, wie ein kleines Land, mit der Taktik eines Guerilla-Krieges
und mit Mut und revolutionärer Moral eine Weltmacht mit all seinen technischen
Fähigkeiten und Perversionen besiegen kann. In Kuba widerstehen sie bis heute
den Provokationen des nördlichen Nachbarn und basteln weiter am Aufbau ihres
Projekts von sozialer Gerechtigkeit und Freiheit. Zum Schluss schauen wir auf
Kolumbien, wo in einem zähen und bis heute andauernden Kampf der Gewalt und
Repression seitens der liberal-konservativen Oligarchie widerstanden wurde und
aktuell der Neoliberalismus der Regierung und die Forderung der Aufständischen
nach einem sozialen und gerechten Kolumbien im Mittelpunkt der Rebellion steht.
Kolumbien ist ein Land, das von einer jahrzehntelangen
Konfrontation im sozialen und politischen Bereich geprägt ist. Die FARC-EP sind
als politisch-militärische und revolutionäre Organisation ein wichtiger
Baustein in den sozialen Kämpfen. Die Geschichte der revolutionären Linken kann
nicht ohne die Guerilla geschrieben werden, die als Armee des Volkes die
Interessen der Armen und Bauern verteidigt und Ausbeutung, Enteignung,
Ausgrenzung und staatliche Repression als Übel der bisherigen Regierungen
sieht, die vorrangig damit beschäftigt waren, die Oligarchie zu unterstützen.
In Kolumbien hat die herrschende Klasse, schreckliche Verbrechen, Vertreibung
und Flucht der Armen in ländlichen Gebieten, Städten und Gemeinden zu verantworten.
Soziale, wirtschaftliche und politische Ungleichheit gehen einher mit einer
Regierung, die mittels Staatsterrorismus, begangen durch die paramilitärischen
Einheiten, die Opposition ausschalten will. Die Verletzung der elementarsten
Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts sind Systematik dieses
willkürlichen und ungerechten Regimes, welches nur die Interessen einer kleinen
Minderheit vertritt. Das kolumbianische Land hat den Kampf um Souveränität und
Gerechtigkeit mit dem Blut von Zehntausenden seiner besten Männer, Frauen und
jungen Menschen bezahlt.
Der 17. Juli 1930 war die Geburtsstunde der
Kommunistischen Partei und mit ihr trat eine Partei auf die politische Bühne,
die mit den Arbeitern und Bauern auf die wachsende staatliche Aggression reagierte,
und politisch-soziale Ziele wie eine Bodenreform, Wohnungsbau, Gesundheit und
freie Bildung sowie die Arbeitsmarktpolitik reformieren wollte. Mit ihr begann
der organisierte Kampf der Massen, der jedoch von der Regierung aufs Schärfste
verfolgt wurde. Kommunisten, Sozialdemokraten und soziale und politische
Organisationen wurden zerschlagen und ihre Mitglieder und Sympathisanten
verfolgt und ermordet. Hier sind auch die Ursprünge in der bewaffneten Reaktion
in den verschiedenen Regionen des Landes bei der Verteidigung ihres eigenen
Lebens, ihrer Familien und ihrer Interessen zu sehen.
Schließlich folgte im Mai des Jahres 1964 die Gründung
der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) als bewaffnete politische
Antwort auf die staatliche Repression. Als Sinnbild hierfür steht die
Bauernenklave Marquetalia, in der sich bewaffnete Bauern zurückgezogen hatten,
um ein friedliches und vom Staat unabhängiges Leben zu führen. Den Ruf nach
Frieden im Land wollte die Regierung unter Guillermo León Valencia nicht hören,
sie suchte die Auseinandersetzung mit den wenigen Bauern unter der Führung von
Manuel Marulanda Vélez. Unterstützt wurden sie bei den Militäroperationen von
der US-Regierung. Aus den kleinen verschiedenen Bauernenklaven entstand nun
eine Guerilla-Bewegung, die für universelle Ziele wie Frieden, soziale
Gerechtigkeit, Unabhängigkeit und Souveränität kämpfte. Die Zerschlagung der
Guerilla wurde nicht erreicht, im Gegenteil, die Guerilla wuchs stetig an und
große Teile der Bevölkerung sympathisierten mit ihr.
Im Einklang mit den Interessen des Friedens und weil die
FARC zu einer ernstzunehmenden Größe avancierten, unterzeichnete im Jahr 1984
Präsident Belisario Betancourt ein Friedensabkommen. Die Absicht nach Frieden
wurde jedoch schnell enttäuscht. Die herrschende Klasse und ihre
paramilitärischen Einheiten fingen nun an, die legal gegründete Unión
Patriótica (UP), eine von FARC, Kommunistischer Partei und unabhängigen Linken
ins Leben gerufene Partei, zu vernichten.
Dieser Staatsterrorismus war es, der zwei Präsidentschaftskandidaten, Dutzende
von Abgeordneten, Bürgermeistern, Stadträten und mehr als sechstausend
Mitglieder der UP, viele aktive Mitglieder und Führer anderer linker
Organisationen ermorden ließ. Tausende Studierende, Gewerkschafter, Bauern,
Indigene, Rechtsanwälte, Journalisten, Priester und prominenten
Menschenrechtsaktivisten, aber auch die einfache Bevölkerung mussten die
entsetzliche Brutalität der herrschenden Klasse erfahren. Doch auch jetzt wurde
der bewaffnete Widerstand in Kolumbien weiter gestärkt.
Und wieder versuchte sich ein Präsident in
Friedensverhandlungen, so geschehen im Jahr 1998, als Andrés Pastrana auf der
einen Seite mit der FARC-EP verhandeln wollte, auf der anderen Seite aber die
Zeit nutzte, um die militärische Aufrüstung des Landes voranzutreiben, da die
Gefahr eines militärisch-politischen Sieges der Guerilla zum Greifen nahe war.
Die Vorschläge der Guerilla mit einer „Gemeinsamen Agenda für den Wandel zu
einem Neuen Kolumbien“ schmetterte er gnadenlos ab. Stattdessen verfolgte er
eine Politik der Expansion und Repression, die er mit Hilfe des bei der
internationalen Staatengemeinschaft als Anti-Drogen-Plan vorgestellten „Plan
Colombia“ durchführte. Ganze Landstriche wurden durch Militäroperationen und Versprühen
von Pestiziden entvölkert. Die Friedensverhandlungen scheiterten endgültig im
Jahre 2002.
Was mit Pastrana begann, setzte sich unter Álvaro Uribe,
der ab 2002 zwei Präsidentschaftsperioden innehatte, fort. Er versuchte die
FARC-EP militärisch zu vernichten und setzte dabei auf die staatlichen
Sicherheitsbehörden und auf die vom Staat unterstützen paramilitärischen
Einheiten. Doch nicht nur die Guerilla gehörte unter Uribe und aktuell unter
Präsident Manuel Santos, der Verteidigungsminister in der Regierung von Uribe
war, zum Feindbild, sondern auch alle anderen politischen und sozialen
Organisationen, die in Opposition zur Oligarchie standen. Militärpläne wie
„Plan Patriota“ und „Seguridad Democrática“ brachten Terror und Vertreibung
über das Land. Mit einer Anbiederung an das neoliberale Wirtschaftsmodell sind
beide für Armut, Hunger, Korruption und Ungerechtigkeit in Kolumbien
verantwortlich. Straffreiheit gab es hingegen für Paramilitärs und Personen des
Drogenkartells. Und während ein Großteil der Bevölkerung vom politischen,
sozialen und wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen wird, profitieren die
transnationalen Konzerne und Reichen von Freihandelsabkommen und der Ausbeutung
des Landes.
Das legitime Streben der Kolumbianerinnen und Kolumbianer
nach Demokratie und Wohlstand basiert auf einer Erkenntnis: Die vorenthaltene
Gerechtigkeit wird dem Volk nicht geschenkt. Es wird sie nur im Kampf erobern
können!
Solidarität mit Kolumbien und der revolutionären
Bewegung!