30 Juni 2014

FARC-EP antworten an Álvaro Uribe

Erklärung:

Am 26. Juni erklärte Herr Álvaro Uribe in verschiedenen Medien, dass in den letzten Präsidentschaftswahlen die FARC-EP „mit dem Gewehr um den Hals“ von der Bevölkerung in den ländlichen Gebieten in Kolumbien forderten, dass „sie für Präsident Santos zu stimmen hatten.“

Ohne Zweifel ist dies eine neue Episode von Verleumdungen und Wahnvorstellungen von diesem erklärten Feind des Friedens und der Versöhnung für alle Kolumbianer. Die Position der FARC-EP zu diesem Wahlkampf wurde öffentlich bekannt und ordnungsgemäß und deutlich in den Kommuniqués des Sekretariats und in mehreren Erklärungen des Oberbefehlshabers dargestellt.

Es ist der Gipfel des Zynismus und eine dumme Täuschung, dass ausgerechnet derjenige dies predigt, und ein und dieselbe Person ist, der die letzten Wahlen mit der berühmt-berüchtigten Methode der Einschüchterung und Erpressung gewonnen hat und der jetzt versucht, uns das zu unterstellen. Direkter Zwang der Wähler von Paramilitärs in seinen zwei Amtsperioden und in den letzten vergangenen Wahlen in dem er zum Senator gewählt wurde, ist eine Tatsache, die ausreichend bewiesen und bekannt ist, obwohl leider wenig oder gar nichts durch das Rechtssystem in dieser Angelegenheit getan wurde.

Solche unverantwortlichen und verleumderischen Beteuerungen ohne Anhaltspunkte, aber adressiert, um die Absicht des Friedens und der Versöhnung des kolumbianischen Volkes bei der Suche nach einer politischen Lösung des Konfliktes zu sabotierten und zu behindern, werden zu einer Gewohnheit dieser reaktionären Person. Gerade deshalb sollte es von denen beantwortet werden, die auf den demokratischen Frieden, den Wandel und soziale Gerechtigkeit für unser Volk gesetzt haben.

Sekretariat der FARC-EP.

Berge Kolumbiens, 28. Juni 2014.

Kommuniqué im Original (Spanisch)

26 Juni 2014

Raus aus der schwarzen Liste!

Das Jahr 2014, welches mit viel Kraft und neuen Anstrengungen begann, um mit den Verhandlungen und dem Suchen nach einer Lösung für den sozialen und bewaffneten Konfliktes fortzufahren, wird auch ein Jahr werden, in dem die FARC-EP und ihre Solidaritätsorganisationen die politische und diplomatische Arbeit auf dem sogenannten „alten Kontinent“ verstärken. Doch warum werden die politisch-diplomatischen Anstrengungen verstärkt?

Um zu verstehen, warum die FARC-EP und ihre Solidaritätsorganisationen ihre politisch-diplomatische Arbeit besonders in Europa verstärken, müssen wir den historischen und politisch-militärischen Kontext der aufständischen Organisation verstehen, die seit Jahren dafür kämpft, von der schwarzen Liste, der Liste der terroristischen Organisationen, entfernt zu werden. Ein Fokus dabei liegt in Europa, die im Vergleich zu den USA keine militärische Interventionspolitik in Kolumbien vollziehen und wo die Chancen auf Diplomatie und Anerkennung der FARC-EP als politische Organisation einen besseren Standpunkt haben. Auf der anderen Seite des Atlantiks besteht mehr Bewusstsein für die Realität Kolumbiens, das revolutionäre Projekt und den Kampf der FARC-EP für grundlegende Veränderungen im Land.

Die internationale Arbeit der FARC-EP erhielt ihren Aufschwung mit der Achten Nationalen Konferenz der FARC-EP im Jahr 1993, als Guerilleros und Kommandierende beschlossen, der internationalen Arbeit einen strategischen Charakter zu geben und eine Internationale Kommission zu installieren. Dies geschah im Kontext der Friedensgespräche von Cravo Norte, Caracas und Tlaxcala, die von 1991 bis 1992 stattfanden und in einer Periode, als der demokratische Weg durch den systematischen Massenmord von Politikern, Mitgliedern und Sympathisanten der linken Partei Unión Patriótica (Patriotische Union) durch Staat und Paramilitarismus versperrt wurde. Mit dem Ausscheiden des Realsozialismus 1989/90 aus der Weltpolitik und dem Aufschwung des Neoliberalismus vollzogen sich auch international wichtige Entwicklungen, die zu diesen strategischen Überlegungen führten.

So wurde der internationale Faktor ein wichtiger Punkt im strategischen Plan der FARC-EP von 1993, der die Machteroberung in Kolumbien vorsah. Die Widersprüche zwischen den ehemaligen Weltblöcken waren Geschichte, die weltweite revolutionäre Bewegung geschwächt und mit dem Ergreifen der Macht durch den Imperialismus auch die kolumbianische Gesellschaft und Politik stark beeinflusst. Doch war Kolumbien in Bezug auf den sozialen und bewaffneten Konflikt und seine aufständische Bewegung eine Ausnahme. Die FARC-EP konnte politisch und militärisch an Boden gewinnen und schien losgelöst vom geopolitischen Weltgeschehen ihre Basis in Kolumbien und damit auch ihre Existenzberechtigung auszubauen. Mit der Offensive der FARC-EP in den 1990er Jahren, mit dem Sieg von Hugo Chávez bei den Präsidentschaftswahlen in Venezuela 1998 und dem Beginn von Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung von Pastrana und der FARC-EP im selben Jahr erlebte die internationale Diplomatie der Guerilla einen Höhepunkt.

Schon einmal, im Jahr 1984, erreichte die FARC-EP den Status als anerkannte kriegsführende Partei. Dies geschah zu den Friedensgesprächen unter dem Präsident Belisario Betancur. Am Wesen der Guerilla hat sich nicht viel geändert und all jene Faktoren, die gemäß den Zusatzprotokollen der Genfer Konventionen, eine kriegsführende Partei ausmachen, sind weiterhin existent. Dazu gehört innerhalb der Organisation eine strenge Ordnung und Reglementierung. Es werden Uniformen und Waffen öffentlich getragen. Es gibt einen Zentralen Generalstab, der mit seinem Nationalen Sekretariat die politische und militärische Leitung innehat. Eine Kommandostruktur ist für die Normen und die Kontrolle darüber verantwortlich. Diese Argumentationsstruktur war in den 1990er Jahren, wie heute auch noch, elementar in der Debatte.

In den Jahren von 1998 bis 2002 webte die Internationale Kommission um Raúl Reyes und seine Kollegen ein Netz aus politischen Beziehungen und arbeitete diplomatisch mit der größtmöglichen Zahl von Regierungen und politischen und sozialen Kräfte in der Welt für die Anerkennung der FARC-EP als kriegsführende Kraft. Ziel war es in den ersten Jahren vor allem in Europa die Geschichte Kolumbiens, die Kolonialzeit, die Unabhängigkeit von Spanien, die Bürgerkriege der Oligarchie und die Ursachen des sozialen und bewaffneten Konfliktes der europäischen Öffentlichkeit zu erläutern. So fand zum Beispiel eine Rundreise von Mitgliedern der FARC-EP in Europa statt. Und es bestand vielseitiges Interesse an dem Kennenlernen und am Profil der ältesten Guerilla Lateinamerikas, die im Vergleich zu anderen Guerillabewegungen immer noch aktiv war.

Die Repräsentanten der FARC-EP konnten dabei nicht nur die Bewunderung von politischen und sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und Parteien für ihre diplomatischen Fähigkeiten und die Kraft und Ausdauer ihres Kampfes gewinnen, sondern auch Regierungen zeugten der Guerilla Respekt für ihre Arbeit und politischen Ziele. Hunderte beteiligten sich an Tagungen, Foren, Konferenzen, Seminaren und Demonstrationen für die aufständische Bewegung, die dabei Beifall, internationale Solidarität und Unterstützung erhielt. Aber natürlich gab es auch diejenigen, die auf den Friedensprozess mit scharfer Munition schossen, jene, die durch Desinformation und Propaganda ein falsches Bild vom revolutionären Kampf in Kolumbien darstellen wollten.

Im Jahr 1998 veröffentlichte der amerikanische Geheimdienst eine Studie, wonach die FARC-EP in fünf Jahren die Macht erobern könnte. Dies galt als Anlass für die Aufrüstung Kolumbiens unter dem Deckmantel des Plan Colombia (Kolumbienplan). Vordergründig sollte ein Kampf gegen die Drogen geführt werden, doch noch während der Friedensverhandlungen begann der Krieg gegen die Guerilla und die Zivilbevölkerung. Besonders bedrohend wirkten dabei die Versuche der kolumbianischen Regierung und Washingtons, nicht nur den Friedensprozess zu torpedieren, sondern auch den politischen Charakter der FARC-EP abzusprechen und ihre Arbeit zu diskreditieren. Unter Ausnutzung der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA, der Militarisierung Kolumbiens und dem Plan Colombia, sowie dem Scheitern des Friedensgespräche von Caguán im Februar 2002, sah sich die FARC-EP plötzlich auf der Liste der „terroristischen“ Organisationen der EU und anderer Länder.

Nicht nur, dass die internationale politische Arbeit in Kolumbien dadurch geschwächt wurde, durch das Bennen der FARC-EP als „terroristische Organisation“ wurden Genossen und kolumbianische Flüchtlinge, Solidaritätsorganisationen und soziale Bewegungen selbst in Europa verfolgt und bedroht. Die Medien wurden neben der Armee zum Hauptkampfmittel. In einer internationalen Kampagne stellte man die Guerilla als kriminelle Drogenhändler und Entführer dar. Präsident Uribe behauptete, es gebe in Kolumbien keinen bewaffneten Konflikt, sondern ein Problem mit Terroristen. Damit negierte er einen politischen und sozialen Konflikt im Land. Die FARC-EP wurde für nachweislich nicht durchgeführte Massaker, schwarze Geschäfte, Entführungen und politische Verbindungen verantwortlich gemacht. Da wurden Bomben im öffentlichen Nahverkehr von Bogotá gelegt, der Präsidentschaftswahlkampf in Brasilien für Lula und seine PT mitfinanziert und in anderen Ländern Menschen entführt. Es war nicht nur ein Kreuzzug gegen die kolumbianische, sondern gegen die lateinamerikanische Linke.

Unter der „demokratischen Sicherheit“, wie der Präsident Uribe seine paramilitärische Politik von 2002 bis 2010 nannte, folgte der nun zur zweiten Amtszeit gewählte Präsident Santos. Auch wenn die Politik der politischen Isolierung unter Santos fortgeführt wurde, so konnte die Guerilla national und international neue Kontakte knüpfen und schließlich die politische Arbeit neu organisieren. Ziel der Internationalen Kommission war es, in Briefen und Mitteilungen die internationale Gemeinschaft davon zu überzeugen, dass der soziale und bewaffnete Konflikt nur über den politischen Weg gelöst werden kann und die FARC-EP dafür als gleichberechtigter Partner und als kriegsführende politisch-militärische Organisation anerkannt werden müssen. Im Zuge der Friedensgespräche von Havanna in Kuba wird diese Aufgabe zur Erreichung des Ziels nun weiter intensiviert.

Auch wenn mit den Friedensgesprächen die FARC-EP als ein politischer Partner anerkannt und der Prozess international begleitet wird, so ergibt es keinen Sinn, dass die Aufständischen weiterhin als Terroristen gelten. Mit mehreren Maßnahmen in den letzten Jahren, wie die Einstellung von Entführungen auf finanzieller Grundlage, Freilassung von Kriegsgefangenen und einseitigen Waffenstillständen hat die FARC-EP ihren Willen für eine friedliche Lösung bekräftigt und gezeigt, dass sie als kriegsführende Partei anerkannt gehören. Nun ist es Zeit für die Europäische Union, die FARC-EP von der schwarzen Liste der „terroristischen Organisationen“ zu entfernen und damit die Diplomatie der Guerilla mit allen relevanten Garantien zu ermöglichen. Das wäre der beste Beitrag zum Frieden in Kolumbien.

Solidarität mit der aufständischen Bewegung FARC-EP!

20 Juni 2014

Selbstdarstellung: Wer ist die FARC-EP?


Wer ist die FARC-EP? (Eine übersetzte Selbstdarstellung der Friedensdelegation der FARC-EP von Englisch auf Deutsch What about the FARC; dieser Artikel findet sich auch unter der Rubrik Historie)

Wer ist die FARC-EP?

Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee (FARC-EP) ist eine politisch-militärische Organisation, kolumbianische Aufständische, stolze Subversive. Wir haben nichts mit Kriminalität oder Banditen zu tun.

Wir sind marxistisch-leninistisch und bolivarisch, Kommunisten, nicht „pro-sowjetisch“ oder „pro-castristisch“, obwohl wir uns mit den Grundsätzen der beiden Revolutionen identifizieren, insbesondere mit der kubanischen Revolution, die die Welt mit Stolz und Würde erleuchtete. Darüber hinaus sind diese Begrifflichkeiten Teil der Kalten Krieg Terminologie.

Wir verwenden Pseudonyme als unsere „Kampfnamen“, was in der Regel der Name eines hervorragenden Kameraden oder geliebten Menschen ist. Der Begriff „alias“, wie er von der bürgerlichen Presse verwendet wird, hat negative Konnotationen und bezieht sich auf Banditen oder Kriminelle, die wir nicht sind.

Wir haben nie entführt. Wenn wir eine Person festgenommen haben, dann in der Regel wegen seiner Weigerung, revolutionäre Steuern zu zahlen, wir nennen es eine „finanzielle Inhaftierung“, nicht Entführung. Im Februar 2012 trafen wir die souveräne Entscheidung diese finanziellen Verhaftungen zu beenden.

Die Verhaftungen aus politischen Gründen können ebenso wenig als Entführung angesehen werden, sie sind Formen der Ausübung von Volksjustiz, vor allem gegen korrupte Politiker. Es ist die Umsetzung unseres Gesetzes 003 gegen die Korruption.

Im Kampf festgenommene Militärs und Polizisten werden auch nicht entführt, sondern sie werden nach den internationalen Gesetzen Kriegsgefangene genannt.

Als Volksarmee führen wir Militäraktionen gegen den Klassenfeind und seinen Repressionsapparat durch. Unsere Maßnahmen zielen nie darauf ab, die Zivilbevölkerung zu schaden. Generell werden unsere Aktionen als Teil ihrer kriegerischen Desinformation durch die Massenmedien als Angriffe gegen die Bevölkerung präsentiert.

Es ist bemerkenswert: Für die Massenmedien gibt es zwei Klassen von im Kampf Gefallenen, unsere sind Opfer, im Kampf gefallen, während ihre ermordet oder getötet werden.

Wir haben eine Gesetzgebung, die Unterordnung unter dem höheren Befehl und eine feste Befehlskette, diese Struktur und all die Eigenschaften legitimieren uns als kriegführende Kraft, abgesehen von der Unterstützung der Bevölkerung, die wir haben. Es ist absolut falsch, dass wir isoliert sind oder dass wir unsere politische Linie verloren haben.

Der Drogenhandel ist ein tödliches Problem für die Allgemeinheit, eine Eigenheit des Kapitalismus, in dem es darum geht, einfach und schnell Geld zu verdienen. Unsere Theorie und unsere Praxis zeigen, dass wir damit nichts zu tun haben. Aus dem Pentagon, verfolgen die Nordamerikaner eine Politik ihrer lokalen Vasallen und nutzen den Drogenhandel als eine Entschuldigung für ihre neuen Kolonisierungspläne.

Ein weiteres wiederkehrendes Thema in den desinformierenden Medien ist der Terrorismus. Es gibt keine Definition davon. Der große spanische Dramatiker und Schriftsteller Alfonso Sastre definiert die Situation sehr gut, wenn er sagt, dass der Widerstand der schwachen Terrorismus genannt wird, während die Empörung der Mächtigen als Gerechtigkeit benannt wird.

Der Guerillakampf ist ein legitimer Weg für die der Eroberung der Rechte von Menschen. In unserem Fall, hat der gewalttätige und repressive Charakter der Regierung, auf Befehl der Vereinigten Staaten, uns keine andere Wahl gelassen und seit dem Moment, als wir unseren Kampf begannen, haben sich die Gründe für die Auseinandersetzung nicht nur noch nicht gelöst, sondern sie sich erhöht.

Unser Ziel ist nicht der Krieg. Das ist es, warum wir immer unser Banner und unsere Vorschläge für den Frieden hochgehalten haben. Der Staat, die herrschende Klasse, das Weiße Haus und die verschiedenen Regierungen haben immer wieder die Versuche, den Frieden durch einen Dialog zu finden, unterbrochen, wenn ihnen bewusst wurde, dass eine bedingungslose Kapitulation der Guerilla, wie sie es vorgeben, nicht möglich geworden ist.

Nun gibt es einen neuen Versuch. Wir unterstützen ihn mit Sicherheit und Glauben. Es ist möglich eine Lösung zu finden, wenn die Ursachen des Krieges gelöst werden.

Friedensdelegation der Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee

14 Juni 2014

Kommunistische Parteien grüßen FARC-EP

Zum 50-jährigen Bestehen grüßen kommunistische Parteien und Organisationen aus aller Welt die FARC-EP. Anbei veröffentlichen wir die Grußbotschaft, die von der Webseite Redglobe übernommen wurde:

"Aus Anlass der Vollendung von 50 Jahren Kampf am 27. Mai richten wir einen herzlichen und solidarischen Gruß an die FARC-EP, ihr Zentrales Oberkommando und Sekretariat, an die Klandestine Kommunistische Partei Kolumbiens und an die Bolivarische Bewegung für ein Neues Kolumbien, die vom Marxismus-Leninismus inspiriert einen unermüdlichen Kampf für die Rechte der Arbeiterklasse, der armen Bauern, der Jugendlichen und der Frauen, einen Kampf für den Sozialismus führen.
Wir ehren das Andenken Manuel Marulandas, der kommunistischen und kämpferischen Gründer und Märtyrer in den Kommandos und Kampfeinheiten, die in diesen Jahrzehnten ihr Leben für die Interessen des Volkes und der Arbeiter, für die Freiheit und ein Ende der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen gegeben haben.
Wir unterstützen die Anstrengung der FARC-EP um eine politische Lösung des gesellschaftlichen und bewaffneten Konflikts, die die Rechte und Freiheiten der Arbeiter und des Volkes garantieren wird. Wir sind solidarisch mit dem Kampf des kolumbianischen Volkes für ein neues Kolumbien ohne Hunger, mit Arbeit, Wohnraum, Gesundheitsversorgung und Bildung für alle. Wir fordern, dass alle politischen Gefangenen in den Gefängnissen Kolumbiens und der USA freigelassen werden.
Wir unterstützen das Recht aller Völker, die Kampfformen auszuüben, die sie selbst wählen, und die Macht einzufordern. Wir lehnen die Charakterisierung dieses Rechts als Terrorismus durch den Imperialismus und die bürgerlichen Kräfte ab.
Wir entsenden unseren Gruss allen Mitgliedern der FARC-EP in den Urwäldern, Bergen, auf den Feldern, in den Arbeitsstätten, Schulen, Gefängnissen oder in der Friedensdelegation, die den Kampf für ihre vor 50 Jahren formulierten Ziele und Ideale fortsetzen."

Unterzeichner:
Algerische Partei für Demokratie und Sozialismus (PADS); Kommunistische Partei Australiens (CPA); Brasilianische Kommunistische Partei (PCB); Patriotische Bewegung Manuel Rodríguez (MPMR) Chile; Deutsche Kommunistische Partei (DKP); Kraft der Revolution (FR) Dominikanische Republik; Kommunistische Partei Ecuadors (PCE); Kommunistische Partei El Salvadors (PCES); Pol der kommunistischen Wiedergeburt Frankreichs (PRCF); Union der revolutionären Kommunisten Frankreichs (URCF); Kommunistische Partei Griechenlands (KKE); Kommunistische Partei Italiens (PCI); Kommunistische Partei Kanadas (CPC); Kommunistische Partei Mexikos (PCM); Sozialistische Volkspartei (PPS) Mexiko; Partei der Arbeit (PdA) Österreich; Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF); Kommunistische Arbeiterpartei Russlands (RKRP); Neue Kommunistische Partei Jugoslawiens (NKPJ) Serbien; Kommunistische Partei der Völker Spaniens (PCPE); Kommunistische Partei der Türkei (TKP)

Link Redglobe 

13 Juni 2014

Afro-Gemeinden im Widerstand


Die Karibikküste, aber vor allem die Pazifikküste Kolumbiens, sind Regionen, in der eine große Anzahl von Gemeinden von Afroamerikanern leben. Von Tumaco im Süden über Buenaventura in Valle del Cauca bis hoch in das Department Chocó sind die Gemeinden der Afro´s zu Hause. Die Nachfahren der afrikanischen Sklaven, die besonders im 17. und 18. Jahrhundert über die Schiffswege ihrer Heimat entrissen und von Europäern zur Plantagenarbeit gezwungen wurden, haben zwar in den letzten beiden Jahrzehnten erfolgreich für ihre Anerkennung und Selbstbestimmung gekämpft, doch noch immer gibt es Benachteiligung, Unterdrückung und fehlende Autonomie.

Unter anderem das Department Chocó, im Nordwesten Kolumbiens an der Grenze zu Panama und zum Pazifik gelegen, gehört zu den ärmsten und unterentwickelten Regionen des Landes. Kein Zufall besteht in dem Zusammenhang, dass ausgerechnet in einer der ärmsten Regionen rund 80 Prozent aller Afrokolumbianer zu Hause sind. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze und in permanenter Misere. Sie sind ausgeschlossen von kolumbianischen Sozial- und Fürsorgesystem. Stattdessen sind Vertreibung vom Land, strukturelle Ungleichbehandlung, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung.

Es ist paradox, denn im Gegenteil dazu gehört der Chocó zu den naturreichsten Regionen des Landes mit einer immensen Anzahl an natürlichen Ressourcen, wie Flora, Fauna, Wasser und Bodenschätzen. Der Chocó gibt unzählige Flüsse, Wälder, ertragreiche Böden, aus der Region werden Gold, Fisch, Energie und Holz exportiert, während Hunger, Misere, Vertreibung, Gewalt und Tod für die Bevölkerung, für die Afrokolumbianer übrig bleiben. Nur eine Minderheit, der Teil der Oligarchie, profitiert vom Reichtum des Chocó. Die Gewalt und Ungerechtigkeit zeigt sich am deutlichsten bei den Zahlen der Binnenflüchtlinge im Land. Von den insgesamt 4 Millionen in ganz Kolumbien sind mehr als ein Drittel aus dem Chocó. 

So alt wie der soziale Konflikt der Afrokolumbianer ist, so alt ist auch der Widerstand. Afrikaner wurden wie Tiere gejagt und nach Lateinamerika verfrachtet. Afrikaner hatten keine Rechte und wurden zur Arbeit gezwungen. Palenques, sogenannte Gemeinden von geflohenen Sklaven, entstanden auch an der kolumbianischen Küstenregion. Meist waren sie in schwer zugänglichen Gegenden im Dschungel angelegt. Zu den palenques kam man nur über geheime Pfade und durch Sümpfe. Befestigt waren die palenques mit Palisaden, oftmals dienten diese Dörfer als Verpflegung- und Trainingslager für Kämpfe gegen die Ausbeuter und Unterdrücker.

Benkos Bioho gilt als einer der ersten und bekanntesten aufständischen Afro´s. Aus Cartagena de Indias von den Sklavengaleeren geflohen, versteckter er sich in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts mit 30 Männern und Frauen in der Region Arabuco und Ciénaga, wo er zwei kleine spanische Expeditionsarmeen besiegte. Er ließ sich in einem palenque namens San Basilo nieder. Von hier aus forderte er die spanischen Kolonialherren heraus, die immer größere Truppen gegen ihn aufbieten mussten. Schließlich erreichte er in Verhandlungen, dass keine Weißen, außer der Priester, dort leben durften. San Basilo wurde zum Symbol des Widerstandes und zum ersten freien Dorf Amerikas.

In vielen kolumbianischen Regionen kam es immer wieder zu Aufständen, wie in Zaragoza (Antioquia) 1598. Doch auch in Marinilla, Río Negro und Giradota kam es im Jahr 1706 zu Rebellionen. In Popayán erreichte das palenque von Castillo Berühmtheit und im Jahr 1703 die Aufstände in der Nähe von Santa Marta an der Karibikküste. Doch auch im Chocó kam es zu regelmäßigen Unmutsbekundungen und Aufständen. Mit der Zeit sorgten die Einheit und der Anteil der Afro´s an den Unabhängigkeitskämpfen für eine erste formelle Freiheit, die in der Konstitution von 1821, der spanischen Unabhängigkeit, zum Ausdruck kamen.

Die wichtigsten Schritte zu einer Gleichberechtigung und Anerkennung der Afro´s als Kolumbianer wurden jedoch später gelegt. Zwar kam es mit dem Gesetz 21 von 1851 zum Verbot der Sklaverei, doch erst mit dem Gesetz 70 von 1993 wurde den Afrokolumbianern eine kulturelle Autonomie, die Anerkennung ihrer Kultur, ihrer Territorien, ihrer Rechte und Gleichheit gebilligt. In den vergangenen Jahren seit der Verabschiedung kam es immer wieder zu Modifikationen und zu Kämpfen der Afrokolumbianer, das Gesetz den Bedürfnissen der Afro´s anzugleichen. Doch zwischen Theorie und Praxis besteht oftmals ein Unterschied, so auch bei der sozialen Situation der Afrokolumbianer.

Der Widerstand der Afrokolumbianer drückt sich auch im Widerstand der Guerilla FARC-EP und der Beteiligung der Afro´s gegen das kolumbianische Regime aus. Signifikant hierfür ist die Organisierung der FARC-EP an der sozialen und politischen Mobilisierung von 2013 bis heute. Es ist kein Geheimnis, sondern aktive politische und militärische Arbeit, dass die Guerilla die Teilhabe in der Bevölkerung im Chocó ausgebaut hat und durch Streiks, Proteste, Straßenblockaden, Friedensmärsche und Veranstaltungen präsent ist. Kämpfende Strukturen der FARC-EP im Chocó sind die „Compañia móvil Limón“ sowie die „Compañia móvil Manuel Cepeda Vargas“, der „Bloque móvil Arturo Ruíz“ sowie die 57. Kampffront.