Iván Márquez, Chefunterhändler der FARC-EP in den
Friedensgesprächen mit der Regierung in Kuba, erklärt, dass die Guerilla in
Havanna ist, um eine Lösung zu finden , die den kolumbianischen Konflikt beendet.
Außerdem sagt er, dass die Guerilla nicht einseitig die Waffen niederlegt, die
Linke im Land vereint kämpfen müsse und dass er mit einer Beteiligung der
Guerilla ELN am Verhandlungstisch einverstanden wäre.
In einem Interview mit dem Radiosender RCN wird Iván
Márquez zu verschiedenen Themen gefragt.
"Wir sind in Havanna, um eine Vereinbarung zu
suchen, die zur Beendigung des Konflikts in Kolumbien führt ", sagte der
Chefunterhändler der Friedensdelegation der FARC-EP in dem Interview. Außerdem appelliert er an soziale
Organisationen und Parteien, sich gemeinsam gegen die Feinde des Friedens zu
stellen. Die FARC-EP suchen direkt den Kontakt zu den sozialen und politischen
Organisationen und räumen der Guerillabewegung ELN ein, ebenfalls am Verhandlungstisch
Platz zu nehmen. Dies hängt jedoch davon ab, was das ELN und die Regierung
davon hält.
In Bezug auf eine Niederlegung der Waffen gibt er sich
sehr reserviert. Die FARC-EP analysiert
zwar andere Konflikte in der Welt und hat sich unter anderem mit einer
Delegation aus Irland getroffen, aber die Erfahrungen aus der Geschichte zeugen
von Vorsicht. Der Frieden braucht seine Zeit, sagt er, ein schlecht gemachter
Frieden ist schlimmer als der Krieg. Der fünfte Punkt der Verhandlungsagenda,
jener der Opfer des Konfliktes, soll dann besprochen werden, wenn der Moment
gekommen ist. Ein Punkt, der schon von der FARC-EP öffentlich gemacht wurde,
ist die Bildung einer Kommission der historischen Verantwortung, in der die
Menschen und die Opfer beteiligt werden sollen.
Während der Verhandlungen beharren die FARC-EP auf eine
verfassungsgebende Nationalversammlung als Instrument der Legitimität. Sie soll
Ausdruck des Friedensabkommens sein, eines politischen Abkommens mit
institutionellen Veränderungen und einer Diskussion mit allen. Ziel der
Guerilla ist der Übergang zu einem demokratischen System in der die FARC-EP und
alle anderen Menschen und Organisationen teilhaben können. Auch hierzu gibt es
noch Gespräche mit der Regierung. Die Anerkennung der Rechtsstellung der Unión
Patriótica durch die Regierung ist ein erster Schritt in diese Richtung, auch
wenn er sehr spät kommt. Wichtig sind Garantien des Staates für die Sicherheit
einer politischen Beteiligung. Hier gibt es bereits Überlegungen an einer
möglichen Beteiligung der FARC-EP und einer Verschiebung der bevorstehenden
Wahlen.
Am Ende werden Fragen aus der
ländlichen Thematik diskutiert. Zur Krise in Catatumbo sagt er, dass es nicht
gut ist die Proteste der Bauern durch Infiltration seitens der FARC-EP zu stigmatisieren.
Die Schutzzonen für Bauern, für welche unter anderem in Catatumbo gekämpft
wird, gehören jedoch legalisiert. Mit diesen Agrar-Schutzzonen sollen keine
unabhängigen Republiken abseits des Gesetzes entstehen, sondern Gebiete, in
denen die Bevölkerung am kulturellen, politischen, sozialen und
wirtschaftlichen Leben mitbestimmen kann. Diese Zonen müssen behutsam und unter
der Teilhabe der lokalen Gemeinden entwickelt werden, so der Chefunterhändler
der FARC-EP.