29 Oktober 2012

Landfrage als zentrales Thema

Die Friedensdelegation der FARC-EP eröffnete in Havanna die Debatte über den ersten Punkt des Allgemeinen Abkommens, in welcher es um die Landfrage geht.
„Unser Verständnis von Land und Territorium stellt sich entschieden gegen den Übergriff des Kapitalismus, der die Natur beherrschen und manipulieren will, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Es gibt bereits eine irreparable Beschädigung der Natur, die Zerstörung der Arten, die Zerstörung des sozialen Gefüges, ein Auflösen der ländlichen Wirtschaft, ein ökologisches und soziales Ungleichgewicht, all jene Punkte stürzen den Planeten ins Verderben“, besagt ein Kommuniqué mit dem Namen „Reflexionen über die Agenda von Havanna II“.

Die Regierung in Bogotá, schürt die Konflikte in der Landfrage im gesamten Land. Sie verteilt Bergbaukonzessionen an transnationale Konzerne, was eine katastrophale Politik für die Ernährungssouveränität Kolumbiens ist. Die Delegation der FARC-EP will in Havanna die Diskussion um die Landfrage für alle Kolumbianer öffnen. Es ist der erste Punkt auf der Agenda, die am 15. November in der kubanischen Hauptstadt beginnen soll. Bisher ist das Thema der Landfrage nie gelöst worden, ehemalige Präsidenten Kolumbiens waren eng mit dem Großgrundbesitz verbunden. Dabei ist die Landfrage ursächlich für den bewaffneten Konflikt in Kolumbien. Seit jeher fördert die Regierung die Konzentration von Land in den Händen weniger. Besonders auf exportorientierte Agrarprodukte wurde ein Augenmerk gelegt. Kleinbauern hingegen, die für die Ernährungssouveränität wichtig sind, mussten um ihr Überleben bangen. Über 80% der Landbesitzer, also hauptsächlich Kleinbauern, vereinen gerade mal 9% des Landbesitzes in ihren Händen, während eine Minderheit von rund einem Prozent mehr als zwei Drittel des Landes besitzen.

Landvertreibungen gehören zu den beliebten Mitteln des Aneignen von Landflächen. Bauern werden durch Paramilitärs bedroht und fliehen oder gezwungen, ihr Land für einen sehr geringen Preis zu verkaufen. Durch Strohmänner werden verlassene Flächen aufgekauft oder die Grenzen von Ländereien einfach verschoben. Die Kleinbauern erhalten keine Entschädigungen. Auffallend ist der Zusammenhang zwischen Vertreibung und wirtschaftlichen Interessen. Zum einen sind es agrarindustrielle Großprojekte wie der Anbau von Zuckerrohr oder der Ölpalme, zum anderen der Abbau von Bodenschätzen wie Kohle oder Gold. Selbst wenn Kleinbauern eine halbwegs sichere Fläche zum bewirtschaften haben, so gibt es kaum Unterstützungsmöglichkeiten seitens der Regierung. Kredite werden häufig nur an Großgrundbesitzer mit dem Verweis der Liquidität und Sicherheitsgarantien vergeben.

Das Opfer- und Landgesetz, ein von Santos auf den Weg gebrachtes Gesetz zur Entschädigung von vertriebenen Bauern, kann als Propagandalüge betrachtet werden. Nicht nur, dass viele Opfer aus den 70er und 80er Jahren darin keine Berücksichtigung finden, auch aktuell werden nur sehr wenige Bauern tatsächlich entschädigt. Häufig ist es sogar so, dass Stroh- und Hintermänner der Paramilitärs auf diesem Weg das Land mit einem gesetzlichen Titel sichern können. Wenn Kleinbauern mit Land entschädigt werden, dann, so besagt es eine Klausel, müssen sie die dort angebauten Pflanzen auch weiterhin anbauen. Was soll ein Kleinbauer jedoch mit Monokulturen wie etwa der Ölpalme?

Ein Bericht von Héctor Mondragón, Berater von ILSA und Paula Álvarez Roa, Politikwissenschaftlerin und Wissenschaftlerin, der am 18. Oktober veröffentlicht wurde, bietet interessante Elemente, die Debatte in Havanna bereichern können. Sie zeigen und verteidigen mit Zahlen die Bedeutung von Kleinbauern in Bezug auf Produktivität und Umweltschutz. In dem Bericht werden auch andere Wissenschaftler zitiert, so zum Beispiel Kenner wie Albert Berry, die darauf hingewiesen haben, dass Kleinbauern produktiver als die Großen sind. Es sind die wirtschaftlichen Vorteile, die von Vorteil sind. So werden bei Betrieben von Kleinbauern mehr Leute beschäftigt, die Qualität ist besser und es wird pro Hektar ergebnisreicher produziert. Kleinbauern haben ein besseres Verständnis zum Schutz der Umwelt und bilden einen wichtigen Teil zur Förderung der Ernährungssouveränität.

Die beiden Wissenschaftler auf dem Gebiet der kolumbianischen Landwirtschaft lehnen die Politik der Regierung ab, die Land an transnationale Konzerne vergibt, Monokulturen fördert und damit die Einfuhr von Nahrungsmitteln beschleunigt. Sie legen dar, in welchem Ausmaß die Einfuhren von Agrarprodukten in den letzten Jahren gestiegen sind. Von 2005 zu 2006 stiegen die Einfuhren um 21, 6% von 6,3 Mio. Tonnen auf 7,7 Mio. Tonnen. Im Jahr 2008 beliefen sich die Importe auf 8,2 Mio Tonnen und im Jahr 2010 schon auf 10,5 Mio. Tonnen. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit weisen sie darauf hin, dass es eine hohe Konzentration von spekulativen Landbesitz gibt. Mehr als 16 Millionen Hektar sind für die Landwirtschaft verschwunden, weil sie sich im Großgrundbesitz befinden. Zudem sind die Preise für Land immens hoch, sie zählen zu den höchsten in der Region.

In Havanna kann es also spannend werden. Die Landfrage, als zentrales Thema der Guerilla und der sozialen Ungleichheit im Land, wird den weiteren Weg des Dialogs zwischen FARC-EP und kolumbianischer Regierung weisen.


24 Oktober 2012

Es lebe Martín Caballero!


Zum fünfjährigen Todestag erinnern wir an den Kommandanten und Freund Martín Caballero. Die  Bluthunde des Drogenpräsidenten Álvaro Uribe ermordeten den immer hilfsbereiten und freundlichen Kommandanten Martín Caballero am 24. Oktober 2007 in Bolívar, im Norden Kolumbiens. Hier an der Karibikküste verfolgte er mit Charisma, Disziplin und Kampfgeist sein Ziel eines neuen Kolumbiens.


Für alle Mitglieder der klandestinen kommunistischen Partei, alle Mitglieder der bolivarischen Zirkel, der ländlichen und städtischen Milizen der FARC-EP, der Guerillakämpfer, den Bauern, Arbeitern und Studenten, nicht nur in den Montes de María, ist er ein Vorbild, dessen Erinnerung auch heute noch anhält. Heute und für immer gilt: Martín lebt! Seine Kampf, seine unerschütterliche Entschlossenheit und sein Tod für den Frieden und die soziale Gerechtigkeit sind schmerzhaft, aber wahrhaft groß und voller Stolz, sein Tod bedeutet auch sein Fortbestehen. Wie sagte doch einst der große Ché: Hasta siempre Comandante!

Martín Caballero wurde im Jahr 1962 in der Stadt Barrancabermeja in der Region Santander geboren. Er war in der Kommunistischen Jugend (JUCO) in der Stadt Bucaramanga organisiert, bis er sich Anfang der 80er Jahre der Guerilla anschloss. Anfang der 90er Jahre wurde er Kommandant der 37. Kampffront der FARC-EP, die in den Regionen von Bolívar und Sucre agierte. Martín Caballero wurde Mitglied des Zentralen Generalstabs der FARC-EP. Am 24. Oktober 2007 stirbt er bei einer Bombardierung durch das Militär in der Gegend mit dem Namen „Montes de María“, einer bergigen und dschungelähnlichen Region nahe der Karibikküste.

23 Oktober 2012

In Oslo auf dem Weg zum Frieden?


Am 18. Oktober gab es das erste gemeinsame öffentliche Treffen von Vertretern der FARC-EP und der Regierung Kolumbiens. Hauptsächlich diente dieses Treffen zur Vorstellung der Personen, die an den Verhandlungen teilnehmen werden und zur Sicherstellung der Garantien aus den begleitenden Ländern wie zum Beispiel Norwegen. Jede Partei hatte die Möglichkeit in einer Rede die Standpunkte darzulegen. Die kolumbianische Regierung brachte den zukünftigen Gesprächen viel Skepsis entgegen und sprach davon, sich nicht zu viele Illusionen über die Ergebnisse zu machen. Auch wenn viele Medien, darunter auch linksalternative Medien aus Europa, Erfolgsmeldungen verbreiten, der Weg zu einem Frieden ist noch weit.

Iván Márquez in der Mitte

Auf der einen Seite gibt es eine bewaffnete Linke, die ein großes Verständnis für die Demokratisierung des Landes haben, den Dialog mit der Regierung gesucht haben und die in Bezug auf die Friedensverhandlungen eine stattliche Anzahl an politischen und sozialen Bewegungen hinter sich wissen. Erinnert sei an die öffentliche Mobilisierung der letzten Zeit gegen politische und soziale Missstände der Studierenden, Indígenas, Bauern, der Opfer des Staatsterrorismus, Gewerkschafter und viele andere mehr.

Auf der anderen Seite gibt es eine Regierung, die in ihren ersten Veröffentlichungen erkennen lässt, dass eben jener angestrebte Wandel zu Frieden, sozialer Gerechtigkeit und wirklicher Veränderung im Land schwierig sein wird. Doch dabei kämpfen die FARC-EP genau für jene Partizipation der Bevölkerung. Stattdessen sagte der Verhandlungsführer der Regierung, Humberto de la Calle Umberto, die FARC-EP müssen sich an ihre selbstauferlegten Regeln, wie die Beendigung der Entführungen halten. Kein Wort jedoch von den Abertausenden Opfern einer repressiven  und neoliberalen Politik, die Millionen vertreibt und in Armut sterben lässt.

Die Guerilla hingegen machten noch einmal vor den Augen der Weltöffentlichkeit auf die Punkte aufmerksam, die während des Dialoges besprochen werden sollen. Es sind im Übrigen jene Gründe, für die die FARC-EP schon seit Jahrzehnten kämpfen und die auch Ursache des bewaffneten Konflikts in Kolumbien sind. So bezieht sich Iván Márquez von den FARC-EP auf Probleme wie das wirtschaftliche neoliberale System, den Abbau der natürlichen Ressourcen oder die Landfrage. Und es sind auch jene Gründe, die die Aufständischen seit Jahrzehnten mit der Regierung  an einem Tisch verhandelt haben möchten. Und auch, wenn immer wieder der Schatten von Caguán erwähnt wird, es waren nicht die FARC-EP die damals vom Verhandlungstisch aufgestanden sind.

Jeder Beobachter, der sich auch nur wenig mit der Geschichte der Demokratie auseinandersetzt, weiß, dass Humberto de la Calle kein Freund der demokratischen Theorie und Praxis ist. Seine Idee und die der Regierung basiert darauf, dass eine Politik ohne Gewalt nur dann bestehen wird, wenn die Aufständischen ihre Waffen niederlegen und in die Politik eintreten.  Damit meinen sie, dass die FARC-EP an den Wahlen teilnehmen sollen.  Aber wer sich mit der kolumbianischen Politik und Geschichte befasst, der weiß, dass die Militarisierung des Landes vor allem dazu dient, die Menschen und mit ihr den sozialen Protest zu unterdrücken.

Wenn die Regierung wirklich eine Entmilitarisierung des Landes will, dann müssen wirkliche Veränderung für das Land her. Aktuell wird das Militär dafür benutzt, um die Interessen der transnationalen Konzerne zu verteidigen. Warum redet man dann nicht lieber von Veränderungen im aktuellen Wirtschaftssystem? Nein, stattdessen wird von Anfang an gesagt, dass die Ausbeutung der Rohstoffe und die Aneignung von Land nicht die zentralen Themen für einen Dialog wären. Und noch was zur Politik ohne Waffen: Kein eine friedliche Innen- und Außenpolitik durchgeführt werden, wenn US-amerikanische Militärbasen im Land existieren?

Die heutige Politik Kolumbiens schließt weite Teile der Bevölkerung an der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Teilhabe aus. Im Vordergrund stehen die ausländischen Investitionen und die Verteidigung des Wohlstandes einer kleinen gesellschaftlichen Schicht. Die Rechte der Arbeiter, Bauern, Studierenden und marginalisierten Gruppen werden nicht angehört. Ist es denn so schwer zu verstehen, dass dauerhafter Frieden und Demokratie nur über den Willen zu Veränderungen erreicht werden können?

Auf ZAS-Correos de las Américas ist ein Teil der Rede von Iván Márquez ins Deutsche übersetzt

16 Oktober 2012

Friedensgespräche starten Ende der Woche


Die Friedensgespräche zwischen der FARC-EP und der kolumbianischen Regierung beginnen Ende der Woche in Oslo. Nun wurde bekannt, dass auch die niederländische Guerillakämpferin Alexandra daran teilnehmen wird. Gibt es Unterschiede zu den bisherigen Verhandlungen?

Vielleicht besteht der Unterschied zu den vergangenen Friedensgesprächen darin, dass zuerst die beiden Partner miteinander gesprochen haben und dann erst die Öffentlichkeit informiert worden ist. In den vorangegangen und geheimen Gesprächen zwischen FARC-EP und der Regierung wurde eine Agenda zu bestimmten Themenbereichen vereinbart. Auch gibt es einen zeitlichen und organisatorischen Rahmen, zum Beispiel, dass die Gespräche in Oslo beginnen und später in Havanna fortgeführt werden. Einige wichtige Punkte bestimmen die Gespräche, die das Ziel haben, den bewaffneten Konflikt zu beenden. Für einen dauerhaften Frieden stehen Themen wie die Entwicklung der Landwirtschaft, die politische Partizipation, Alternativen zum Drogenanbau und die Entschädigung der Opfer auf der Agenda. Inoffiziell geht man bei beiden Seiten von einem Zeitraum von acht Monaten bis zu einem Jahr für die Bearbeitung der Themen und der Erzielung eines Abkommens aus.
Trotz allem Optimismus darf man aber nicht vergessen, dass die bisherige Geschichte des Landes gelehrt hat, dass Vereinbarungen und Abkommen mit der Guerilla immer dem Zwecke dienten, die Aufständischen zu schwächen. Die verschiedenen Regierungen wollten demokratische Veränderungen nicht zulassen und sich in ihrer politischen und wirtschaftlichen Macht nicht beschneiden lassen. Nun gibt es aber in der Gesellschaft ein Umdenken, davon zeugen die Aktionen und die Mobilisierung des kolumbianischen Volkes. Eine Mehrheit unterstützt den Dialog, aber die marginalen und ausgeschlossenen Bevölkerungsschichten wissen auch, dass der Frieden nicht erbittet, sondern erkämpft wird. FARC-EP Kommandant Iván Ríos sagte einmal: „Es ist unmöglich Frieden und tiefgreifende Veränderungen zu erreichen ohne die Teilhabe der großen Mehrheiten…“. Erst, wenn die kolumbianische Politik Kompromisse eingeht und sich um das Wohl der gesamten Bevölkerung einsetzt, dann kann der Krieg beendet werden.


Kurze Chronik der bisherigen Gespräche und Vereinbarungen:

März 1984
In den Bergen von Uribe in der Region Meta, verabschiedet der Generalstab der FARC eine Übereinkunft mit der Regierung von Belisario Betancur. Hierzu zählt ein bilateraler Waffenstillstand, der Verzicht auf die Praxis von Entführung und die Umwandlung der Guerilla in eine politische Partei. Zu jener Zeit hat die FARC-EP 27 Fronten mit über 4.000 KämpferInnen.

1985
Die politische Partei mit dem Namen „Unión Patriótica“ (Patriotische Union - UP) wird gegründet und dient als Plattform für die FARC-EP, um den bewaffneten Kampf aufzugeben und sich legal politisch betätigen zu können. Nach der Teilnahme an den Wahlen von 1986 werden die Partei und ihre Bewegung systematisch vernichtet. Es werden zwei Präsidentschaftskandidaten, neun Kongressabgeordnete, 70 lokale Ratsmitglieder und mehr als 4.000 Mitglieder getötet.

September 1987
Die Guerilla-Koordination Simón Bolívar (CGSB), eine Art Dachverband der wichtigsten Guerillagruppen des Landes (FARC-EP, ELN, EPL, M-19) wird geboren. Die FARC-EP wird gezwungen, wieder in den Untergrund zu gehen, weil ihre Mitglieder und Sympathisanten verfolgt und ermordet werden.

Mai 1991
Es beginnen Gespräche zwischen CSGB und der Regierung  in Cravo Norte, Region Arauca. Die beiden Parteien verpflichten sich, die Gespräche in Caracas (Venezuela) fortzusetzen.

Juni 1992
Die Gespräche in Caracas und Tlaxcala (Mexiko) sind zum Scheitern verurteilt, weil seitens der Regierung das Interesse fehlt, Kompromisse einzugehen. Die Gespräche werden beendet, weil Argelin Durán Quintero von der EPL entführt wird und stirbt.

3. Juni 1997
Die Regierung unter Ernesto Samper trifft eine Vereinbarung zur Feuereinstellung mit dem südlichen Militärblock der FARC-EP in der Gegend von Caguán, um die Freilassung von 60 Soldaten und 10 Marineinfanteristen, die seit dem 30. August 1996 mit dem Angriff und der Einnahme der Militärbasis Las Delicias gefangen genommen wurden, zu erreichen.

7. Januar 1999
In San Vicente del Caguán beginnen Verhandlungen der FARC-EP mit der Regierung von Andrés Pastrana. Nach fast vier Jahren Arbeit an verschiedenen Verhandlungstischen in einer entmilitarisierten Zone von mehr als 42.000 km² bricht Pastrana den Prozess nach der Entführung eines Avianca Flugzeuges, in dem sich der Senator Jorge Eduardo Gechem befand, ab. Während der Verhandlungen wird der Militärpakt „Plan Colombia“ ausgearbeitet, der später unter der Präsidentschaft von Uribe endgültig zum Einsatz kommt.

26. August 2012
Ein allgemeines Abkommen zur Beendigung des Konflikts wird unterzeichnet. Dieses soll die Tür für die bevorstehenden Verhandlungen mit der FARC-EP in Oslo (Norwegen) öffnen. Der Dialog soll in Havanna (Kuba) fortgesetzt werden.


Die FARC-Guerilla bestätigen, dass Tanja Nijmeijer Teil der Delegation der FARC-EP wird.

In einer kurzen Erklärung, die dem alternativen Nachrichtenportal ANNCOL schriftlich vorliegt, bestätigte die Dialog-Kommission der FARC-EP, dass die Niederländerin Alexandra (Tanja Nijmeijer) ein Mitglied der Delegation für den Dialog in der Guerilla ist.
Es folgt die Erklärung des FARC-EP:

Wir informieren:

1. Dass Jaime Avendaño, Delegierter des Präsidenten Juan Manuel Santos für die Friedensgespräche, im Namen der Regierung bestätigt, dass Alexandra (Tanja Nijmeijer), internationale Guerillakämpferin der FARC-EP, das Recht hat Teil der Friedensdelegation zu sein.

2. In Anwesenheit der Delegierten der Garantenländer Norwegen und Kuba berichtet der offizielle Sprecher der kolumbianischen Regierung, dass das Datum für die Beteiligung von Tanja an den Gespräche während der Woche von 21. bis zum 27. dieses Monats passieren wird.

3. Die Autonomie der Parteien, ihre Delegierten zu benennen.

Dialog-Kommission der FARC-EP
Havanna, Kuba 15. Oktober 2012

14 Oktober 2012

Ein Argentinier in der Guerilla


Eine internationale Solidaritätsbewegung wie in den 70er und 80er Jahren mit Vietnam oder Nikaragua ist zwar mit der derzeitigen Unterstützung für die kolumbianischen Aufständischen nicht vergleichbar, doch soll nicht geschmälert werden, dass auch die durch die nationale und internationale Medienlandschaft stark diffamierte Guerilla FARC-EP internationale Kontakte und Unterstützung erhält. Neben verschiedenen Menschenrechts- und Friedensgruppen in den europäischen und lateinamerikanischen Ländern, bis hin zu aktiven klandestinen Zellen, die im direkten Kontakt mit der FARC-EP stehen, sind dies zum Beispiel auch nicht-kolumbianische Kämpfer, die direkt in den Reihen der FARC-EP kämpfen.

Warum kämpft ein Argentinier in den Reihen der FARC-EP? Die Schlacht von Ayacucho war die entscheidende Schlacht für die Unabhängigkeit Lateinamerikas unter der Führung von Simón Bolívar. Heute findet die Schlacht von Ayacucho in den kolumbianischen Regionen von Meta und Caquetá statt. Die Unabhängigkeitskriege in Lateinamerika waren immer geprägt von der Präsenz von Kämpfern aus verschiedenen Ländern, so der Argentinier „Camilo“.

Der Argentinier Facundo Morales Schoenfeld, bekannt unter dem Namen „Camilo“, ist Mitglied der FARC-EP seit 2002. Aktuell kommandiert er die mobile Kolonne Teófilo Forero, die dem militärischen Ostblock der FARC-EP zugeordnet ist. Im Februar 2010 war er den staatlichen Sicherheitskräften aufgefallen, seine Mitgliedschaft und sein Wirken wurden dann im Februar 2011 der Öffentlichkeit bekannt. Immer wieder wurde gesagt, dass er gefallen bzw. kurz vor seinem Tod stehe. Nun hat er im August, kurz vor dem Bekanntwerden der Friedensverhandlungen zwischen Regierung und Guerilla, ein Interview gegeben, welches hier kurz ausgewertet werden soll.

„Camilo“ entschied sich im Jahr 2001 nach Kolumbien zu gehen. Zu jener Zeit gab es in Argentinien einen großen Aufstand gegen das neoliberale System und die Krise. Fünf Präsidenten erlebten innerhalb kürzester Zeit die Wut der Bevölkerung. Doch was dem Aufstand fehlte, war die Organisation. Es gab viele linke Kleinparteien, keine Führungspersonen, diese oftmals untereinander zerstritten, und somit fehlte es dem Aufstand an Orientierung. „Camilo“ kam zu dem Entschluss, dass man mit nur einer Kampffront der FARC-EP in jenen Tag viel hätte erreichen können. Die ganze aufständische Kraft hätte durch ein strukturiertes Volksheer oder eine Kampffront gebündelt werden können.

Man muss alle Möglichkeiten nutzen, denn man lebt nur einmal, sagt „Camilo“ zu dem Entschluss, nach Kolumbien zu gehen. Er wollte nicht länger warten und so schloss er sich der FARC-EP an. Schon seit den 1990er Jahren interessierte ihn die aufständische Bewegung in Kolumbien. In dieser Zeit gab es bei ihm die innere Bereitschaft ein Guerillero zu werden. Als Jugendlicher las er die Biographie von Che und er wollte so sein wie er. Die Bereitschaft, die Moral und die Entscheidung zu siegen oder zu sterben, kann ein Land verändern.

Um den bewaffneten Konflikt zu lösen muss die Macht erobert werden, sagt „Camilo“. Die Macht zu erobern muss nicht mit dem Mittel des Waffengangs passieren. Die FARC-EP verschließt sich nicht davor, dass nur mit Waffen das Ziel des Friedens erreicht werden kann, sondern auch dies kann durchaus auf friedlichem Weg geschehen. Die Politik der Regierungen und die Militärstrategie haben das bisher verhindert, denn der Krieg ist für sie ein großes Geschäft.  Die FARC-EP will einen echten Frieden und eine echte Veränderung im Land.

Der Argentinier „Camilo“ ist nicht der einzige Kämpfer in der FARC-EP, der aus einem anderen Land kommt. Ebenso bekannt dürfte die Niederländerin Tanja Nijmeijer sein, die ebenfalls seit 2002 in den Reihen der FARC-EP kämpft. Zuerst war sie in den Milizen organisiert, bis sie Teil des östlichen Militärblocks der FARC-EP wurde. Neben „Camilo“ und Tanja alias „Alexandra“ kommen weitere Kämpfer aus Argentinien und den Niederlanden. Außerdem vertreten sind Kämpfer aus Ländern wie Venezuela, Chile, Ekuador oder Kanada.

09 Oktober 2012

8. Oktober - Tag des Guerillero


Zum 8. Oktober, den Tag des Guerillero, wurde ein Video veröffentlicht, welches dem Genossen Alfonso Cano gewidmet ist, der sein Leben opferte im Kampf für ein neues Kolumbien. Außerdem ist das Video eine Erinnerung an jene, die nicht nur im Kampf gefallen sind, sondern die sich aktuell in den Gefängnissen des Regimes befinden. Das Video ist ein Projekt der mobilen Kolonne "Jacobo Arenas", als Teil des militärischen Westblocks "Comandante Alfonso Cano" der FARC-EP. Aufgenommen wurde es in diesem Jahr in den Bergen Caucas.
Spieldauer: 72 Minuten (Spanisch)