"Heute erinnern wir an den Kommandanten Jacobo Arenas in seiner
23-jährigen Abwesenheit." Mit diesen Worten begann der FARC-EP
Kommandierende und Leiter der Friedensdelegation Iván Márquez am 10.
August 2013 eine Gesprächsrunde und zugleich eine Antwort auf die
Äußerungen des Generals der kolumbianischen Armee, der die Guerilla als
geschlagen und demoralisiert bezeichnet.
„Eine Guerilla, die in der Relation in Zahlen und Technologie der
größten bekannten Offensive gegen Aufständische in der amerikanischen
Geschichte widerstanden hat, kann keine demoralisierte Guerilla sein,
Herr General ...“, so die Aufständischen in einer offiziellen Erklärung
mit dem Namen „Die Worte von General Mantilla“, die in auf verschiedenen
Webportalen der Guerilla veröffentlicht wurde. General Sergio Mantilla
ließ in verschiedenen Medien verlautbaren, dass die FARC-EP am Ende sei
und der Krieg bald vorüber. Immer wieder in den letzten Jahren ließen
Präsidenten oder Offizielle der Armee verkünden, dass die Guerilla
geschlagen sei. Die Realität sieht anders aus.
Auch wenn die FARC-EP in den letzten Jahren aufgrund der Aufrüstung
der Streitkräfte in einigen Gebieten zurückgedrängt wurde und wichtige
Führungspersonen ihr Leben verloren, so hat sie sich in anderen Gebieten
und in der politischen Arbeit konsolidiert und verstärkt. Mit der
Strategie des Ausbaus der politischen Arbeit in den verschiedenen
sozialen und politischen Bewegungen hat die Guerilla ihren Einfluss in
der Bevölkerung ausgebaut. Die Milizen, die Bolivarianische Bewegung
(MB) oder die Kommunistische Untergrundpartei (PCCC) als politische Arme
der FARC-EP reichen in die verschiedenen Instanzen und politischen
Organisationen. Auch wenn es die Regierung oder die Armee nicht
anerkennen will, die Guerilla ist weit in der Bevölkerung verankert und
das wissen sie auch. Nicht umsonst gibt es einen Friedensprozess
zwischen Regierung und Guerilla.
Eher kann man an der Schlagkraft der Aufstandsbekämpfung der Armee
zweifeln, die hochgerüstet und unterstützt durch die USA seit
Jahrzehnten versucht, die Guerilla zu besiegen. Doch soziale und
politische Probleme kann man nicht militärisch lösen. Und solange es
soziale und politische Missstände im Land gibt, solange wird auch die
Guerilla ihre Existenzberechtigung haben.
Viele Offiziere mit langjährigen Erfahrungen der kolumbianischen
Armee gehen ins Ausland, bevorzugt in den Nahen Osten, um dort ihr Geld
unter besseren Bedingungen zu verdienen, weil sie in Kolumbien keinen
Krümel dafür bekommen, dass sie hier ihr Lebens aufs Spiel setzen.
Wie viele Soldaten und Angehörige protestieren zurzeit gegen die
Zustände bei der Armee und die schlechte Bezahlung. Wehrdienstpflichtige
und einfache Bauern und Arbeiter, zu Soldaten gemacht, werden für die
Interessen der Oligarchie und der transnationalen Konzerne missbraucht.
Sie kämpfen nicht für die Befreiung Kolumbiens, sondern sie opfern ihr
Leben für einige wenige reiche Menschen. Ihnen gegenüber stehen auf
Seiten der Aufständischen auch Bauern und Arbeiter, einfache Menschen,
die für ein besseres und gerechtes Kolumbien kämpfen. Es ist für viele
Soldaten ein sinnloser Krieg gegen Landsleute. Die Stimmung ist
schlecht, wenn man die einfachen Soldaten in den abgelegenen Provinzen
fragt. Und seit 50 Jahren hört die Bevölkerung dieselben
Lügengeschichten von Präsidenten und Generälen.
Die Presse, als Teil der Oligarchie und Führungsschicht, ist der
andere Part dieser unsäglichen Propaganda, denn sie bieten den Raum, um
Hetzkampagnen und Diffamierungen in die Bevölkerung zu tragen.
Unüberlegt und oftmals aus purem Eigeninteresse werden Falschmeldungen
über die Guerilla inszeniert und in die Welt gesetzt. Auf der anderen
Seite gibt es für kritische Medienarbeit und Journalismus sowie für die
Erklärungen und Darstellungen der Guerilla keinen oder nur
eingeschränkten Platz in der Medienlandschaft. Es gibt kein Interesse an
einer kritischen Aufarbeitung des Konflikt und der sozialen und
politischen Probleme im Land. Doch die Menschen sind nicht dumm und
wissen genau, was um sie herum passiert. Und sie wissen auch, ein Volk
in Waffen ist nicht besiegbar.
Timoleón Jiménez über die Worte von General Mantilla und Präsident Santos
Friedensdelegation der FARC-EP an General Mantilla