12 Mai 2013

Druck und Repression im Südwesten Kolumbiens


Die kolumbianische Presse überschlug sich in den letzten Tagen mit der zynischen und freudigen Meldung, dass bei Militäroperationen zwischen den Provinzen Cauca und Nariño der Kommandeur der mobilen Kolonne „Jacobo Arenas“ Jorge Eliécer Zambrano Cardoso alias „Caliche“ getötet worden ist. Er starb zusammen mit sieben weiteren Guerilleros bei einem Angriff des Militärs. Während auf Kuba derzeit die Friedensgespräche stattfinden und nach einer politischen Lösung im Jahrzehnte andauernden bewaffneten Konflikt gesucht wird, intensivieren die staatlichen Sicherheitskräfte ihre Militäroperationen gegen die Guerilla. Doch nicht nur auf militärischer, sondern auch auf psychologischer Ebene wird der Krieg geführt. So sind es immer wieder die großen kolumbianischen Medien, die den Krieg gegen die Guerilla und Zivilbevölkerung rechtfertigen, ihr jegliche politische Legitimität absprechen und einen Keil in die Friedensbemühungen treiben wollen.

Mit dem Tod von Caliche ist eine der engsten Vertrauten von Pablo Catatumbo, der sich derzeit bei den Verhandlungen in Kuba aufhält, getroffen worden. Pablo Catatumbo gilt als eine der Führungspersonen in der FARC-EP und ist Mitglied des Sekretariats des Zentralen Generalstabs. Caliche war Mitglied im Zentralen Generalstab der FARC-EP und galt als Kommandeur eine der wichtigsten und aktivsten militärischen Einheiten innerhalb des westlichen Militärblocks „Alfonso Cano“, der mobilen Kolonne „Jacobo Arenas“, die vorrangig in den ländlich geprägten Gebieten von Valle del Cauca, Cauca, Nariño und Huila agiert. Mit dem Wandel der Militärstrategie, die historischen Gebiete der FARC-EP anzugreifen und spezielle aus Polizei und Militär bestehende mobile Einheiten einzusetzen, sind im Südwesten Kolumbiens die bewaffneten Auseinandersetzungen gestiegen.

Die der Regierung nahestehende Wochenzeitung „Semana“ berichtete am Wochenende, dass bei den letzten Schlägen des Militärs gegen die Guerilla die Einsatzfähigkeit der FARC-EP geschwächt wurde und seit der Durchführung der neuen Militärstrategie rund hundert Guerilleros demobilisiert, 61 gefangengenommen und 75 im Kampf getötet worden sind. Nach Schätzungen der Wochenzeitung befinden sich noch rund 1000 Kämpfer im Militärblock „Alfonso Cano“ unter Waffen. Zu den militärischen Strukturen innerhalb des Militärblocks gehören weiterhin die 6., 8., 29. und 64. Kriegsfront sowie die mobile Kolonne „Daniel Aldana“. Die Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, so werden regelmäßig Berichte der Streitkräfte über militärische Erfolge veröffentlicht, die eigenen Verluste aber verschwiegen.

Klagen gab es aus der Zivilbevölkerung, so wurde im Zuge der Militäroperationen von Massenverhaftungen, besonders von jüngeren Menschen, berichtet, die im Verdacht stehen, Mitglieder oder Sympathisanten der FARC-EP zu sein. Entsprechende Berichte gibt es aus der Stadt Puerto Tejada in der Provinz Cauca, wo an verschiedenen Tagen Jugendliche festgenommen, misshandelt und teilweise verurteilt worden sind. Mit dieser Repression ziehen sich die staatlichen Sicherheitskräfte nicht nur den Zorn der lokalen Bevölkerung zu, sondern sorgen auch für einen Kreislauf, so dass sich die Guerilla letztendlich keine Sorgen um Rekrutierung und Unterstützung machen muss. Die Provinz Cauca ist eine der historischen und sozialen Basen der FARC-EP.

Kommuniqué der FARC-EP zum Tod von Caliche