Auch für die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen, die
am kommenden Sonntag stattfinden, kündigt die Guerilla FARC-EP eine Waffenruhe
an. Von heute, dem 9. Juni, bis zum 30. Juni wird die aufständische Bewegung keine
offensiven militärischen Aktionen durchführen. Weiter heißt es in dem Kommuniqué
vom Oberkommandierenden des Zentralen Generalstabs Timoleón Jiménez, gerichtet
an den Präsidentschaftskandidaten der Ultrarechten Oscar Iván Zuluaga, dass
sich die FARC-EP damit in die Pflicht nehmen, weiter an einer politischen
Lösung des Konfliktes zu arbeiten.
Zuvor hatte Zuluaga die Guerilla aufgefordert, an einer
Waffenruhe festzuhalten, sonst würden im Falle seines Wahlsieges die
Verhandlungen eingestellt. Während die FARC-EP derzeit zu Eingeständnissen und
politischen Kompromissen bereit ist, wird seitens der Ultrarechten und der
Medien wiederholt eine Kampagne gegen die aufständische Bewegung gefahren. Mit
einer Antistimmung versucht derzeit der Kandidat Zuluaga seine Wähler zu
überzeugen.
Derzeit versucht die FARC-EP ihre politische Arbeit, auch
in Bezug auf die Wahlen, weiter auszubauen. In den Gemeinderäten (Junta de
Acción Comunal) fanden in den letzten Tagen Gespräche in vielen Regionen
Kolumbiens statt. Dabei wurde den Bauern die Wichtigkeit der Wahlen erklärt und
darauf hingewiesen, für was unter anderem der ultrarechte Kandidat Zuluaga
steht. Bisher hat sich die FARC-EP in den vorhergehenden Wahlen zurückgehalten
und sich nicht öffentlich positioniert, auch um eventuellen Schaden von der
derzeitigen Regierung im Falle einer propagandistischen Ausschlachtung der
Gegner abzuwenden. Des Weiteren würde eine öffentliche Positionierung der
Guerilla für Santos auch die (öffentliche) politische Glaubwürdigkeit
absprechen.
Trotzdem hat man bei der FARC-EP begriffen, dass der
derzeitige Friedensprozess nur durch eine Wiederwahl von Santos zu retten ist.
Darin sind auch die Bemühungen zu sehen, insgeheim Partei für diesen Kandidaten
zu ergreifen. Zuluaga droht mehrmals an, die Friedensgespräche nicht
fortzuführen. Selbst bei einer Fortführung, würden die Konditionen wohl deutlich
schlechter für die aufständische Bewegung ausfallen.