Wiederholt verweisen militärische Einheiten der FARC-EP die nationale
und internationale Öffentlichkeit darauf hin, dass der einseitig von der
FARC-EP beschlossene Waffenstillstand für die Armee zum Anlass genommen wird,
um die militärischen Aktionen auszuweiten.
In einem Kommuniqué der Sechsten Kampffront der FARC-EP, die in Cauca
und Valle del Cauca aktiv ist, werden die Bewohner Caucas und des gesamten
Landes begrüßt und ihnen ein ruhiges Restjahr gewünscht. Ursächlich für die
Veröffentlichung des Kommuniqué ist jedoch der Umstand, dass der einseitig
beschlossene Waffenstillstand der FARC-EP, der vom Sekretariat des Zentralen
Generalstabs für eine Zeit vom 20.11.2012 bis 20.01.2013 und für alle
militärischen Einheiten der FARC-EP angeordnet wurde, von der Armee missbraucht
wird, um die militärischen Aktionen auszuweiten. Der einseitige
Waffenstillstand bedeutet eine Einstellung aller offensiven Militäraktionen und
Sabotageakte.
Stattdessen wird vom Verteidigungsministerium, als auch von der
kolumbianischen Presse, eine Schmutzkampagne initiiert, die den
Waffenstillstand als löchrig und nicht existent denunziert. Seit dem
Inkrafttreten des Waffenstillstandes haben die kolumbianischen
Sicherheitskräfte eine Ausweitung ihrer Aktionen durchgeführt. Besonders in den
Gebieten, in denen die FARC-EP ihre soziale und politische Basis hat, dazu
zählt insbesondere die Region Cauca, ist eine massive Aufrüstung und
Intensivierung der militärischen Aktionen zu beobachten. Dies steht im
Gegensatz zu den Versprechen der FARC-EP, während der Friedensverhandlungen ein
Klima der Ruhe zu schaffen. Die Sechste Kampffront der FARC-EP steht so unter
dem Druck, sich gegen die Aggressoren verteidigen zu müssen. Damit soll von
Armee und Presse ein Bild geschürt werden, in denen die Guerilla als
Wortbrecher und als intern zerstritten dargestellt wird.
Was die Öffentlichkeit jedoch nicht erfährt, sondern nur die
leidtragende Bevölkerung der Region mitbekommt, sind die Tausenden von
Soldaten, die sich in den Gemeinden und Dörfern aufhalten und die Bevölkerung
schikanieren. Nicht nur die Kontrollpunkte, an denen Menschen und Fahrzeuge
regelmäßig kontrolliert werden, auch die Patrouillen provozieren nicht nur die
Aufständischen, sondern auch die Bevölkerung. Betroffen sind unter anderem die
Gemeinden Caloto, Corinto und Toribío, die schon seit Jahren versucht werden
von den staatlichen Sicherheitsorganen zurück zu erobern.
Auffallend und entgegen der internationalen Bestimmungen ist, dass das
Militär die Gemeinden und Dörfer und somit die lokale Bevölkerung als
Stützpunkte und menschliche Schutzschilde missbraucht. Noch im Frühjahr dieses
Jahres sorgte die Bevölkerung für Aufsehen, als sie auf die Militarisierung der
Region und indigenen Schutzgebiete aufmerksam machte. Mit der erneuten
Errichtung von Militärbasen ziehen sie sich wieder den Unmut der Bevölkerung
zu. Im Zuge der provokanten Militäraktionen gab es am 11. Dezember ein Gefecht
in dem Dorf Venadillo, welches zur Gemeinde Caloto gehört. Dabei wurde durch
eine Granate ein Zivilist getötet und ein anderer verletzt. Die FARC-EP
bedauert dies und drückt ihr Mitgefühl mit den Angehörigen aus.
Zum Schluss bekräftigen sie ihr Ziel nach einem dauerhaften und echten
Frieden für Kolumbien, der Seite an Seite mit der Bevölkerung geschaffen werden
soll. Die Regierung und die Armee werden aufgefordert, alle offensiven Aktionen
gegen die Aufständischen und die Zivilbevölkerung zu unterlassen. Weiterhin
wird festgestellt, dass die Sechste Kampffront die Anordnung des
Waffenstillstands des Sekretariats der FARC-EP umsetzen und einhalten, aber
auch auf Provokationen der Armee antworten wird.