In
der Juliwoche vom 16.07. 2013 bis zum 20.7.2013 haben sich erneute Angriffe
gegen soziale und politische Bewegungen in Kolumbien zugetragen. Diese stehen
im Zusammenhang zu Gerichtsprozessen, die von sozialen und politischen
Bewegungen gegen transnationale Konzerne und ihre Machenschaften angestrengt
wurden.
Neben
Bedrohungen und Morddrohungen gegen Aktivisten und ihre Familienangehörigen,
gab es unter anderem auch Cyberattacken gegen alternative Internetmedien der sozialen
Bewegungen sowie einen Einbruch in das von REDHER betriebene Büro. Diese
Vorfälle zeugen ein Bild davon, wie schwer und gefährlich es in Kolumbien ist,
politische Arbeit zu betreiben und eine kritische Meinung zu äußern.
Viele
Organisationen sind voller Sorge über die Drohungen und die im Anschluss an die
Anhörungen
zur Förderung von Erdöl durch das transnationale Unternehmen Pacific Rubiales vom
13 Juli 2013 in der Gemeinde Puerto Gaitán im Bundesstaat Meta, stattgefunden
Vorfälle. Die Anhörung, und die dort per Audio und Video gesammelten
Zeugenaussagen und Beweise, sind Teil des ethisch-politischen Verfahrens gegen
transnationale Firmen, das demnächst in Bogotá stattfinden
wird.
Vorfälle:
Dienstag,
16. Juli: “Unser Beileid für den Verlust deiner Frau und deines
Sohnes”
Gerade
einmal 2 Tage nachdem die Anhörung in Puerto Gaitan beendet war, drangen
Unbekannte
in das Haus von Héctor Sánchez ein, einem der führenden Aktivisten der
Region.
Er hatte die Vorbereitungstreffen in den Gemeinden organisiert, mit denen für
die
Durchführung
der Anhörung gegen Pacific Rubiales geworben wurde. Die Unbekannten
hinterließen
ein Schreiben auf dem Esstisch, auf dem mit Buchstaben aus Zeitungspapier
folgende
Todesdrohung geschrieben war:
“Ruhe
in Frieden. Juan David und Costeña. Wir kennen jeden Schritt den du mit deiner
Familie
machst.
Es ist gut, dass du Hilfe suchst aber sie wird dir nichts nutzen. Wir wissen
auch, dass du
arbeiten
gehst. Such dir keinen bescheuerten Tod. Das gleiche gilt für deine Frau und
deinen Sohn.
Unser
Beileid für den Verlust deiner Frau und deines Sohnes. Hinterlasse keinen
vaterlosen Sohn
und keine
Witwe und werde auch selbst nicht Witwer.”
Mittwoch,
17. Juli: “Wir gehen in die Offensive gegen die USO”
Eine
Person mit dem Namen, Alex Iván Ortiz, die sich als Gewerkschaftsfunktionär der
“Vereinigung
der Arbeiter der Elektronikindustrie”, UTEN, eine Gewerkschaft die versucht
die
Erdölgewerkschaft USO und ihre Aktivitäten innerhalb der Erdölunternehmen zu
ersetzen,
kontaktierte verschiedene Medien in Verteidigung der Aktivitäten der Pacific
Rubiales
unter Berufung auf seine guten Beziehungen zum Unternehmen.
Im
Gespräch mit dem anerkannten Radiosender “Radio W”, in dem Pacific Rubiales
permanent
für sich wirbt, wies er mit Verweis auf nationale und internationale
Öffentlichmachungen
gegen das Unternehmen auf folgendes hin: “wir sind müde von
unserem
eigenen ruhigen Verhalten, wir gehen in die Offensive gegen die USO”. Eine
Bedrohung,
die vor dem Hintergrund der Praktiken des Verschwinden Lassen und
Ermorden
von Gewerkschaftsaktivisten der USO und dem derzeitigen Kontext der
Auseinandersetzung
gesehen werden muss.
Freitag,
19.Juli: Webseiten einiger einladenden Organisationen außer
Betrieb
Am
Freitag, einige Stunden nachdem die Webseite der Nachrichtenagentur Colombia
Informa
die Anklagen gegen Pacific Rubiales in Puerto Gaitán veröffentlicht hatte, ist
die
WEB-Seite
plötzlich ausgefallen, wodurch der Zugang zu der Information verhindert war.
Dasselbe
passierte mit anderen Internetseiten, die mit dem gleichen Server betrieben
werden.
Eine von ihnen ist die vom Congreso de los Pueblos, ein Netzwerk verschiedener
sozialen
Bewegungen und Gewerkschaften, die das Juicio Ético fördern, sowie die
Internetseite
des Solidaritätskomitees der politischen Gefangenen, über die ebenfalls
Informationen
erhältlich waren.
Auf
die gleiche Art und Weise hatte die Internetseite des Comité para los Derechos
Humanos
en
América Latina, eine kanadische NGO, die auf der Anhörung anwesend war,
unerklärbare
technische Probleme. Es wird eine Hackerangriff vermutet, der die
Aktualisierung
der Seite seit dem 19.07.2013 verhindert. Die letzte Nachricht, die dort
veröffentlicht
war, war die Ankündigung der Beteiligung von CDHAL an der Anhörung.
Samstag,
20. Juli: Einbruch in das Haus der Red de Hermandad y
Solidaridad
con Colombia (REDHER)
Am
vergangenen 20. Juli wurde in das Haus der REDHER eingebrochen. REDHER ist
eine
der Vereinigungen, die zusammen mit der USO die Anhörung in Puerto Gaitan
organisiert.
Am
Samstag, den 19.07 am frühen Morgen, drangen Unbekannte ins Haus der REDHER
ein,
ohne dabei die Türschlösser aufzubrechen. 4 Computer, 3 Lap-Tops, ein Scanner
und
ein
Fotoapparat der Organisation wurde gestohlen.
Gestohlen
wurden außerdem persönliche Gegenstände von Personen, die gerade dort
leben
und arbeiten. Diese Gegenstände sind 2 Aufnahmegeräte, 2 Lap-tops und ein
Fotoapparat
von einem argentinischen Delegierten der Frente Dario Santillán und einer
kanadischen
Delegierten des Comité por los derechos humanos en America Latina – CDHAL,
die
zum Zeitpunkt des Einbruchs im Haus schliefen.
Das
gestohlene Material wurde für die Dokumentierung der Anhörung in Puerto Gaitán
verwendet,
und enthielt Beweise, die bei der Anhörung präsentiert wurden.