Joaquín Pérez Becerra wurde diese
Woche von einem Richter eines Spezialgerichts der Verschwörung
schuldig gesprochen. Der selber Richter ließ aber den Anklagepunkt
der Finanzierung terroristischer Aktivitäten fallen. Das Strafmaß
beträgt zwischen 8 und 18 Jahren. Joaquín ist Journalist und er
leitete das Nachrichtenportal „Agencia de Noticias Nueva Colombia“,
besser unter der Abkürzung Anncol bekannt. Auf diesem
Nachrichtenportal wurden kritische Artikel über die
Regierungspolitik Kolumbiens und Berichte sowie Kommuniqués der
Aufständischen veröffentlicht. Von der kolumbianischen Regierung
wird er beschuldigt, Teil des Internationalen Komitees der FARC-EP
und Sprecher für Europa zu sein. Hierfür gilt der Straftatbestand
der Verschwörung. Außerdem soll er für die Finanzierung der
Guerilla verantwortlich sein. Die Staatsanwaltschaft muss nun
beweisen, dass diese Beschuldigungen zutreffen. Unter anderem tauchte
sein Name auch auf den Daten des manipulierten Computers von der
Führungsperson der FARC-EP Raúl Reyes auf, der bei einer
völkerrechtswidrigen Bombardierung ums Leben kam. Vom Sender Telesur
wurde unterdessen von seinem Anwalt Rodolfo Ríos Lozano eine
Richtigstellung gefordert. Telesur bezeichnete Joaquín als einen der
Anführer der FARC-EP.
Joaquín war Mitglied der Linkspartei
Unión Patriótica. Nachdem seine Frau und Tausende andere Mitglieder
und Sympathisanten der linken Partei ermordet wurden, flüchtete er
nach Schweden und wurde schließlich schwedischer Staatsbürger. Bei
einem Flug von Frankfurt/Main nach Caracas wurde er im April letztes
Jahr auf venezolanischem Territorium festgenommen und später an
Kolumbien ausgeliefert. Aktuell ist er im Gefängnis La Picota in
Bogotá. Mit seiner illegalen Festnahme und einem fadenscheinigen
Prozess soll eine kritische Stimme zum Schweigen gebracht werden. In
Kolumbien ist Strategie, Oppositionelle und Journalisten im Exil, die
eine freie und kritische Arbeit leisten, als Staatsterroristen zu
behandeln.