Aus Havanna wird heute berichtet, dass sich in einer gemeinsamen
Erklärung („Comunicado Conjunto Numero 5“) der Delegationen von
Regierung und FARC-EP im Zuge der Friedensverhandlungen, auf ein erstes
öffentliches Forum geeinigt wurde. Dieses Forum mit Namen „Politik einer
integralen landwirtschaftlichen Entwicklung“ soll von den Vereinten
Nationen in Kolumbien und der Nationalen Universität des Landes vom 17.
bis 19. Dezember in Bogotá einberufen werden. Damit wird der erste Punkt
der Agenda der Friedensverhandlungen in die Öffentlichkeit getragen.
Am 8. Januar 2012 sollen die Ergebnisse des Forums durch die beiden
genannten Institutionen präsentiert werden.
Die Landfrage und das
Agrarthema gelten als zentrale Punkte in den Gesprächen und im über
Jahrzehnte währenden Konflikt Kolumbiens.
Link zur Erklärung (Spanisch)
Link zur Agenda der Friedensgespräche
Link zu Agrarthemen auf KolumbienInfo
Dokumente und Kommuniqués der FARC-EP
26 November 2012
25 November 2012
Dialog, Bedrohungen und mehr...
Es folgt eine
Zusammenfassung der aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang der
Friedensverhandlungen in Kolumbien zwischen Regierung und der
FARC-EP.
Die
Friedensverhandlungen zwischen der FARC-EP und der Regierung
Kolumbiens haben nun in Kuba begonnen und das erste Thema, die
Landfrage, wurde auf die Agenda gesetzt. Bei der Landfrage handelt es
sich um das wohl zentrale und entscheidende Thema, welches zur
Beseitigung des bewaffneten Konflikts dient. Sowohl Humberto de la
Calle, Verhandlungsführer der Regierung, als auch Iván Márquez,
Verhandlungsführer der Guerilla, betonen die Wichtigkeit dieses
Themas. Mit der Landfrage brach der Konflikt los und mit der
Landfrage wird der Konflikt auch nur zu beenden sein. Die FARC-EP
sieht sich in diesem Thema als Vertreter der Landlosen, Bauern und
Indígenas. Sie verurteilen die Landvergabe und den illegalen
Landbesitz durch Großgrundbesitzer und transnationale Konzerne. Sie
verurteilen die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, ohne dass die
Einnahmen dem Staat und der lokalen Bevölkerung zu Gute kommen.
Ergebnisse aus den Verhandlungsrunden werden vorerst nur wenige
erwartet, da beide Seiten Stillschweigen im Rahmen der Gespräche
vereinbart haben.
Kritik gab es Ende
der Woche vom in einem Kommuniqué des Zentralen Generalstab der
FARC-EP an der Polizei und den staatlichen Sicherheitskräften, die
mit Druck und Erpressung von den Familienmitgliedern der Guerilleros
die jeweiligen Aufenthaltsorte der Revolutionäre wissen wollen.
Mittels Methoden eines schmutzigen Krieges und die der Paramilitärs
bedrohen sie die Familienmitglieder, kommen uniformiert oder in Zivil
und drohen zum Beispiel, ihnen das Sorgerecht für ihre
minderjährigen Kinder zu entziehen, wenn sie keine Informationen
geben. Dieses Verhalten steht in einem eklatanten Gegensatz zum
internationalen Menschenrecht, gibt aber symptomatisch die derzeitige
Situation der staatlichen Sicherheitsbehörden wieder. Daher ruft der
Zentrale Generalstab der FARC-EP alle Kolumbianer, alle
Organisationen zum Schutz der Menschenrechte und alle internationalen
Organisationen auf, die Wachsamkeit und den Schutz von Revolutionären
und Führern der sozialen und politischen Bewegungen zu erhöhen, die
durch den kolumbianischen Staat bedroht werden.
Zudem
bat die FARC-EP den US-Präsidenten Barack Obama, alles in seiner
Macht stehende zu unternehmen, um den inhaftierten Guerillero Simón
Trinidad die Teilnahme an den Friedensgesprächen in Havanna zu
ermöglichen. „Die US-Regierung würde mit dieser Geste der
Menschlichkeit einen immensen Beitrag zum Frieden in Kolumbien
beitragen“ teilte Rodrigo Granda alias Ricardo Téllez in einer am
Freitag verlesen Erklärung der Guerilla in Havanna mit. Er wünschte
dem nordamerikanischen Volk viel Erfolg auf dem Weg zu einem
dauerhaften Frieden und betonte, dass die FARC-EP wenige Tage vor
seiner Wiederwahl ein besonderes Augenmerk auf die Worte des
Präsidenten in Bezug auf den Frieden in Kolumbien legen.
„Simón Trinidad“, dessen richtiger Name Juvenal Ovidio Ricardo Palmera Pineda ist, wurde im Dezember 2004 auf Antrag der USA ausgeliefert und Anfang 2008 zu 60 Jahren Haft wegen Drogenhandels verurteilt. Er ist hochrangiger Kader und Revolutionär der FARC-EP und nahm unter anderem als Mitglied des Zentralen Generalstab des Karibischen Militärblocks an den Friedensverhandlungen von Caguán teil. Im Januar 2004 wurde er in Quito (Ekuador) festgenommen und später ausgeliefert. Seit dem ist er in den USA ein politischer Gefangener. Trotz seines Status als Gefangener, wählte ihn die FARC-EP als einen Delegierten der Verhandlungskommission mit der kolumbianischen Regierung.
„Simón Trinidad“, dessen richtiger Name Juvenal Ovidio Ricardo Palmera Pineda ist, wurde im Dezember 2004 auf Antrag der USA ausgeliefert und Anfang 2008 zu 60 Jahren Haft wegen Drogenhandels verurteilt. Er ist hochrangiger Kader und Revolutionär der FARC-EP und nahm unter anderem als Mitglied des Zentralen Generalstab des Karibischen Militärblocks an den Friedensverhandlungen von Caguán teil. Im Januar 2004 wurde er in Quito (Ekuador) festgenommen und später ausgeliefert. Seit dem ist er in den USA ein politischer Gefangener. Trotz seines Status als Gefangener, wählte ihn die FARC-EP als einen Delegierten der Verhandlungskommission mit der kolumbianischen Regierung.
Am Freitag teilte
die 36. Kampffront der FARC-EP mit, dass die von ihr zerstörten
Kommunikationsmasten in der Provinz Antioquia, auf ein
Kommunikationsproblem zurückzuführen sind. Natürlich werde von
allen Einheiten der Guerilla der Waffenstillstand eingehalten, aber
manchmal dauert die Kommunikation zu den in den ländlichen Gebieten
operierenden Einheiten etwas länger. Außerdem wird in dem
Kommuniqué darauf hingewiesen, dass auch den Medien eine
Verantwortung im Friedensprozess zuteil kommt. Generell kann in
Kolumbien bemerkt werden, dass die Massenmedien häufig versuchen,
die Verhandlungen und Aktionen der Guerilla in einem schlechten Licht
darstellen zu lassen. Diese Diskreditierung wird immer wieder von der
Guerilla angemahnt, da somit keine Basis für Gespräche und Frieden
geschaffen werde.
19 November 2012
FARC-EP verkündet zweimonatige Kampfpause
Das Sekretariat der
FARC-EP, welches den Wunsch nach Frieden aus den verschiedensten
Sektoren des kolumbianischen Volkes anerkennt, ordnet die
Guerilla-Einheiten im ganzen Land zur Einstellung aller Arten von
offensiven militärischen Operationen gegen Regierungstruppen und
Sabotageaktionen gegen die öffentliche oder private Infrastruktur in
der Zeit zwischen dem 20. November 2012 bis zum 20. Januar 2013.
Das Sekretariat der
FARC-EP trifft damit eine politische Entscheidung und zeigt den
Willen, einen festen Beitrag zur Stärkung des Klimas der
Friedensgespräche für beide Parteien zu zeigen und um den Dialog zu
beginnen, der gemäß aller Kolumbianer zum Frieden führen soll.
Nach den vorangegangen Entscheidungen ist dies ein weiteres Beispiel
für den Wunsch danach, ein politisches Umfeld und Klima zu schaffen,
in der die Fortschritte bei den Gesprächen zu einem echten Frieden
beitragen sollen um den sozialen und bewaffneten Konflikt zu beenden.
Weiterhin spricht sich die FARC-EP gegen die kapitalistische Konzentration und Zentralisierung von Vermögen und Einkommen, gegen den Verkauf von Landflächen an multinationale Konzerne, gegen soziale Ausgrenzung und Verfolgung, Unterdrückung und Blutvergießen der Armen aus. Die Privatisierung des staatlichen Eigentums und des öffentlichen Dienstes muss ein Ende haben, es darf nicht weiter bei den sozialen Investitionen gekürzt werden.
Weiterhin spricht sich die FARC-EP gegen die kapitalistische Konzentration und Zentralisierung von Vermögen und Einkommen, gegen den Verkauf von Landflächen an multinationale Konzerne, gegen soziale Ausgrenzung und Verfolgung, Unterdrückung und Blutvergießen der Armen aus. Die Privatisierung des staatlichen Eigentums und des öffentlichen Dienstes muss ein Ende haben, es darf nicht weiter bei den sozialen Investitionen gekürzt werden.
Schluss mit dem Feuer und den
Kampfhandlungen seitens der Regierung!
18 November 2012
Caquetá - Kriegsregion in Kolumbien
Die Region Caquetá war und ist ein Epizentrum der
verschiedenen Militärpläne, die es in der Geschichte Kolumbiens gab und gibt.
Dazu gehören in der jüngsten Vergangenheit der „Plan Colombia“, der „Plan
Consolidación“ und aktuell der Militärplan „Espada de Honor“ (Schwert der
Ehre). Vorrangig dienen diese Pläne zur Bekämpfung der Aufständischen, auch
wenn andere Gründe, wie zum Beispiel die Drogenbekämpfung, vorgeschoben werden.
Für die Bevölkerung und die Guerilla ist es eine Form des Staatsterrorismus,
der gerade verhandelte Frieden ist für sie weit weg.
Caquetá ist eine der letzten entstandenen Departments in
Kolumbien. Erst am 15. Dezember 1981 ist die Region des Amazonastieflandes auf
Grundlage des Gesetzes 78 gegründet worden. Caquetá befindet sich im Süden des
Landes, hat eine Fläche von 88.965 km² und ist damit die größte Provinz.
Innerhalb der Provinz gibt es 16 Gemeindebezirke, in denen Städte oder große
Orte den politischen Mittelpunkt bilden. Florencia mit seinen 160.000
Einwohnern ist nicht nur ein Gemeindebezirk, der 1912 gegründet wurde, sondern
zugleich auch die Hauptstadt der Provinz. Weiter Bezirke sind San Vicente del
Caguán (1950), Belén de los Andaquíes (1950), La Montañita (1955), El Paují
(1967), El Doncello (1967), Puerto Rico (1967), sowie die Gemeindebezirke, die
1985 entstanden sind (Albania, Cartagena del Chairá, Curillo, Milán, Morelia,
San José del Fragua, Solano und Valparaíso). Zuletzt wurde der Gemeindebezirk
Solita im Jahr 1994 gegründet. Insgesamt leben in der Provinz mehr als 420.000
Menschen.
Caquetá gilt als eine der regenreichsten Regionen
Kolumbiens. Die Durchschnittstemperatur beträgt 25 Grad Celsius, wobei die heißen
Monate zwischen Dezember und Februar liegen. Aufgrund der Topografie, die
Region liegt zwischen den Anden mit Höhen bis zu 3000 Metern, dem amazonischen
Tiefland mit maximalen Höhen von 300 bis 900 Metern sowie den Llanos, einem
savannenartigen Flachland, gibt es große Flora und Fauna. Durchflossen wird die
Provinz durch verschiedene große Flüsse, die als Ziel den Amazonas haben. Die
wichtigsten Flüsse sind der Caquetá, der Putumayo, der Vaupés und der Fluss
Caguán. Doch nicht nur das Wasser ist der unermessliche Reichtum der Region, in
Caquetá sind mehr als 2100 Arten von Wirbeltieren bekannt, darunter 150 Arten
von Amphibien, über 1000 Fischarten und mehr als 260 Arten von Säugetieren,
hinzu kommt eine artenreiche Pflanzenwelt mit mehr als 930 Bäumen, 120 Palmen
oder mehr als 50 Lianen.
Die Wirtschaft Caquetás liegt vor allem in der
Landwirtschaft und in der Viehzucht. Auch die Forstwirtschaft, die Fischerei
sowie sonstige kleine Gewerbe und Dienstleistungen bilden das wirtschaftliche
Rückgrat. Lagerstätten von Bodenschätzen sind bisher nicht bekannt. Das
Straßennetz befindet sich vor allem im Westen des Landes und besteht aus
Straßen, die in einem schlechten Zustand oder nicht asphaltiert sind. Der
Zugang zu den sozialen Dienstleitungen ist besonders auf dem Land sehr
schlecht, die Arbeitslosenquote liegt bei rund 25%. Während 1973 noch 69% der
Bevölkerung auf dem Land lebten, waren es im Jahr 1993 nur noch rund 55% und im
Jahr 2004 schließlich nur noch 51%.
Auf den ersten Blick erscheint diese Landflucht etwas
Natürliches in Lateinamerika und Kolumbien zu sein. Doch was diese Zahlen nicht
widerspiegeln, sind die permanente Vertreibung der ländlichen Bevölkerung
aufgrund des bewaffneten Konflikts und der Militäroperationen der staatlichen
Streitkräfte. Die diversen Militärpläne, die eingangs kurz namentlich erwähnt
wurden, haben insbesondere in den letzten 10 Jahren zu einer Flucht in die
Städte wie Florencia und Neiva, aber auch nach Bogotá und Villavicencio
geführt. Einschüchterung, Bedrohungen, gewaltsame Aufgabe des vormals eigenen
Landes, Vertreibung und Morde sind an der Tagesordnung. Die Pläne, die der
Öffentlichkeit als Militärpläne gegen die Aufständischen der FARC-EP, den
Drogenhandel und die Erhöhung der Präsenz der staatlichen Sicherheitskräfte
verkauft werden, richten sich aber hauptsächlich gegen die Zivilbevölkerung.
Oft wird die Zivilbevölkerung als heimliche Unterstützer der Guerilla angesehen
und demzufolge auch so behandelt. Zuletzt war die Region im Mai dieses Jahres
in den Schlagzeilen, als der französische Journalist Langlois, der für einem
Monat Gefangener der FARC-EP war, berichtete, dass große Teile der Bevölkerung
hinter der Guerilla stehen und diese in weiten Teilen eine politische und
soziale Macht ausübt.
Die FARC-EP hat hier in Caquetá eine ihrer großen
sozialen Basen. Besonders im Norden an der Grenze zu Meta, im Westen an der
Grenze zu Huila und im Süden an der Grenze zu Putumayo gibt es großen Zuspruch
aus der Bevölkerung. Seit fast über35 Jahren ist die FARC-EP in der Region
verankert. Ende der 70er Jahre, also noch vor der Neustrukturierung der
Guerilla während der sechsten Konferenz (1978) und siebten Konferenz (1982),
war die FARC-EP mit zwei Fronten in Caquetá vertreten. Die erste Front unter
dem Kommando von „Argemiro“ und die dritte Front in der Region „El Pato“ unter
der Kommando von „Corsario“. Wie stark der Rückhalt auch heute noch für die
Aufständischen ist, verdeutlicht die Summe der verschiedenen Kampffronten. Mit
der 3., 14., 17., 49., 62., 63. Kampffront und der mobilen Kolonne „Teófilo
Forero“ gibt es viele Kampf- und Unterstützungsstrukturen, die sich auf ein
großes Netz von Milizionären verlassen können. Während der
Friedensverhandlungen von 1998 bis 2002 entstand im Norden von Caquetá und im
Süden von Meta die entmilitarisierte Zone mit dem Hauptort San Vicente del
Caguán. Die historisch gewachsene Verbindung der Guerilla mit der Bevölkerung
ist der Regierung immer ein Dorn im Auge gewesen, deswegen wurde die
Militärpräsenz seit dem Plan Colombia deutlich erhöht.
![]() |
Guerilleros der FARC-EP in San Isidro |
Unter dem Vorwand der Aufstandsbekämpfung und der
Zerstörung der Drogen werden die Bauern, aber auch die Wortführer der sozialen
Bewegungen vertrieben. Die Strategie ist es zum einen, der Guerilla die soziale
Basis zu entziehen und zum anderen, den Weg für potentielle Investoren und
Konzerne frei zu machen. Immer wieder kommt es aus der Bevölkerung zu den
Vorwürfen, dass nach den Militäroperationen paramilitärische Gruppen versuchen,
das Vakuum auszufüllen. Diese stehen dabei im Dienst der agrarindustriellen
Konzerne oder der Großgrundbesitzer. Auch wenn die Sprühungen mit Pestiziden
von ganzen Landstrichen zurückgegangen sind, so werden aus dem Norden von
Caquetá immer noch regelmäßige Operationen aus der Luft gemeldet. Hierbei
werden nicht nur vermeintliche Kokapflanzungen, sondern auch alle umliegenden
Felder von Nahrungsmitteln wie Mais, Yucca oder Bananen zerstört. Historischer
Höhepunkt der Militäroperationen war die Zerstörung der Infrastruktur im Zuge
der Rückeroberung der entmilitarisierten Zone nach den gescheiterten
Friedensverhandlungen von Caguán im Jahr 2002, als nicht nur Felder, sondern
auch Straßen und Brücken zerstört wurden. Die einheimische Bevölkerung sah dies
damals als Kollektivstrafe an, doch selbst heute noch werden Personen diskriminiert
und stigmatisiert, wenn sie in Vierteln oder Häusern leben, die einst von der
FARC-EP gebaut wurden.
Die Repression gegen die Zivilbevölkerung ist nicht
weniger geworden. Im Gegenteil, in den zurückliegenden Jahren bildete sich in
der Provinz Caquetá ein „antikommunistische“ Bewegung, welches sich aus der
extremen Rechten zusammensetzt. Unterstützt wird dieser lose Zusammenschluss
von den Regierungsstellen und lokalen Oligarchen. Mit der Schaffung von
paramilitärischen Einheiten oder mit Bedrohungen und Anschlägen auf Wortführer
der Organisationen von Bauern und Indígenas soll ein Klima der Angst geschaffen
werden, welches bis zur Vertreibung oder Ermordung von politischen Engagierten
reicht. Ziel ist es, den Widerstand der sozialen und politischen Bewegungen zu
brechen. Im direkten Zusammenhang kann das Erscheinen einer
„antikommunistischen“ Bewegung mit dem Militärplan „Espada de Honor“ gesehen
werden, der die aufständische Bewegung schwächen soll.
Stützpunkte und Kontrollstellen von Militär und Polizei
werden von der einheimischen Bevölkerung immer als Bedrohung angesehen. Der
Bevölkerung wird verkauft, dass die Sicherheitskräfte zum Schutz der
Bevölkerung in der Region anwesend sind. Doch schnell bekommen sie mit, dass
sie bei gewöhnlichen Problemen wie Raub, Diebstahl oder Übergriffen von
paramilitärischen Einheiten kein Gehör finden. Das Vertrauen der Bevölkerung
ist gering in die Sicherheitskräfte. Stattdessen erleben sie diese bei
Hausdurchsuchungen, Kontrollen und Befehlen, wie zum Beispiel dem Verbot der
Mobilität ohne Genehmigung durch die staatlichen Sicherheitsbehörden. Diese
Schikanen und Repressionen hängen vor allem damit zusammen, dass sich die
Sicherheitskräfte nicht mit der Bevölkerung und ihrer Probleme identifizieren,
sondern sie als potentielle Gegner angesehen und auch so behandelt werden.
Erschwerend hinzukommen Umweltverschmutzungen und illegale Landnahme durch
Militär und Polizei, die per Gesetz aus anderen Regionen Kolumbiens kommen und
nie aus der lokalen Gegend. Von daher haben die staatlichen Sicherheitsorgane
den Charakter einer Besatzungsarmee. Diese Einschränkungen und Probleme dürfen
aber nicht thematisiert werden, weil die Kritiker sonst als Unterstützer der
Guerilla gilt.
Die Macht der staatlichen Sicherheitskräfte ist jedoch
begrenzt. Wer zum Beispiel auf der wichtigen Verbindungsstraße von San Vicente
del Caguán über Florencia nach Süden bis zum Rio Caquetá unterwegs ist, wird an
Brücken und in den meisten Ortschaften Stütz- und Kontrollpunkte von Militär
und Polizei feststellen können. Diese wurden im Zuge des Plan Patriota bei der
Rückeroberung großer Landstriche nach 2004 errichtet. Faktisch besagt der Plan
aber nur die Deutungshoheit über strategisch wichtige Orte und Straßen. Oft
sind einige Kilometer jenseits der Straßen die unsichtbaren Grenzen zwischen
Staatsgebiet und dem kontrollierten Gebieten der FARC-EP. Diese Grenzen werden
selbst von den Soldaten akzeptiert, die nur selten in jene Gebiete vordringen.
Ein ausgeklügeltes System von Milizen sowie die Bevölkerung selbst informieren
außerdem die Guerilleros der FARC-EP über Truppenbewegungen oder Operationen.
Selbst infrastrukturell gut erschlossene Landstriche wie östlich von Florencia
(z. B. Montañita und El Paujil) oder westlich von San Vicente del Caguán
(Puerto Rico) gelten als Hochburgen der Aufständischen, die sich zudem auf die
peripheren Gebiete abseits der strategisch wichtigen Straßen und Orte berufen
können (z. B. Cartagena del Chairá).
Besonders im Zuge der Vorbereitungen zu den
Demonstrationen am 1. Mai oder bei Protesten der Bauern (erinnert sei hier an
die Märsche der Koka-Bauern) und Menschenrechtsgruppen (staatliche Gewalt gegen
soziale und politische Bewegungen) spielt die FARC-EP eine wichtige Rolle in
der Mobilisierung. Besonders in den Dörfern genießen die Guerilleros und
Milizen ein gutes Ansehen aufgrund der politischen Bildung, Erfahrung und
Organisation. Politische Prozesse werden der Bevölkerung erklärt und
anschließend versucht den Konflikt öffentlich zu machen. Wo der Staat nicht präsent
ist oder sein will, da werden die Aufgaben von der Guerilla übernommen.
Korrupte Bürgermeister (häufig im Dienst der Oligarchie) werden von der FARC-EP
bestraft und abgesetzt, Kredite an Bauern verteilt (Bauern bekommen sonst keine
staatliche und finanzielle Unterstützung) und eine Rechtsprechung durchgeführt,
die auf dem System der Schlichtung und
Schiedsverfahren beruht. In ländlichen Gebieten gibt es Sanitätsbrigaden, die
Aufgaben der Gesundheitsfürsorge übernehmen. Es ist daher nicht verwunderlich,
dass die soziale und politische Verankerung der Guerilla in Caquetá immer noch
aktuell ist, wo der Staat nur noch militärisch präsent ist und seine
eigentlichen Pflichten vernachlässigt.
12 November 2012
Kolumbien und der revolutionäre Kampf
Eine der wertvollsten Eigenschaften, die einen
Revolutionär oder eine revolutionäre Organisation ausmachen ist die
internationale Solidarität und das Einsetzen für die Rechte der entrechteten
Bevölkerungsschichten. Der revolutionäre Internationalismus ist es, der
Solidarität mit all jenen Organisationen zeigt, die sich unabhängig von der
Form und Art des Kampfes gegen den Kapitalismus auflehnen. In diesem
Zusammenhang widmet sich dieser Artikel den Revolutionären Streitkräften
Kolumbiens (kurz FARC-EP), der größten aktiven Volksarmee weltweit und in der Männer und Frauen organisiert
sind, die ihr Leben gewidmet haben für die gerechteste und ehren werteste
Sache, die Menschheit von kapitalistischer Unterdrückung zu befreien.
Im
Gegensatz zu den Erfahrungen der Menschen in vielen ländlichen Regionen
Kolumbiens, erleben wir in Europa einen permanenten Angriff auf diese
Volksarmee. Die politischen und sozialen Ziele werden in Frage gestellt,
Sympathien für die FARC-EP sollen unterdrückt und die Idee einer Revolution
stigmatisiert werden als Terror und Kampf ohne Ideale. Das Schlimme daran ist,
das selbst vermeintliche revolutionäre und linke Organisationen die Vorwürfe
und Verurteilungen übernehmen ohne die realen Zusammenhänge zu begreifen. Die
FARC-EP sind eine politisch-militärische Organisation, die sicherlich keinen
Heiligenschein besitzt. Viele Dinge sind kritikwürdig und bedürfen einer
Reflektion. Aber reflektierte Kritik ist durchaus sinnvoll bei der
Weiterentwicklung einer Organisation, während Vorverurteilung und Diffamierung
diesem Prozess entgegenstehen. Der bewaffnete Kampf braucht keine
bedingungslose, aber eine reflektierte und brauchbare Solidarität.
Aus
diesem Grund sehen wir uns veranlasst und auf die Notwendigkeit einer
revolutionären Organisation in Kolumbien hinzuweisen, die verschiedene Formen
und Arten des revolutionären Kampfes nutzt. Es drängt sich manchmal die Frage
auf, auf welcher Seite Linke oder linke Gruppen stehen, auf der Seite der
übergroßen marginalen Bevölkerungsschichten, die von Teilhabe und Reichtum
ausgeschlossen sind oder auf der Seite der vom Reichtum profitierenden
herrschenden Klasse, den Kapitalisten.
Die
wirtschaftlichen Bedingungen sind die Samen des revolutionären Kampfes. In der
heutigen kapitalistischen Gesellschaft, werden Arbeitende und arme Menschen
ausgebeutet und unterdrückt von den Kapitalisten, die die Produktionsmittel besitzen. Hier sehen wir
schon seit Zeitdekaden die unversöhnlichen Gegensätze der Klassen, zum einen
der Kampf für Gerechtigkeit und die Interessen der Bevölkerungsmehrheiten gegen
die Interessen der bürgerlichen, kapitalistischen Klasse. Hieraus entsteht der
revolutionäre Kampf als höchste Form des
Kampfes, der sich vieler Methoden bedient, um den Feind zu attackieren. Doch
was sind diese Methoden des Kampfes? In Kolumbien und im Rahmen des
revolutionären Kampfes der FARC-EP bezieht er sich auf drei Faktoren, den
ökonomischen, den ideologischen und den politischen, der in den zurückliegenden
Jahrzehnten eine militärische Komponente bekommen hat.
Der
ökonomische Kampf
Der
ökonomische Kampf ist bekannt durch alle unmittelbaren Aktionen und Maßnahmen,
die zur Erhaltung oder Verbesserung ihrer Lebensbedingungen führen. Er steht
meist am Anfang eines revolutionären Kampfes und aus ihm entwickeln sich
weitere Aktions- und Kampfformen.
Dieser
Kampf ist wichtig aus zwei Gründen, erstens, weil er die Situation der
marginalisierten Bevölkerungsschichten innerhalb des Kapitalismus etwas
verbessern kann. Die praktische Erfahrung zeigt es insbesondere in Europa, wo
zum Beispiel die Arbeitnehmer nach langen Kämpfen die herrschende Klasse zwang,
Zugeständnisse zu machen, um die Lebenssituation aufzuwerten. Doch sollten hier
andere Ziele nicht aus den Augen verloren werden, denn zweitens, beginnt damit
häufig eine Politisierung der unteren Bevölkerungsschichten, in der zukünftige
Revolutionäre gebildet werden können. Die entrechteten Menschen beschäftigen
sich innerhalb des Kampfes mit den Ursachen, Formen und Zielen der Unterdrückung
und beginnen, das ungerechte System zu hinterfragen.
Es
ist jedoch auch klar, dass durch den ökonomischen Kampf das System noch nicht
beseitigt werden kann, denn Forderungen nach Lohnerhöhungen oder Verkürzung der
Arbeitszeit schaffen wiederum ausbeuterische Verhältnisse. Teilweise werden die
Forderungen der Arbeitnehmer in den neoliberalen Paketen kontrakariert. Der
Kampf nach einer verbesserten Lebenssituation kann unter der Regie der
Kapitalisten schnell zu einer prekären Lebenssituation führen. Deshalb darf
sich eine revolutionäre Bewegung nicht nur auf den ökonomischen Kampf ausruhen,
sondern muss ihn als eine Kampfform begreifen, in der das Bewusstsein der
kämpfenden Menschen geschärft und sie ideologisch und politisch geschult
werden. Schafft man es nicht, den ökonomischen Kampf für andere Faktoren des
Kampfes zu kanalisieren, dann wird vergeblich für eine gerechte Welt gekämpft.
Der
ideologische Kampf
Nachdem
die Leute bemerken, was Ungleichheit und Ungerechtigkeit bedeutet, dass sie vom
wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben ausgeschlossen sind, dass sie
nicht am Wohlstand teilhaben können, dann entwickelt sich ein Gefühl bei den
marginalen Schichten, zu den Armen und Ausgebeuteten zu gehören. Einher führt
diese Irritation zum Versuch von Erklärungen für diese Situation und
schließlich zu Protest. Sie bemerken, dass nur der Kampf gegen diese
Verhätnisse etwas ändern kann, dieser Kampf müsse jedoch breit und geeint gegen
die Kapitalisten geführt werden.
Das
Verständnis einen Kampf gegen die bestehenden Verhältnisse zu führen schließt
den Kampf mit allen Unterdrückten ein, es ist ein solidarischer Kampf. Lenin
fasst es kurz zusammen, denn um die Situation der Ausbeutung zu beenden gibt es
nur eine Option, nämlich mit dem kapitalistischen System zu brechen.
Klar ist
auch, dass solch ein Bewusstsein und dieser Kampf nicht vom Himmel fällt. Die
revolutionären Organisationen sind in der Pflicht, dies zu fördern. Hier spielt
besonders die Agitation und Propaganda eine große Rolle. Politisch aktive
Kräfte müssen mit allen Mitteln die Unzufriedenen und Ausgebeuteten erreichen.
Gerade jetzt, wenn sich ein Bewusstsein für die sozioökonomischen Verhältnisse
entwickelt, ist der ideologische Kampf enorm wichtig. Erreicht werden die
Menschen mittels Zeitungen, Schulungen, Flyer, Radiobeiträgen, Wandmalereien,
Grafittis, Flugblätter, Plakate und andere Möglichkeiten. Im ideologischen
Kampf ist es bedeutsam, so viele wie möglich für die Organisierung und für die
nächst höhere Stufe zu mobilisieren, den politischen Kampf in Organisationen,
die sich innerhalb des Landes als eine große Kraft darstellen. Eine Kraft, die
politische Antworten parat hat, mit den Massen kämpft und sich im besten Fall
zu einem revolutionären Kampf entwickelt.
Der politische Kampf
Der politische revolutionäre Kampf ist
die höchste Form zur Umgestaltung der Gesellschaft und notwendig, um den Staat,
der die Menschen ausbeutet, zu beseitigen. Es ist zudem auch ein schwieriger
Moment, weil die herrschende Klasse alle im Staat zur Verfügung stehenden
Mittel nutzt, um den politischen Kampf zu unterdrücken und zu bekämpfen. Der
Staat ist sozusagen ein Instrument, welcher die Interessen einer sozialen
Klasse bedient und die der anderen unterdrückt. Im Fall von Kolumbien versucht
die kleine Oligarchie des Landes mittels der staatlichen Behörden und seiner
repressiven Organe eine Mehrheit von der sozioökonomischen Teilhabe
auszuschließen und Protestaktionen zu verhindern, bzw. den
politische-revolutionären Kampf auszuschalten.
Innerhalb des politischen Kampfes gibt
es zwei unterschiedliche Arten und Weisen. Zum einen der pazifistische Kampf
und zum anderen der gewalttätige bzw. bewaffnete Kampf. Die Revolutionäre
müssen sich an den sozialen und politischen Gegebenheiten orientieren, die in jedem
Fall anders sein können. So sind Demonstrationen, politische Streiks, und
Kampagnen für Wahlen, aber auch bewaffnete Aufstände und Kämpfe Mittel, um ein
Ziel zu erreichen. In einem Land mit einer Regierung, die politische
Organisationen nicht verbietet und in dem es möglich ist, einen legalen
politischen Kampf zu führen, bietet sich der offene und friedliche Weg an, um
die Bevölkerung und das politische Ziel zu erlangen.
In Kolumbien hingegen sieht die Sache
anders aus. Oppositionelle Politik wird als terroristisch bezeichnet und
politisch engagierte Menschen mit kritischen Meinungen umgebracht. In Kolumbien
gibt es über 9500 politische Gefangene, die unter miserablen Bedingungen zu
leiden haben. Für die Guerilla, die in den 80er Jahren den politisch-pazifistischen
Weg mit der Partei „Unión Patriótica“ gehen wollte, gab es keine
Sicherheitsgarantien. Mehr als 4000 Mitglieder und Sympathisanten wurden
systematisch ermordet. Von 100 getöteten Gewerkschaftern in der Welt kommen
rund 70 aus Kolumbien. Deshalb ist der bewaffnete Kampf eine logische
Konsequenz der kolumbianischen Politik, die als eine der repressivsten auf
der Welt gilt.
Die Regierung versucht den bewaffneten
politischen Kampf der FARC-EP zu isolieren. In der Öffentlichkeit werden ihre
Kämpfer als Drogenhändler und Terroristen diffamiert, die aktuellen
Friedensgespräche zwischen Guerilla und Regierung haben daran nichts geändert. Mit
Militäroffensiven wird versucht, ihre Basen zu zerstören, eine Waffenruhe wurde
erst vor kurzem von der Regierung Santos abgelehnt. Doch auch wenn die
Regierung versucht, der Guerilla den politischen und sozialen Charakter
abzusprechen, die Ideen für ein gerechtes und neues Kolumbien leben weiter in
großen Teilen der Bevölkerung, die sich tagtäglich die Misere eines
neoliberalen Kolumbiens ansehen können.
Solidarität mit den Revolutionären,
Kommunisten, Antifaschisten und Guerilla-Kämpfern!
Es lebe der politisch-revolutionäre
Kampf in Kolumbien!
Es lebe die FARC-EP!
07 November 2012
Guerillera Alexandra kommt in Havanna an
04 November 2012
Alfonso Cano - Im Kampf gefallen!
4. November 2011: Ein Jahr nach dem Alfonso Cano im Kampf gegen eine militärische Übermacht von mehr als 7000 Soldaten und unzähligen Flugzeugen und Hubschraubern gefallen ist, erinnern wir an den Kommandierenden, der mit seinen militärischen und politischen Ideen die FARC-EP entscheidend geprägt hat.
Comandante Alfonso Cano - Unvergessen!
Comandante Alfonso Cano - Unvergessen!
Für die revolutionäre Sache zu sterben heißt für immer zu leben!
03 November 2012
Im Knast in Kolumbien - Ein Bericht von Miguel Ángel
Miguel Ángel Beltrán Villegas ist ein Soziologe und
Historiker der Nationalen Universität von Kolumbien. Vor seiner Verhaftung lehrte
er an Universitäten in Kolumbien und in Mexiko. Beschäftigt war er unter
anderem an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM). Dort wurde
er im Mai 2009 festgenommen und nach Kolumbien deportiert. Ihm wurde
vorgeworfen, Kontakte zur Guerilla und Mitglied der der Internationalen
Kommission der FARC-EP zu sein. Dabei stützte man sich auf die mittlerweile
nicht mehr verwendbaren Daten, die auf dem manipulierten Computer von
FARC-EP-Mitglied Raúl Reyes. Am 3. Juni 2011 wurde er nach mehr als zwei Jahren
freigelassen und die Anklage fallen gelassen. Oft wird Miguel Ángel nach seinen
Erlebnissen in der Haft befragt, die hier ebenfalls ausschnittsweise
dokumentiert werden.
Seiner Meinung nach ist die aktuelle Situation der
politischen Gefangenen sehr kritisch. Die Bedingungen, in denen die Gefangenen
leben müssen, verletzen alle minimalen Standards der Grundbedürfnisse eines
Menschen. Dies betrifft fast alle Gefangenen und ist nicht nur abhängig von
wenigen Punkten sondern umfasst alle physischen und psychischen Bereiche,
insbesondere diejenigen, die mit der Überbelegung zu tun haben.
Miguel erzählt zum Beispiel, wie in einer Zelle, die für
drei bis vier Personen ausgelegt war, zeitweise sechs oder sieben Gefangene
lebten. Sechs oder sieben Personen in einer kleinen Zelle, in der unter anderem
auch die intimen Besuche empfangen werden mussten. Aber auch die jeweiligen
Familien waren über die Zustände schockiert und demzufolge genauso betroffen,
wie die Gefangenen selbst. Er beschreibt, wie die Besuche, zum Beispiel von
Familien oder Partnern, die Zustände in den Zellen ertragen mussten. Es gab
keine Privatsphäre und sie waren den Aggressionen der anderen Gefangenen und
den allgemeinen Lebensbedingungen ebenso ausgesetzt.
Weiterhin widmet er sich in seinen Ausführungen den neuen
Gefängnissen, die mit dem Geld des „Plan Colombia“ unter der Ära Uribe gebaut
worden sind. Er bemängelt an den Gefängnissen, dass diese so gebaut werden,
dass kein Sonnenlicht in die Gemäuer eindringen kann. Oftmals gibt es keine
Heizsysteme, gerade in den hohen kühleren Regionen führt dies häufig zu
Krankheiten. Hinzu kommt die Durchlässigkeit von Wind, so dass die Gefangenen
permanent in Decken eingehüllt sind. Es gibt keine privaten Rückzugsräume,
selbst die Bäder beim Duschen und die Toiletten zur Notdurft sind offen. Das
Fehlen von Türen in den sanitären Anlagen ist ein großer Eingriff in die
Intimität der Gefangenen.
Ein weiteres Problem sind die Beschränkungen und die
Lebensumstände in den Gefängnissen. Es gibt ein System von Schikanen, die
oftmals sehr willkürlich geschehen. Hierzu zählen das Verbot von Besuchen und
Anwälten, oder Einschränkungen die Bibliothek zu nutzen, soweit eine vorhanden
ist. Gefährlich, beziehungsweise als großen Einschnitt in das Gefängnisleben,
wird die Zusammenlegung der verschiedenen Gefangenen gesehen. Eine Schikane
kann zum Beispiel sein, dass man als politischer Gefangener mit rechten
Paramilitärs zusammengelegt wird. Jeder kann sich die Situation vorstellen,
wenn man im selben Ort mit einem Chef einer paramilitärischen Einheit
zusammenleben muss, der die Familie eines politischen Aktivisten auf dem
Gewissen hat. Selbst innerhalb der Gefängnismauern hat man keinen Schutz vor
deren Gewalt.
Auch Gesundheit und Ernährung sind ein Problem, erklärt
Miguel. Die Lebensmittel haben keine gute Qualität und besonders für kranke
Menschen, als Beispiel nennt er hier die Zuckerkranken, gibt es eine
ungenügende Versorgung. In den Gefängnissen gibt es keinen Anspruch auf eine
ausgewogene Ernährung oder eine medizinische Versorgung. Wenn die Situation
schon außerhalb der Gefängnisse für die Bevölkerung unzureichend ist, dann ist
sie in den Gefängnissen erst recht sehr prekär. Zu Schluss kommt er noch auf
die Sicherheitskräfte und die Politik des nationalen Gefängniswesens zu
sprechen. Die Gefangenen werden von den Sicherheitskräften und Wärtern nicht
nur verbal, sondern auch körperlich angegriffen. Das kolumbianische
Gefängnissystem und die Behörde INPEC sind sehr repressiv ausgerichtet und
haben nicht das Geringste mit Resozialisierung zu tun. Ein Gefangener, der
schon seine Freiheit verloren hat, verliert hier auch noch seine
Menschlichkeit.
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