27 Mai 2012

48 Jahre FARC-EP

Sie können uns das Recht zu kämpfen nicht nehmen!

In der Geschichte der Menschheit haben die Menschen immer wieder gegen die Zwänge und das, was ihre Freiheit einschränkt, rebelliert. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, dass die Menschheit aufbegehrt und für ihre Freiheit kämpft, wenn sie unterdrückt wird. Demzufolge liegt es in der Natur der Sache, Rebellionen und Aufstände als Teil der universellen Menschheitsgeschichte zu betrachten, also Revolutionen als ethische und praktische Notwendigkeit zu sehen. Ab dem Zeitpunkt des „Bund der Gerechten“, später umbenannt in „Bund der Kommunisten“, hat das Kommunistische Manifest und die Werke von Marx und Engels die Geschichte geprägt. Sie haben die grundlegenden Ansätze von Gesellschaften analysiert, die bis in die heutige Zeit bestätigt werden: Die Geschichte der Gesellschaft ist die Geschichte von Kämpfen zwischen den Ausbeutern und den Ausgebeuteten, zwischen den Unterdrückern und den Unterdrückten. Nur durch die Beseitigung der Ausbeuter und Unterdrücker, wenn der revolutionäre Kampf der Armen erfolgreich geführt wird, dann kann eine freie und klassenlose Gesellschaft erreicht werden.


Als ein Großteil der Menschen zu Waren wurde, zum Eigentum von Sklavenhaltern, als sie unmenschlich behandelt wurden, zur Arbeit gezwungen und aus ihren Lebensgemeinschaften heraus gerissen wurden, da entstand jener Moment, wo der Wunsch nach Freiheit und Gerechtigkeit gegenüber dem Zwang und Druck triumphierte. In Amerika, wie im Rest der Welt auch, waren die Aufstände und Revolutionen geprägt durch ihre jeweiligen Gegebenheiten und Teil der Entwicklung einer Gesellschaft. In ihren verschiedenen Facetten versuchten sich die Unterdrückten von ihren Fesseln zu befreien. Ob die indigenen Völker, die tapfer gegen die Spanier kämpften um ihrer Vernichtung zu entgehen, oder später die Schwarzen, die gegen ihre Ausbeutung aufbegehrten, oder Revolutionäre wie Galán, Bolívar und La Sáenz, die sich gegen die spanische Krone und für die  Unabhängigkeit einsetzten, alle vereinte der Traum von Freiheit und Gerechtigkeit.

Wegweisende Momente, wie die allseits bekannte Erstürmung der Bastille in Paris und die Französische Revolution, gab es nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika. Erhebungen und Aufstände sind ein wesentlicher Bestandteil seit der Entstehung des Feudalismus und des Kapitalismus. Ob sie erfolgreich waren oder nicht, Menschen fanden von der Passivität und vom Ertragen von Ausbeutung, Hunger, Elend und Mord hin zu einer Aktion, um ihre unmittelbare Situation zu verbessern oder um gar für utopische Ziele wie die von Bolívar zu kämpfen. Erinnert sei an heroische Kämpfe wie jene unter Tupak Amaru, Benkos Bioho, Galán, Beltrán oder Bolívar. Der einzige Weg die Freiheit zu erlangen ist für sie zu kämpfen!

Voller Ehrfurcht blicken wir auf entscheidende Kämpfe in der Weltgeschichte zurück. Das französische Volk mit der Revolution vom 17. Juli 1789 und dem Sturm auf die Bastille. Mit ihr kamen liberale Ideen zum Vorschein, die den alten europäischen Herrschaftssystemen einen schweren Schlag versetzten. Der Unabhängigkeitskampf von Simón Bolívar, der mit seinen Kämpfern und Guerilleros fast den gesamten südamerikanischen Kontinent von den Spaniern befreite und den Plünderungen und der Gier der Spanier ein Ende setzte. Die erste sozialistische Revolution der Bolschewisten im Jahr 1917 beendete den Zarismus und deren absolute Herrschaftsform. Der Kampf der Menschen in Vietnam zeigte der Welt, wie ein kleines Land, mit der Taktik eines Guerilla-Krieges und mit Mut und revolutionärer Moral eine Weltmacht mit all seinen technischen Fähigkeiten und Perversionen besiegen kann. In Kuba widerstehen sie bis heute den Provokationen des nördlichen Nachbarn und basteln weiter am Aufbau ihres Projekts von sozialer Gerechtigkeit und Freiheit. Zum Schluss schauen wir auf Kolumbien, wo in einem zähen und bis heute andauernden Kampf der Gewalt und Repression seitens der liberal-konservativen Oligarchie widerstanden wurde und aktuell der Neoliberalismus der Regierung und die Forderung der Aufständischen nach einem sozialen und gerechten Kolumbien im Mittelpunkt der Rebellion steht.

Kolumbien ist ein Land, das von einer jahrzehntelangen Konfrontation im sozialen und politischen Bereich geprägt ist. Die FARC-EP sind als politisch-militärische und revolutionäre Organisation ein wichtiger Baustein in den sozialen Kämpfen. Die Geschichte der revolutionären Linken kann nicht ohne die Guerilla geschrieben werden, die als Armee des Volkes die Interessen der Armen und Bauern verteidigt und Ausbeutung, Enteignung, Ausgrenzung und staatliche Repression als Übel der bisherigen Regierungen sieht, die vorrangig damit beschäftigt waren, die Oligarchie zu unterstützen. In Kolumbien hat die herrschende Klasse, schreckliche Verbrechen, Vertreibung und Flucht der Armen in ländlichen Gebieten, Städten und Gemeinden zu verantworten. Soziale, wirtschaftliche und politische Ungleichheit gehen einher mit einer Regierung, die mittels Staatsterrorismus, begangen durch die paramilitärischen Einheiten, die Opposition ausschalten will. Die Verletzung der elementarsten Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts sind Systematik dieses willkürlichen und ungerechten Regimes, welches nur die Interessen einer kleinen Minderheit vertritt. Das kolumbianische Land hat den Kampf um Souveränität und Gerechtigkeit mit dem Blut von Zehntausenden seiner besten Männer, Frauen und jungen Menschen bezahlt.


Der 17. Juli 1930 war die Geburtsstunde der Kommunistischen Partei und mit ihr trat eine Partei auf die politische Bühne, die mit den Arbeitern und Bauern auf die wachsende staatliche Aggression reagierte, und politisch-soziale Ziele wie eine Bodenreform, Wohnungsbau, Gesundheit und freie Bildung sowie die Arbeitsmarktpolitik reformieren wollte. Mit ihr begann der organisierte Kampf der Massen, der jedoch von der Regierung aufs Schärfste verfolgt wurde. Kommunisten, Sozialdemokraten und soziale und politische Organisationen wurden zerschlagen und ihre Mitglieder und Sympathisanten verfolgt und ermordet. Hier sind auch die Ursprünge in der bewaffneten Reaktion in den verschiedenen Regionen des Landes bei der Verteidigung ihres eigenen Lebens, ihrer Familien und ihrer Interessen zu sehen.

Schließlich folgte im Mai des Jahres 1964 die Gründung der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) als bewaffnete politische Antwort auf die staatliche Repression. Als Sinnbild hierfür steht die Bauernenklave Marquetalia, in der sich bewaffnete Bauern zurückgezogen hatten, um ein friedliches und vom Staat unabhängiges Leben zu führen. Den Ruf nach Frieden im Land wollte die Regierung unter Guillermo León Valencia nicht hören, sie suchte die Auseinandersetzung mit den wenigen Bauern unter der Führung von Manuel Marulanda Vélez. Unterstützt wurden sie bei den Militäroperationen von der US-Regierung. Aus den kleinen verschiedenen Bauernenklaven entstand nun eine Guerilla-Bewegung, die für universelle Ziele wie Frieden, soziale Gerechtigkeit, Unabhängigkeit und Souveränität kämpfte. Die Zerschlagung der Guerilla wurde nicht erreicht, im Gegenteil, die Guerilla wuchs stetig an und große Teile der Bevölkerung sympathisierten mit ihr.

Im Einklang mit den Interessen des Friedens und weil die FARC zu einer ernstzunehmenden Größe avancierten, unterzeichnete im Jahr 1984 Präsident Belisario Betancourt ein Friedensabkommen. Die Absicht nach Frieden wurde jedoch schnell enttäuscht. Die herrschende Klasse und ihre paramilitärischen Einheiten fingen nun an, die legal gegründete Unión Patriótica (UP), eine von FARC, Kommunistischer Partei und unabhängigen Linken ins Leben gerufene Partei,  zu vernichten. Dieser Staatsterrorismus war es, der zwei Präsidentschaftskandidaten, Dutzende von Abgeordneten, Bürgermeistern, Stadträten und mehr als sechstausend Mitglieder der UP, viele aktive Mitglieder und Führer anderer linker Organisationen ermorden ließ. Tausende Studierende, Gewerkschafter, Bauern, Indigene, Rechtsanwälte, Journalisten, Priester und prominenten Menschenrechtsaktivisten, aber auch die einfache Bevölkerung mussten die entsetzliche Brutalität der herrschenden Klasse erfahren. Doch auch jetzt wurde der bewaffnete Widerstand in Kolumbien weiter gestärkt.

Und wieder versuchte sich ein Präsident in Friedensverhandlungen, so geschehen im Jahr 1998, als Andrés Pastrana auf der einen Seite mit der FARC-EP verhandeln wollte, auf der anderen Seite aber die Zeit nutzte, um die militärische Aufrüstung des Landes voranzutreiben, da die Gefahr eines militärisch-politischen Sieges der Guerilla zum Greifen nahe war. Die Vorschläge der Guerilla mit einer „Gemeinsamen Agenda für den Wandel zu einem Neuen Kolumbien“ schmetterte er gnadenlos ab. Stattdessen verfolgte er eine Politik der Expansion und Repression, die er mit Hilfe des bei der internationalen Staatengemeinschaft als Anti-Drogen-Plan vorgestellten „Plan Colombia“ durchführte. Ganze Landstriche wurden durch Militäroperationen und Versprühen von Pestiziden entvölkert. Die Friedensverhandlungen scheiterten endgültig im Jahre 2002.


Was mit Pastrana begann, setzte sich unter Álvaro Uribe, der ab 2002 zwei Präsidentschaftsperioden innehatte, fort. Er versuchte die FARC-EP militärisch zu vernichten und setzte dabei auf die staatlichen Sicherheitsbehörden und auf die vom Staat unterstützen paramilitärischen Einheiten. Doch nicht nur die Guerilla gehörte unter Uribe und aktuell unter Präsident Manuel Santos, der Verteidigungsminister in der Regierung von Uribe war, zum Feindbild, sondern auch alle anderen politischen und sozialen Organisationen, die in Opposition zur Oligarchie standen. Militärpläne wie „Plan Patriota“ und „Seguridad Democrática“ brachten Terror und Vertreibung über das Land. Mit einer Anbiederung an das neoliberale Wirtschaftsmodell sind beide für Armut, Hunger, Korruption und Ungerechtigkeit in Kolumbien verantwortlich. Straffreiheit gab es hingegen für Paramilitärs und Personen des Drogenkartells. Und während ein Großteil der Bevölkerung vom politischen, sozialen und wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen wird, profitieren die transnationalen Konzerne und Reichen von Freihandelsabkommen und der Ausbeutung des Landes.

Das legitime Streben der Kolumbianerinnen und Kolumbianer nach Demokratie und Wohlstand basiert auf einer Erkenntnis: Die vorenthaltene Gerechtigkeit wird dem Volk nicht geschenkt. Es wird sie nur im Kampf erobern können!

Solidarität mit Kolumbien und der revolutionären Bewegung!