In einem Kommuniqué von FARC-EP und ELN wird erneut die Zusammenarbeit
zwischen beiden aufständischen Organisationen betont und die Militarisierung
und Ausbeutung der Region Bolívar im Magdalena Medio kritisiert.
„Inmitten der intensiven militärischen Operationen, beratend durch die
Nordamerikaner und mit der besten Technologie durchgeführt, unter dem angeblichen
Vorwand den kanadischen Ingenieur Jernoc Wobert des multinationales Unternehmen
Geo Explorer zu befreien, der durch ein Kommando der ELN in der Mine Casa de
Barro de Norosí im Süden von Bolívar festgenommen wurde, haben sich die
Befehlshaber der Kriegsfront Darío Ramírez Castro der ELN und des Blocks Magdalena
Medio der FARC-EP in einem brüderlichen und einigenden Umfeld getroffen, um die
akute Situation, die diese Regionen zu erleiden haben und um unsere politischen
und militärischen Aktionen in der Region zu analysieren.“
So beginnt ein Kommuniqué der beiden Guerillagruppen Kolumbiens FARC-EP
und ELN, das nun auf der Internetseite der FARC-EP veröffentlicht wurde und die
Zusammenarbeit zwischen Organisationen unterstreicht. Seit einigen Monaten
finden verstärkte Militäroperationen von staatlichen Sicherheitskräften und
paramilitärischen Gruppen in den Regionen Bolívar und Antioquia statt, um
angebliche entführte Personen zu befreien. Die militärischen Operationen, die
Gefahr des paramilitärischen Terrors und die Ausplünderung der natürlichen
Ressourcen mitsamt ihrer sozialen und ökologischen Folgen durch transnationale
Konzerne führen zu einer Zuspitzung der Lebenssituation der lokalen Bevölkerung.
Seit geraumer Zeit gibt es deshalb in diesen Regionen eine enge Kooperation in
der politisch-militärischen Arbeit der beiden Guerillagruppen.
In dem Kommuniqué werden alle Mitglieder und Unterstützer gegrüßt, die
sich mit dem Kampf der Guerilla solidarisieren. „Nur die Einheit, die Selbstkritik
und die Konsolidierung unserer Organisationen werden die Garanten für die Ziele
und Aufgaben sein, die wir Revolutionäre zum Aufbau einer neuen Gesellschaft brauchen.“
Der von Santos geförderte großflächige Bergbau und die damit verbundene
Ausplünderung der natürlichen Ressourcen führen für die lokale Bevölkerung zu
Elend, Vertreibung und Repression gegen jene, die sich dem widersetzen wollen. Den
lokalen Gemeinden werden der Bergbau oder landwirtschaftliche Tätigkeiten
verboten, um den großen Konzernen den bestmöglichen Profit zu sichern. Die
Repression gegen die organisierte Bevölkerung wird mittels Massenverhaftungen
sowie dem Verbrennen und Zerstören von ihren Werkzeugen und Läden durchgeführt.
„Wir begrüßen mit Optimismus die Annäherungen, die ELN und die
nationalen Regierung auf der Suche nach einem unblutigen Ausgang für die
gravierenden sozialen Probleme des Landes vorantreiben. Ebenso schätzen wir den
Umfang des bisher erreichten bei den Gesprächen zwischen der FARC und der
Regierung in Havanna, Kuba, und sind davon überzeugt, dass nur die Teilhabe der
Bevölkerung in diesem Rahmen den Erfolg in diesem komplexen Vorhaben
garantieren wird. Der Schlüssel zum Frieden liegt in der Macht des Volkes.“
Unterzeichnet ist das Kommuniqué von der Kriegsfront Darío Ramírez Castro der
ELN und dem militärischen Block Magdalena Medio der FARC-EP, dem mehrere
Kriegsfronten in der Region unterstehen.
Wie zu Zeiten des Plan Colombia versucht die Regierung Kolumbiens
mittels einer Militarisierung der Demokratie eine Kriegsführung durchzusetzen,
die zur Herstellung der “nationalen Sicherheit” dienen soll. Den Streitkräften
werden durch fadenscheinige Begründungen Sonderrechte und richterliche
Befugnisse gewährt, die sich nicht mit den elementaren Menschenrechten
vereinbaren. So gibt es präventive Festnahmen und die Schaffung von speziellen
Gegenden für Militäroperationen, in denen die Bevölkerung drangsaliert wird,
sich den Verordnungen von Militär und Polizei unterzuordnen, auch wenn diese
zum Beispiel die Aufgabe von Haus und Hof beinhalten. Die Bevölkerung wird als
Hauptfeind angesehen und volksnahe, gewerkschaftliche, linke und aufständische
Organisationen als deren Anstifter beschuldigt.
Mit den neuen Lokomotiven für die wirtschaftliche Entwicklung des
Landes, die im Besonderen den Bergbau und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen
betreffen, hat sich Präsident Santos ein Instrument geschaffen, um den
Neoliberalismus im Land weiter voranzutreiben und der auf der einen Seite zu
Profiten bei der Oligarchie und den Konzernen, aber auf der anderen Seite zu
Armut, Vertreibung und Repression bei der Bevölkerung führt. Die staatlichen
Sicherheitskräfte stellen sich somit unweigerlich auf die Seite der
Herrschenden und Ausbeutenden.