Die Friedensgespräche zwischen der FARC-EP und der
kolumbianischen Regierung beginnen Ende der Woche in Oslo. Nun wurde bekannt,
dass auch die niederländische Guerillakämpferin Alexandra daran teilnehmen
wird. Gibt es Unterschiede zu den bisherigen Verhandlungen?
Vielleicht besteht der Unterschied zu den vergangenen
Friedensgesprächen darin, dass zuerst die beiden Partner miteinander gesprochen
haben und dann erst die Öffentlichkeit informiert worden ist. In den
vorangegangen und geheimen Gesprächen zwischen FARC-EP und der Regierung wurde
eine Agenda zu bestimmten Themenbereichen vereinbart. Auch gibt es einen
zeitlichen und organisatorischen Rahmen, zum Beispiel, dass die Gespräche in
Oslo beginnen und später in Havanna fortgeführt werden. Einige wichtige Punkte
bestimmen die Gespräche, die das Ziel haben, den bewaffneten Konflikt zu
beenden. Für einen dauerhaften Frieden stehen Themen wie die Entwicklung der
Landwirtschaft, die politische Partizipation, Alternativen zum Drogenanbau und
die Entschädigung der Opfer auf der Agenda. Inoffiziell geht man bei beiden
Seiten von einem Zeitraum von acht Monaten bis zu einem Jahr für die
Bearbeitung der Themen und der Erzielung eines Abkommens aus.
Trotz allem Optimismus darf man aber nicht vergessen, dass
die bisherige Geschichte des Landes gelehrt hat, dass Vereinbarungen und
Abkommen mit der Guerilla immer dem Zwecke dienten, die Aufständischen zu
schwächen. Die verschiedenen Regierungen wollten demokratische Veränderungen
nicht zulassen und sich in ihrer politischen und wirtschaftlichen Macht nicht
beschneiden lassen. Nun gibt es aber in der Gesellschaft ein Umdenken, davon
zeugen die Aktionen und die Mobilisierung des kolumbianischen Volkes. Eine
Mehrheit unterstützt den Dialog, aber die marginalen und ausgeschlossenen Bevölkerungsschichten
wissen auch, dass der Frieden nicht erbittet, sondern erkämpft wird. FARC-EP
Kommandant Iván Ríos sagte einmal: „Es ist unmöglich Frieden und tiefgreifende
Veränderungen zu erreichen ohne die Teilhabe der großen Mehrheiten…“. Erst, wenn
die kolumbianische Politik Kompromisse eingeht und sich um das Wohl der
gesamten Bevölkerung einsetzt, dann kann der Krieg beendet werden.
Kurze Chronik der bisherigen Gespräche und Vereinbarungen:
März 1984
In den Bergen von Uribe in der Region Meta, verabschiedet
der Generalstab der FARC eine Übereinkunft mit der Regierung von Belisario
Betancur. Hierzu zählt ein bilateraler Waffenstillstand, der Verzicht auf die
Praxis von Entführung und die Umwandlung der Guerilla in eine politische
Partei. Zu jener Zeit hat die FARC-EP 27 Fronten mit über 4.000 KämpferInnen.
1985
Die politische Partei mit dem Namen „Unión Patriótica“
(Patriotische Union - UP) wird gegründet und dient als Plattform für die FARC-EP,
um den bewaffneten Kampf aufzugeben und sich legal politisch betätigen zu
können. Nach der Teilnahme an den Wahlen von 1986 werden die Partei und ihre
Bewegung systematisch vernichtet. Es werden zwei Präsidentschaftskandidaten,
neun Kongressabgeordnete, 70 lokale Ratsmitglieder und mehr als 4.000
Mitglieder getötet.
September 1987
Die Guerilla-Koordination Simón Bolívar (CGSB), eine Art
Dachverband der wichtigsten Guerillagruppen des Landes (FARC-EP, ELN, EPL,
M-19) wird geboren. Die FARC-EP wird gezwungen, wieder in den Untergrund zu
gehen, weil ihre Mitglieder und Sympathisanten verfolgt und ermordet werden.
Mai 1991
Es beginnen Gespräche zwischen CSGB und der Regierung in Cravo Norte, Region Arauca. Die beiden
Parteien verpflichten sich, die Gespräche in Caracas (Venezuela) fortzusetzen.
Juni 1992
Die Gespräche in Caracas und Tlaxcala (Mexiko) sind zum
Scheitern verurteilt, weil seitens der Regierung das Interesse fehlt,
Kompromisse einzugehen. Die Gespräche werden beendet, weil Argelin Durán Quintero
von der EPL entführt wird und stirbt.
3. Juni 1997
Die Regierung unter Ernesto Samper trifft eine Vereinbarung
zur Feuereinstellung mit dem südlichen Militärblock der FARC-EP in der Gegend
von Caguán, um die Freilassung von 60 Soldaten und 10 Marineinfanteristen, die
seit dem 30. August 1996 mit dem Angriff und der Einnahme der Militärbasis Las
Delicias gefangen genommen wurden, zu erreichen.
7. Januar 1999
In San Vicente del Caguán beginnen Verhandlungen der FARC-EP
mit der Regierung von Andrés Pastrana. Nach fast vier Jahren Arbeit an
verschiedenen Verhandlungstischen in einer entmilitarisierten Zone von mehr als
42.000 km² bricht Pastrana den Prozess nach der Entführung eines Avianca
Flugzeuges, in dem sich der Senator Jorge Eduardo Gechem befand, ab. Während
der Verhandlungen wird der Militärpakt „Plan Colombia“ ausgearbeitet, der
später unter der Präsidentschaft von Uribe endgültig zum Einsatz kommt.
26. August 2012
Ein allgemeines Abkommen zur Beendigung des Konflikts wird
unterzeichnet. Dieses soll die Tür für die bevorstehenden Verhandlungen mit der
FARC-EP in Oslo (Norwegen) öffnen. Der Dialog soll in Havanna (Kuba)
fortgesetzt werden.
Die FARC-Guerilla bestätigen, dass Tanja Nijmeijer Teil der
Delegation der FARC-EP wird.
In einer kurzen Erklärung, die dem alternativen
Nachrichtenportal ANNCOL schriftlich vorliegt, bestätigte die Dialog-Kommission
der FARC-EP, dass die Niederländerin Alexandra (Tanja Nijmeijer) ein Mitglied der
Delegation für den Dialog in der Guerilla ist.
Es folgt die Erklärung des FARC-EP:
Wir informieren:
1. Dass Jaime Avendaño, Delegierter des Präsidenten Juan
Manuel Santos für die Friedensgespräche, im Namen der Regierung bestätigt, dass
Alexandra (Tanja Nijmeijer), internationale Guerillakämpferin der FARC-EP, das
Recht hat Teil der Friedensdelegation zu sein.
2. In Anwesenheit der Delegierten der Garantenländer Norwegen
und Kuba berichtet der offizielle Sprecher der kolumbianischen Regierung, dass das
Datum für die Beteiligung von Tanja an den Gespräche während der Woche von 21.
bis zum 27. dieses Monats passieren wird.
3. Die Autonomie der Parteien, ihre Delegierten zu benennen.
Dialog-Kommission der FARC-EP
Havanna, Kuba 15. Oktober 2012