Auch ohne einen angestrebten
Waffenstillstand wird die FARC-EP in die Verhandlungen ab dem 8.
Oktober in Oslo gehen. Die Regierung Santos hatte einen beidseitigen
Waffenstillstand abgelehnt und sich offen gehalten, die
Militäraktionen während der Friedensgespräche sogar zu erhöhen.
Die FARC-EP hatte in einer Mitteilung ihre Vertreter für die
Gespräche benannt. Dazu gehört auch Simón Trinidad, der
politischer Häftling in einem US-Amerikanischen
Hochsicherheitsgefängnis ist. Die FARC-EP wird in zeitnahen
Abständen mittels kurzer Botschaften über den Prozess der Gespräche
informieren.
Iván Márquez und Jesús Santrich
Nach den offiziellen Verlautbarungen
vom 4. September durch den Präsidenten der Republik Kolumbien und
dem Kommandanten der FARC-EP Timoleón Jiménez sind neue Fakten,
Analysen und Verlautbarungen rund um das Thema Frieden geschaffen
worden. Am 6. September gab es ein Treffen der FARC-EP mit
kolumbianischen und internationalen Medienvertretern in Havanna. Die
Delegation der FARC-EP bestand aus den Genossen Marcos Calarcá,
Sandra Ramírez, Ricardo Téllez, Mauricio Jaramillo und Andrés
Paris.
Zwei wichtige Mitteilungen gab es von
Seiten der FARC-EP bezüglich der Friedensgespräche. Zum einen die
Bekanntgabe von drei Mitgliedern der FARC-EP, die am
Verhandlungstisch teilnehmen werden. Zum anderen teilten die
Aufständischen gegenüber den Medien den Wunsch mit, dass im Zuge
der Gespräche ein bilateraler Waffenstillstand die Entwicklung der
Gespräche positiv beeinflussen könnte. Des Weiteren bekräftigte
die FARC-EP, dass sie als Organisation auf Entführungen für die
Finanzierung ihres Kampfes verzichten werden. Hierbei berufen sich
die Aufständischen auf ihre internes Reglement, welche alle
Strukturen der FARC-EP betreffen.
Die drei Mitglieder der FARC-EP, die
als erste Vertreter am Verhandlungstisch teilnehmen werden sind die
Genossen Iván Márquez, Jesús Santrich und Simón Trinidad. Die
Benennung von Simón Trinidad hat eine symbolische Bedeutung, da er
als politischer Gefangener in den USA festgehalten wird. Damit soll
die Diskussion um den Status und die Situation der politischen
Gefangenen und Kriegsgefangenen weiterhin aufrechterhalten werden.
Während die FARC-EP alle ihre Kriegsgefangenen freigelassen haben,
sitzen in Kolumbien und anderen Ländern noch Tausende Kämpfer und
Genossen unter schwierigen Umständen ein.
Auch wenn die FARC-EP einen
Waffenstillstand auf beiden Seiten für die Entwicklung der
Verhandlungen als positiv erachten würden, so sei dieser Punkt keine
Voraussetzung für die Gespräche. Postwendend gab kurze Zeit später
die Regierung bekannt, dass sie während der Gespräche keinen
bilateralen Waffenstillstand umsetzen, dies aber durchaus nach einem
erfolgreichen Ende der Gespräche eines der zentralen Themen sein
könnte. Die Frage nach der Situation der politischen Gefangenen und
einem Waffenstillstand zeigt das Engagement der FARC-EP für eine
friedliche Lösung.
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Iván Márquez: Geboren wurde er 1955
in Florencia/Caquetá. 1977 trat er der Kommunistischen
Jugendorganisation (JUCO) bei, studierte Veterinärmedizin und kam in
Kontakt mit der aufständischen Bewegung. In den 1980er Jahren war er
Repräsentant der Unión Patriótica, ging aber nach dem
systematischen Vernichten der Mitglieder und Sympathisanten zur
FARC-EP zurück und war Kommandierender der 5. Kampffront. Später
wurde er Kommandierender des militärischen Karibik-Blocks und
Mitglied des Sekretariats der FARC-EP. In seiner Funktion als
Mitglied des Sekretariats nahm er an den Friedensverhandlungen von
Caracas und Tlaxcala sowie an den Verhandlungen in der
entmilitarisierten Zone von 1998 bis 2002 teil. Iván Márquez gilt
als zweiter Mann hinter Timoleón Jiménez.
Jesús Santrich: Er wurde 1967 in der
Region Sucre geboren und war ebenfalls Teil der Kommunistischen
Jugend (JUCO). Er studierte an der Universität Geschichte, war
Kämpfer in der Unión Patriótica und mit deren Vernichtung wurde er
Guerillero in der 19. Kampffront. Er kennt die Geschichte der
Guerilla sehr gut und gilt als einer der Bewahrer des ländlich
geprägten Charakters der FARC-EP. Er ist hinter Iván Márquez
zweite Führungsperson in den nördlichen militärischen Strukturen
der FARC-EP und Mitglied im Zentralen Generalstab der Guerilla. Er
ist für seine politische Arbeit, besonders in Aufsätzen und im
Bereich der Lyrik bekannt.
Simón Trinidad
Simón Trinidad: Simón wurde 1950
geboren und verbrachte den Großteil seiner Kindheit in Valledupar.
In Bogotá studierte er Finanzen und bekam eine Arbeit an der
Universität in Valledupar und referierte im Bereich der
Betriebswirtschaft. In den 1980er Jahren galt er als Unterstützer
der Unión Patriótica, schloss sich aber erst 1987 der FARC-EP an.
Auch er war Teil des militärischen Apparats an der Karibikküste und
Mitglied im dortigen Generalstab. Er nahm an den
Friedensverhandlungen mit der Regierung Pastrana teil, die von 1998
bis 2002 stattfanden. Im Januar 2004 wurde er in Quito/Ecuador
festgenommen, nach Kolumbien gebracht und schließlich Ende Dezember
in die USA ausgeliefert. Wegen Entführung und Drogenhandel wurde er
in den USA angeklagt, aber nur wegen Entführung zu 60 Jahren Haft
verurteilt.