28 September 2013

Kommuniqué zur Freilassung von Kevin Scott

In einem Kommuniqué des Sekretariats der FARC-EP vom heutigen Tag äußert sich die Guerilla in vier Punkten zur Freilassung des im Juni gefangengenommen US-Bürger und Soldaten Kevin Scott. Die Freilassung ist eine einseitige Entscheidung der FARC, die nur auf humanitäre Erwägungen basiert. Dadurch will man zu einem positiven Klima für den Frieden in Kolumbien beitragen. Bisher seien durch die kolumbianische Regierung keine guten Voraussetzungen für ein Freilassungsverfahren geschaffen worden, so die Guerilla im zweiten Punkt. Im dritten Punkt geht die FARC-EP auf die öffentliche Äußerung der ehemaligen Senatorin Piedad Córdoba ein, die ihren Rückzug an der Beteiligung der humanitären Mission verkündete. Hier ist es notwendig, um eine zuverlässige Alternative zu finden, um diese Angelegenheit lösen zu können. Im letzten Punkt hat sich die FARC-EP entschieden Jesse Jackson als Person zu bevollmächtigen, um die Freilassung zu beschleunigen. Mit ihm steht Carlos Lozano Guillén, Mitglied der Organisation Kolumbianerinnen und Kolumbianer für den Frieden, an der Seite.

19 September 2013

Fußballfans unterstützen landesweiten Streik


Der landesweite Agrar-und Volksstreik in Kolumbien erfährt immer mehr Solidarität auf verschiedenen Ebenen. In den wichtigsten Städten des Landes, solidarisieren und unterstützen zum Beispiel die aktiven Fußballfans in den Fankurven, die barristas, den Streik und mobilisieren nicht nur zu den Demonstrationen, sondern auch mit Gesängen in den Stadien, mit Transparenten und Geldsammlungen unterstützen sie die Protestierenden.

„Barra brava“ ist der Name für die organisierten Fangruppen der Fußballmannschaften in Kolumbien. Die Art der Unterstützung und das Phänomen selbst sind sehr ähnlich zu den europäischen Ultras. Die „barristas“ (aktiven und fanatischen Fußballfans) haben ihren Ursprung in den 50er und 60er Jahren in Argentinien und Uruguay, konnten sich aber erst Ende der 80er Jahre und in den 90er Jahren auf den ganzen lateinamerikanischen Kontinent ausgebreiten.

Häufig gibt es bei den Vereinen nur eine barra brava, die wiederum verschiedene Fangruppen vereint. So gesehen kann die barra brava auch als die organisierte Kurve angesehen werden, in der zwar nur die aktiven Fans die Möglichkeit haben direkt in der Barra zu partizipieren, die Sympathisanten und Fans (Hinchas) in der Kurve aber eine wichtige Rolle spielen. Von daher ist der Standort der meisten Barras auch die Tribüne, wo traditionell die meisten Fans anzutreffen sind.

Häufig ist das soziale Netz innerhalb einer Barra so stark, das eine eigene Infrastruktur mit Arbeitsplätzen, eigenen Treffpunkten und Läden, gegenseitiger Hilfe und Freizeitgestaltung existiert. Einige Barras versuchen sich in ihren Städten oder Stadtteilen sozial zu engagieren. Dies dient sowohl der Rekrutierung neuer Fans, als auch der Öffentlichkeitsarbeit um hierbei im Besonderen das eigene, meist negative Image in der Öffentlichkeit, zu verbessern.

Schon in den Ursprüngen hat der barrismo eine wichtige politische Komponente. Große Gruppen wie Putería Roja (Fans von Independiente Medellín), Guardia Albi Roja (Fans von Santa Fe de Bogotá) oder Revolución Vinotinto (Fans von Deportes Tolima) sind aufgrund ihrer vielen antifaschistischen und sozialen Aktivisten in ihren Reihen politisiert. Viele der barras bravas haben in jedem Fall eine Ablehnung gegen die Polizei und den staatlichen Sicherheitsapparat. Dies kommt besonders in der regelmäßigen Konfrontation mit der Polizei und den Behörden zum Ausdruck. In den Medien haben sie mit einer Kriminalisierung ihrer Mitglieder durch die staatlichen Kräfte zu rechnen.

Fast 20 Jahre nach dem Entstehen der barras bravas bedeuten ihre sozialen Manifestationen und die wachsende Politisierung der Kurven einen weiteren Anstieg des sozialen Protestes in Kolumbien. Aufgrund der Popularität von Fußball in Kolumbien bilden sie einen guten Multiplikator für das Ansehen und Wachsen des sozialen und politischen Widerstandes.

13 September 2013

Besuch von Politikern in Havanna

Eine politische Kommission, bestehend aus Politikern verschiedener Parteien aus dem Kongress, wird am 18. September nach Havanna reisen, um dort Gespräche mit der Friedensdelegation der FARC-EP über den Friedensprozess und die politischen Forderungen zu führen. Dies verkündete Jesús Santrich, Mitglied der Friedensdelegation aus Havanna in Kuba. Bisher wurde der Termin von der Regierung noch nicht bestätigt. Hauptsächlich wird auch über die Kritik der FARC-EP an einem von der Regierung vorgeschlagenen Referendum zur Bestimmung eines Friedensabkommens diskutiert werden. Die Guerilla fordert statt eines Referendums eine verfassungsgebende Versammlung. Anfang des Monats haben die FARC-EP Politiker der Unión Patriótica und der im Kongress vertretenden Parteien für Gespräche in Kuba eingeladen. 

12 September 2013

Die bolivarische Bewegung aufbauen!


Leitartikel zur Geschichte, zur Organisationsstruktur und zum Aufbau der Bolivarischen Bewegung in Kolumbien und weltweit. Mit ihr erfolgen aktuell im Land der politische und soziale Kampf sowie die Vermittlung der revolutionären Sache.

Vorgeschichte

Seit Juli 1964, als die Regierung Kolumbiens unter dem konservativen Präsidenten Guillermo León Valencia und mit Hilfe der USA, die Bauern von Marquetalia angriff, gibt es die Idee einer offenen und breiten politischen Bewegung mit dem Ziel der Einheit aller linken Oppositionellen und um eine Front gegen die traditionellen Parteien zu bilden. Die Ereignisse mit dem Plan LASO (Latin American Security Operation), dem militärischen Vernichten der aufständischen und selbständig agierenden Bauern in einigen Gebieten, brachte zuerst die Gründung von bewaffneten Bauernverbänden und die Verabschiedung eines Agrarprogramms zum Ausdruck. Aber schon damals wurde im siebten Punkt des Agrarprogramms die Realisierung einer Allianz zwischen Bauern und Arbeitern in einer Einheitsfront aller Kolumbianer zum Wechsel der Regierung gefordert und um die alten Strukturen des Großgrundbesitzes zu zerschlagen. In dieser breiten und offenen Front sollten alle demokratischen, progressiven und revolutionären Kräfte vereinigt werden, um das Land zu befreien.

Später, in der siebten Konferenz der FARC-EP im Jahr 1982, redete Jacobo Arenas, Politstratege der Guerilla, von der Bolivarischen Einheit der Kolumbianer als eine Form der politischen Organisation. Seinen Vorstellungen zugrunde sollte diese Organisation die Ideologie von Simón Bolívar und die fundamentalen Aspekte des Antiimperialismus, der staatlichen Souveränität, der sozialen Gerechtigkeit und der lateinamerikanischen Einheit verinnerlichen. 1987 wurde mit der Guerillakoordination „Simón Bolívar“ ein Instrument geschaffen, in der fast alle politisch-militärischen Organisationen unter der bolivarischen Idee vereint gegen das kolumbianische Regime auftraten. Zuvor gab es bereits andere Versuche zur Vereinheitlichung demokratischer und revolutionärer Kräfte. Erinnert sei hier vor allem an die Linkspartei „Unión Patriótica“, die auf politischer Ebene und bei Wahlen große Erfolge erzielen konnte, aber faktisch mit ihrer Gründung durch den Staat und paramilitärische Gruppen bekämpft wurde.

Das Projekt einer legalen politischen Partei als Alternative zum bestehenden politischen System war damit gescheitert. Während sich die FARC-EP zunächst wieder aufgrund des staatlichen Terrors aus dem politischem Leben zurückziehen musste, versuchten sozialdemokratische Initiativen wie die von Luis Carlos Galán (Neuer Liberalismus) oder Carlos Pizarro (ehemalige Guerilla M-19), eine politische Alternative im Land darzustellen. Doch die politischen und sozialen Bedingungen waren noch nicht reif für Veränderungen. Entweder charismatische Führungspersonen wurden ermordet oder die Bedingungen von Seiten des Staates wurden so reglementiert, dass keine ordentliche politische Arbeit möglich war. Zudem waren diese Initiativen nicht breit genug gefächert, um für die Massen zu sprechen, die sich in jenen Zeiten radikal gegen die Anfänge des Neoliberalismus stellten.

Im Plenum des Zentralen Generalstabs der FARC-EP im November 1997 beschloss man die Gründung einer breiten politischen Organisation, mit der Perspektive, in Opposition zu den klassischen, korrupten und verbrauchten politischen Parteien treten zu können. Aber es wurde außerdem beschlossen, dass diese Bewegung vorerst klandestin organisiert werden sollte, um nicht ein Angriffsziel für den Staatsterrorismus und die paramilitärischen Handlanger zu sein. Die Erfahrungen mit der Unión Patriótica sollten nicht noch einmal wiederholt werden und noch war das Klima für eine offen agierende politische und revolutionäre Bewegung nicht reif genug. So wurde am 29. April 2000 in San Vicente del Caguán die „Bolivarische Bewegung für ein Neues Kolumbien - Movimiento Bolivariano por la Nueva Colombia“, kurz MB, gegründet. Ideologisch war die MB, wie der Name schon verriet, den Idealen Simón Bolívars angelehnt und solidarisierte sich mit dem revolutionären Kampf der Guerilla.

Politische Taktik

In Kolumbien gibt es zahlreiche Organisationen, die sich mit politischen und sozialen Themen beschäftigen. Sie befassen sich mit den alltäglichen Problemen der Menschen und sie arbeiten Tag für Tag für soziale Gerechtigkeit und die Verbesserung der Lebenssituation der Menschen. Aber diese Organisationen kennen auch den Schmerz ihrer Arbeit, wenn sie von ihren Feinden bedroht, eingeschüchtert, gefoltert oder ermordet werden. Kolumbien gehört zu jenen Ländern, in denen eine kritische und oppositionelle Arbeit gefährlich und eine politische Betätigung lebensbedrohend ist. Immer wieder werden politische und soziale Organisationen in ihrer Arbeit gehindert, sowie ihre Mitglieder und Sympathisanten ermordet.

Deshalb ist die Idee der Schaffung einer Organisation wie der MB den aktuellen Bedingungen angepasst. Auf der einen Seite soll die Organisation eine breite Masse ansprechen und sie für den sozialen und politischen Kampf aufmuntern, auf der anderen Seite sind die Bedrohungen durch den Staat und paramilitärische Kräfte so groß, dass die Sicherheit der Aktivisten gefährdet ist. Unter dem Deckmantel der Verteidigung der Interessen der transnationalen Konzerne und des Antiterrorismus werden sie sozialen Kämpfe gegen das neoliberale Wirtschaftsmodell kriminalisiert und verfolgt. Der Kampf für eine gerechte Gesellschaft und für ein neues Kolumbien kann also nur auf breiter Basis geführt werden, in der Einheit der Menschen, in einer modifizierten und geheimen Organisation, aber zugleich in einer Bewegung, die es schafft die Massen zu mobilisieren.

Es ist wichtig, eine Organisation zu schaffen, die alle ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Belange vertritt. Die MB soll die Gesellschaft transformieren und eine neue politische Macht im Land darstellen. Dafür ist es notwendig, dass die MB als breit aufgestellte Organisation in den verschiedenen Gruppen und Sektoren des Landes vertreten ist, um die oben dargestellten Belange vertreten und beeinflussen zu können. Die Mitglieder der MB erachten die Bildung und Schulung für den politischen und sozialen Kampf als eine wichtige Aufgabe an. Auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene sollen die Interessen und Ziele mittels Bildung und Propaganda bekannt gemacht und damit neue Personen für den bolivarischen Kampf gewonnen werden.

Obwohl die MB kein Statut besitzt und die Bolivarischen Zellen der MB diverse Formen haben können (klandestin, friedlich, radikal), so sind das Ziel die Einheit der Massen und die politische Arbeit. Die praktische Arbeit (Propaganda, Aktionen) in Verbindung mit der Theorie (Bildung, Schulung)sorgt für die Politisierung der Menschen und soll die Gesellschaft transformieren. Zudem soll die Solidarität von Menschen aus anderen Gruppen und Sektoren, sowie generell aller Menschen erzeugt werden. Damit einhergehend wird die Organisation gestärkt und unter den Aspekten von Einheit, Organisierung und Mobilisierung der politische und soziale Kampf gefördert, bis ein politischer und sozialer Wechsel stattfindet.

Der Bolivarismus

Der Bolivarismus ist eine theoretische Strömung im aktuellen politischen Denken,  die auf das Leben und das Werk von Simón Bolívar beruht. Der Bolivarismus wurde im Laufe der Jahre zu einer politischen Denkweise in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern. Die bolivarische Ideologie beruft sich auch auf die Revolutionäre Jean-Jacques Rousseau, Karl Marx oder Lenin. Zu den wichtigsten Dokumenten und Quellen Bolívars gehören das Dokument „Carta der Jamaica“ (Brief von Jamaika), „Discurso de Angostura“ (Überlegungen von Angostura) und das „Manifiesto de Cartagena“ (Manifest von Cartagena). Besonders „das Recht auf freie, obligatorische und öffentliche Bildung" und die Vermeidung der Einmischung „fremder Länder in den bolivarischen Idealismus“ in den bolivarischen und allen anderen amerikanischen Ländern sowie „die wirtschaftliche Dominanz der europäischen Mächte oder eines jeden anderen Landes“ sind wichtige Punkte. Außerdem soll die Integration und Zusammenarbeit der lateinamerikanischen Länder in den Bereichen Energie, Wirtschaft und Politik bis zu einer bolivarischen Einheit gefördert werden.

In Kolumbien sind die Ideen des Bolivarismus nicht nur Hauptbestandteil der politischen Theorie der Guerilla und der Massenorganisation MB. Doch die FARC-EP und die MB haben in Bezug auf die Interpretationen der Schriften von Simón Bolívar im Laufe der Zeit die bewährten politischen bolivarischen Ideale mit ihren eigenen politischen Betrachtungsweisen weiter entwickelt. Wichtige Punkte in der Programmatik sind unter anderem die politische und wirtschaftliche Souveränität Kolumbiens, die politische Teilhabe der einfachen Bevölkerung an politischen Prozessen (zum Beispiel im Hinblick auf Volksabstimmungen), eine gerechte Verteilung und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, die Bekämpfung der Korruption und die Vermittlung eines humanistischen und bolivarischen Patriotismus unter dem Mantel von sozialer Gerechtigkeit.

Die Klandestinität

Die Klandestinität und die Arbeit aus dem Untergrund spielt eine wichtige Rolle in der Konzeption von politischen und sozialen Kämpfen in Kolumbien, so auch in der MB. Der Schutz der Mitglieder und Sympathisanten gilt als enorm wichtig und so lange die Konditionen in Kolumbien nicht für legale und oppositionelle politische Arbeit gegeben sind, so lange wird die MB die Funktion einer klandestinen und geheimen Organisation bilden, die den politischen und sozialen Aufstand auf verschiedenen Wegen propagiert. Ohne die Klandestinität würden politische Anführer, Mitglieder und Sympathisanten, sowie die organische Struktur der gesamten Organisation sofort durch den Staat und deren paramilitärischer Helfer zerstört werden. Die Klandestinität ist kein Zeichen von Schwäche, sondern mit ihr kann der Staat seine reale Gefahr weniger gut einschätzen.

Die Vorteile der Klandestinität sind nicht nur der Schutz, sondern mit der Bildung von verschiedenen Gruppen und Zellen auf breiter Ebene wird auch die Kommunikation in den Zeiten der Überwachung auf ein Nötiges reduziert. Die Kommunikation in der MB erfolgt von oben nach unten oder im Bedarf von unten nach oben. Nie darf die Kommunikation auf horizontaler Ebene erfolgen, also zwischen den verschiedenen Gruppen und Zellen. So wird die organische Struktur der Organisation weniger gefährdet. Logischerweise wissen die Mitglieder einzelner Zellen auch nicht über die Mitglieder anderer Zellen Bescheid. Das Risiko einer Zerschlagung von vielen Zellen oder der gesamten Organisation wird dadurch minimiert. Jedes Mitglied darf nur das Nötigste über die Arbeit seiner Zelle wissen, die goldene Regel ist die klandestine Arbeit. Die Koordination und Einheit der Arbeit übernehmen die höheren Instanzen auf regionaler und nationaler Ebene.

Die Bolivarische Bewegung aufbauen

Die Movimiento Bolivariano (Bolivarische Bewegung) wird in den Regionen des Landes unter der jeweiligen Orientierung und Initiative der Kampffronten der FARC-EP erschaffen. Bedarf, Unterstützungsmöglichkeiten, Rekrutierung, Kommunikation, Schutz und Logistik werden erkannt und fließen in die Schaffung mit ein. Die Bolivarische Bewegung kann unter verschiedenen Aspekten geschaffen werden. Grundlegendes Mittel sind die Schaffung von Zellen, die kleinste Einheit in der Bolivarischen Bewegung. Die Organisation richtet sich an Anhänger aller linken Gruppen mit Sympathie für den bewaffneten Kampf, eine Mitgliedschaft in der FARC-EP ist nicht notwendig. Hierfür gibt es von Führungspersonen Gespräche mit potentiellen Mitgliedern. Diese müssen als zuverlässig gelten und von mindestens einer Person bekannt sein. Mit der MJB (Movimiento Juvenil Bolivariano), der Jugendorganisation, gibt es eine Alternative für junge Menschen. Das Mindestalter sind 15 Jahre.

Weiterhin gibt es Möglichkeiten der Schaffung von Zellen und Arbeitsgruppen im Umfeld von politischen Führungspersonen innerhalb der kolumbianischen Linken, außerdem in bereits bestehenden politischen und sozialen Organisationen, sowie in lokalen Initiativen, Gewerkschaften, Komitees, Kooperativen. In ihnen kann die politische Arbeit offener erfolgen und ein Klima für die Guerilla und den politischen Umschwung geschaffen werden. Geheimer indes muss die Arbeit im Umfeld von politischen Parteien und Politikern und bei Personen sein, die in administrativen und verwaltungstechnischen Ämtern ihre Profession haben. Hier ist eine schleichende Unterwanderung und politische Indoktrinierung möglich, um bolivarische Ideen zu verbreitern. Letzte Möglichkeit sind die Schaffung von Zellen und Gruppen innerhalb von Familien oder anderen sozialen Zusammenhängen.

Die Propagandaarbeit

Wichtiger Bestandteil in der politischen Arbeit ist die Propagandaarbeit. Hierfür sind die Herausgabe und Verbreitung von Zeitschriften und Aufrufen, das Erstellen von Wandbildern und Schriftzügen und das Produzieren von Videos und Musik vorgesehen. Materialien, Aufrufe oder Zeitschriften, wie „Dignidad“ oder „Identidad“entstehen vorzugsweise in den Direktiven der MB und werden an die Zellen und Mitglieder verteilt. Diese nutzen die Materialen zur eigenen Schulung und zur Propagandaarbeit unter der Bevölkerung. Jede Zelle soll in ihrem Umfeld oder Viertel aktiv werden. Die Arbeit erfolgt je nach Situation mit Gewerkschaften, Universitäten, Schulen, in den Dörfern, Stadtvierteln, Firmen, Fabriken, landwirtschaftlichen Betrieben, usw. Wie oben beschrieben erfolgt die Arbeit auf klandestine Art und Weise.

Propagandaarbeit kann auch durch Verteilen und Verkleben von Flugblättern auf öffentlichen Toiletten und öffentlichen Gebäuden, das Werfen von Propagandaarbeit von Dächern hoher Gebäude, dem Untermischen und Einwerfen von Aufrufen und Erklärungen in Zeitungsläden oder Briefkästen geschehen. Materialen können an politische und soziale Organisationen versendet werden. Wandbilder und politische Schriftzüge werden vorzugsweise an den Einfahrten zu Städten und Dörfern, an vielbefahrenen Straßen, in der Nähe von Schulen und Universitäten und an allen Orten, wo viel Menschen den Ort passieren. Musik und Videos werden im Internet oder mittels enger Freundschaften an viele weitere Personen transportiert. Bei öffentlichen Veranstaltungen und Kundgebungen sollen, je nach Sicherheitslage, Grußbotschaften und Erklärungen kommuniziert oder verteilt werden. Immer soll der öffentliche Raum versucht werden politisch zu beeinflussen.

Kurzdefinition

Mit der Gründung der „Partido Comunista Clandestino de Colombia“ (kurz: PCCC oder PC3) wurde im Jahr 2000 eine klandestine Partei gegründet, die sich vorrangig aus AnhängerInnen der FARC-EP rekrutiert. Wichtigster Bestandteil der PCCC ist die politische Zelle, die sich aus 3-5 und in ländlichen Regionen aus bis zu 7 Personen zusammensetzt. Die PC3 gilt als reine Kaderpartei klassischen Typs, die Ziele sind die politische Rekrutierung und die heimliche Besetzung von hohen Positionen. Politisch ist diese Partei allerdings nur im Untergrund tätig, eine Massenbasis ist aufgrund des Anspruchs zur Herausbildung von politischen Kadern eher nicht gewollt. Weil der FARC-EP bis dato also immer noch eine politische Struktur nach außen fehlte, wurde die „Movimiento Bolivariano por la Nueva Colombia“ gegründet. Die MB ist keine Partei, sondern soll den bewaffneten Kampf über eine breite Basis stärken, so gesehen gilt diese Bewegung eher als eine Plattform. Die Klandestinität soll die Sicherheit die Mitglieder schützen. Zudem wird die Guerilla von Kolumbien, den USA und den europäischen Ländern als terroristische Organisation eingestuft, weshalb ihre nahestehenden Organisationen verboten sind. Vereinstypische Merkmale wie Mitgliederzahlen, Statuten oder Vereinsstrukturen sucht man deshalb vergeblich. Aktueller Vorsitzender der Movimiento Bolivariano ist Pablo Catatumbo. Die Mitglieder der MB machen Propagandaaktionen, unter anderem bei Demonstrationen, in den Vierteln, in den Schulen und in den Universitäten. Weitere Ziele sind Veranstaltungen, politische Schulung, Rekrutierung und die gesellschaftliche Einflussnahme zugunsten der Guerilla, besonders in den urbanen Zentren, denn die FARC-EP sehen sich historisch eher auf dem Land verortet.

„Alle sind eingeladen das neue Werkzeug im Kampf zu organisieren, welches wir „Movimiento Bolivariano por la Nueva Colombia“ nennen werden und mit dem wir die neue Zukunft auf unsere historischen Werte des Landes begründen werden. Um die Kräfte und Hoffnungen zu bündeln und das zu vollenden, was Simón Bolívar einst begann und zu Ende gebracht gehört: Die lateinamerikanische Integration, die nationale Unabhängigkeit und die soziale Gerechtigkeit.“

Aus: Manifiesto Bolivariano por la Nueva Colombia, 25. März 2000


Für den Aufbau der Bolivarischen Bewegung in Kolumbien und weltweit!