Die kolumbianische Presse überschlug sich in den letzten Tagen mit der zynischen
und freudigen Meldung, dass bei Militäroperationen zwischen den Provinzen Cauca
und Nariño der Kommandeur der mobilen Kolonne „Jacobo Arenas“ Jorge Eliécer
Zambrano Cardoso alias „Caliche“ getötet worden ist. Er starb zusammen mit
sieben weiteren Guerilleros bei einem Angriff des Militärs. Während auf Kuba
derzeit die Friedensgespräche stattfinden und nach einer politischen Lösung im Jahrzehnte
andauernden bewaffneten Konflikt gesucht wird, intensivieren die staatlichen
Sicherheitskräfte ihre Militäroperationen gegen die Guerilla. Doch nicht nur
auf militärischer, sondern auch auf psychologischer Ebene wird der Krieg
geführt. So sind es immer wieder die großen kolumbianischen Medien, die den
Krieg gegen die Guerilla und Zivilbevölkerung rechtfertigen, ihr jegliche
politische Legitimität absprechen und einen Keil in die Friedensbemühungen
treiben wollen.
Mit dem Tod von Caliche ist eine der engsten Vertrauten von Pablo
Catatumbo, der sich derzeit bei den Verhandlungen in Kuba aufhält, getroffen
worden. Pablo Catatumbo gilt als eine der Führungspersonen in der FARC-EP und ist
Mitglied des Sekretariats des Zentralen Generalstabs. Caliche war Mitglied im
Zentralen Generalstab der FARC-EP und galt als Kommandeur eine der wichtigsten
und aktivsten militärischen Einheiten innerhalb des westlichen Militärblocks „Alfonso
Cano“, der mobilen Kolonne „Jacobo Arenas“, die vorrangig in den ländlich
geprägten Gebieten von Valle del Cauca, Cauca, Nariño und Huila agiert. Mit dem
Wandel der Militärstrategie, die historischen Gebiete der FARC-EP anzugreifen
und spezielle aus Polizei und Militär bestehende mobile Einheiten einzusetzen,
sind im Südwesten Kolumbiens die bewaffneten Auseinandersetzungen gestiegen.
Die der Regierung nahestehende Wochenzeitung „Semana“ berichtete am
Wochenende, dass bei den letzten Schlägen des Militärs gegen die Guerilla die
Einsatzfähigkeit der FARC-EP geschwächt wurde und seit der Durchführung der
neuen Militärstrategie rund hundert Guerilleros demobilisiert, 61
gefangengenommen und 75 im Kampf getötet worden sind. Nach Schätzungen der
Wochenzeitung befinden sich noch rund 1000 Kämpfer im Militärblock „Alfonso
Cano“ unter Waffen. Zu den militärischen Strukturen innerhalb des Militärblocks
gehören weiterhin die 6., 8., 29. und 64. Kriegsfront sowie die mobile Kolonne „Daniel
Aldana“. Die Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, so werden regelmäßig
Berichte der Streitkräfte über militärische Erfolge veröffentlicht, die eigenen
Verluste aber verschwiegen.
Klagen gab es aus der Zivilbevölkerung, so wurde im Zuge der
Militäroperationen von Massenverhaftungen, besonders von jüngeren Menschen,
berichtet, die im Verdacht stehen, Mitglieder oder Sympathisanten der FARC-EP
zu sein. Entsprechende Berichte gibt es aus der Stadt Puerto Tejada in der
Provinz Cauca, wo an verschiedenen Tagen Jugendliche festgenommen, misshandelt
und teilweise verurteilt worden sind. Mit dieser Repression ziehen sich die
staatlichen Sicherheitskräfte nicht nur den Zorn der lokalen Bevölkerung zu,
sondern sorgen auch für einen Kreislauf, so dass sich die Guerilla letztendlich
keine Sorgen um Rekrutierung und Unterstützung machen muss. Die Provinz Cauca
ist eine der historischen und sozialen Basen der FARC-EP.
Kommuniqué der FARC-EP zum Tod von Caliche
Kommuniqué der FARC-EP zum Tod von Caliche