28 November 2013

Kommuniqué des Südblocks der FARC-EP


Darin erklärt der Generalstab des Südblocks der FARC-EP, dass die Anschuldigungen der Militärs und der Presse, bezüglich der Planungen eines Attentates der mobilen Kolonne „Columna Teófilo Forero“ auf Ex-Präsident Uribe, sowie auf den Staatsanwalt Montealegre unwahr sind.
Des Weiteren wird zwar bestätigt, dass es zwei Tage vor den gefälschten Enthüllungen über die Attentatspläne einen Bombenangriff auf den Befehlshaber der mobilen Kolonne „Columna Teófilo Forero“ Paisa Oscar gab, das Ziel aber um 200 Meter verfehlt wurde. Stattdessen wird gefragt wie es sein kann, dass trotzdem ein Computer und eine Notiz von Paisa Oscar über mögliche Entführungsopfer entdeckt wurden, wenn Computer und Notiz nie existierten und er selbst, sowie seine unmittelbare Umgebung alles unbeschadet überstanden hatten? Statt die Wahrheit über die fehlgeschlagene Operation zu berichten, tischt man den Leuten Lügen auf, die wieder einmal das politische Bild der FARC-EP und den Friedensprozess gefährden sollen.  

Kommuniqué des Südblocks der FARC-EP

26 November 2013

Drama hinter Gittern


Während die Regierung Kolumbiens mit der FARC-EP Friedensverhandlungen führt und wichtige Themen wie Agrarpolitik und politische Teilhabe abgeschlossen sowie Entwaffnung, Lösung des Problems der illegalen Drogen und Entschädigung der Opfer noch diskutiert werden, findet in den Gefängnissen weiterhin eine menschliche Katastrophe statt.

Groß ist jedes Mal der Aufschrei, wenn die FARC-EP bei Gefechten Polizisten und Soldaten gefangen nimmt. Zivilisten werden nach einer Ankündigung der Guerilla nicht mehr gemäß dem revolutionären Gesetz Nummer Zwei entführt, in welchem sich Personen mit einem Vermögen von mehr als 1 Million Dollar zu einer Steuer verpflichteten. Da sich Kolumbien in einem Bürgerkrieg befindet, ist es für beide Seiten obligatorisch, wenn Gegner gefangengenommen werden. Während die FARC-EP Gefangene in humanitären Aktionen freilässt, werden Gefangene Guerilleros in den staatlichen Gefängnissen inhaftiert, wo sie ein unmenschliches Dasein fristen. Die Öffentlichkeit erstaunt jedes Mal, wenn freigelassene Polizisten, Soldaten oder auch Journalisten, wie der in Armeekleidung an einer Militäroperation teilnehmende Romeo Langlois, in den Medien erklären, dass sie während ihrer Gefangenschaft eine respektvolle Behandlung erfahren haben und sie mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Bedürfnissen grundversorgt worden sind.

Was für ein Kontrast zeigt dagegen die Situation der politischen Gefangenen und Kriegsgefangenen, bzw. der 118.000 Gefangenen im Allgemeinen in den staatlichen Gefängnissen. Im Gegensatz zu Bevölkerungsmehrheit, die in Armut oder armutsähnlichen Lebensbedingungen lebt, steht der Justizapparat im Dienste der Oligarchie. Korruption, widerrechtliche Aneignung von Land und anderen Besitztümern sowie staatlich organisierter Drogenhandel werden mit lächerlich geringen Urteilen konfrontiert, aber politische Gefangene und Kriegsgefangene werden des Terrorismus bezichtigt oder unter fadenscheinigen Gründen zu hohen Haftstrafen verurteilt. Während die erste Sorte Gefangener Privilegien in speziellen Gefängnissen genießt, werden die politischen Gefangenen und Kriegsgefangenen in überfüllten Gefängnissen eingesperrt, dicht gedrängt in unhygienischen Zuständen, Misshandlungen ausgesetzt, ohne medizinische Versorgung und kaum Zugang zu Lebensmitteln oder Trinkwasser.

Humanitäre Kommissionen, die im Auftrag von Menschenrechtsorganisationen die Zustände in den Gefängnissen beobachten, sprechen von einer menschlichen Katastrophe. Die Regierung Santos hat zwar in den letzten beiden Jahren Reformen und eine Verbesserung der Maßnahmen für den Strafvollzug angekündigt, doch das Drama hält weiterhin an. Doch auch nach der langen Gefängniszeit, oft warten die Gefangenen mitunter jahrelang auf einen Gerichtsprozess, sind die Bedingungen kaum besser. Gewöhnlichen Gefangenen fehlt in der Haftzeit die Unterstützung von außen und nach der Haft gibt es keine Maßnahmen zur Resozialisierung. Politische Gefangene und Kriegsgefangene der FARC-EP haben immerhin ihre Organisationen zur Unterstützung, auch wenn diese häufig an ihre Grenzen des Machbaren stoßen.

Ein aktuelles Beispiel des Dramas hinter den Gittern ereignete sich am 13. November im Gefängnis PICOTA/ERON in Bogotá. In den Morgenstunden wurde der Guerillero Israel Ibáñez Gallo der FARC-EP beim Waschen mit einem spitzen Gegenstand in den Kopf gestochen. Wenig später kam heraus, dass der Täter Kontakte zu den Paramilitärs der AUC hatte. Hierbei wurde die Forderung erneuert, Kriegsgefangene der FARC-EP zusammen zu legen. Während Paramilitärs und andere korrupte Gefangene Vorrang in der Behandlung und auch Zusammenlegung genießen, gelten für politische Gefangene und Kriegsgefangene nur Schikanen und Misshandlungen. Übergriffe von Paramilitärs auf politische Gefangene und Kriegsgefangene der Guerilla sind leider keine Seltenheit. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Situation der Gefangenen in den staatlichen Gefängnissen zum Positiven wendet und sie im Friedensprozess und den aktuellen politischen und sozialen Kämpfen nicht vergessen werden.

20 November 2013

Menschenrechtsverletzungen in Caquetá


Seit zwei Monaten hat die Regierung Kolumbiens in Person des Verteidigungsministers die Schaffung einer neuen militärischen Kommandostruktur mit 50.000 Truppen angeordnet, um militärische Operationen im Süden Kolumbiens durchführen zu können. Damit öffnete er die Tür zu neuen Misshandlungen und Menschenrechtsverletzungen durch die Militär-und Polizeieinheiten in Caquetá, Huila und Putumayo.

Besonders Caquetá ist eine Provinz, die seit Jahrzehnten vom bewaffneten Konflikt betroffen ist. In den 1950er und 60er Jahren flüchteten viele Kolumbianer aus den von der „Violencia“ (Bürgerkrieg zwischen den beiden traditionellen Parteien) betroffenen Gebieten in diese Region. Die Guerilla hatte hier früh eine soziale Basis und die ersten Kampffeinheiten entstanden hier. Auch heute noch ist Caquetá in vielen Regionen Gebiet der FARC-EP. Mit der Einrichtung einer neuen Kommandostruktur versuchen nun Militär und Polizei, die Gebiete zurück zu erobern oder wie es der Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón sagt: „Die Neutralisierung der sechs wichtigsten Anführer des südlichen Blocks der FARC zu erreichen.“

Die enorme Militarisierung der Region führt nicht nur unweigerlich zu Kämpfen zwischen den Gegnern, sondern vor allem zu Beeinträchtigungen, Misshandlungen und Menschenrechtsverletzungen bei der lokalen Bevölkerung. Permanente Kontrollen der Bürger, der Fahrzeuge und der Häuser, gehören dazu, wie Bedrohungen, Ausgangssperren und Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit, Beschlagnahmungen von Medikamenten und Nahrungsmitteln, aber auch Schläge, Vergewaltigungen und Tod. Nur zu gut erinnern sich die Bewohner an Angriffe durch das Militär wie in Unión Peneya, als 40 Bauern auf ihren Landwirtschaftsplantagen durch Mörsergranaten aus der nahen Militärbasis beschossen wurden.

Die Streitkräfte begründeten ihre Aktion damit, dass die Bauern „Terroristen der FARC“ seien, die versuchten, die Militärbasis anzugreifen. Doch dies ist kein Einzelfall. In diesem Monat wurden Ärzte aus Unión Peneya diffamiert, sie seien Unterstützer der Guerilla. Sie hatten einen Bauern verarztet, der sich bei einem Motorradunfall verletzt hatte. Generell werden Händler und einfache Bauern verdächtigt die Guerilla zu unterstützen, nur weil sie Lebensmittel, Medikamente, Taschenlampen, Batterien oder andere Dinge transportieren. Hierfür wurden schon Personen willkürlich verhaftet und verurteilt. Dass dadurch das alltägliche Leben stark eingeschränkt wird und die Bewohner der Zone ständige Angst vor Verurteilungen und Misshandlungen haben, ist nur allzu klar.

Die Bewohner Caquetás erinnern sich auch noch an die vergangenen Proteste im Zusammenhang mit dem nationalen Agrarstreik. Caquetá war eine jener Regionen, in der sich sehr viele Menschen den Protesten anschlossen. Sie versammelten sich in der Provinzhauptstadt Florencia, um für ihre Rechte und gegen die Militarisierung zu demonstrieren. Hier wurden sie massiv von den staatlichen Sicherheitskräften angegriffen, es gab willkürliche Verhaftungen, viele Verletzte und Hunderte wurden über Stunden in Kasernen eingesperrt. Den Widerstand konnten sie nicht brechen, statt dessen verstärkte sich die Organisierung der Bevölkerung.

Am 16. November ereignete sich eine der ersten Aktionen dieses neuen Kommandos. In dem kleinen Dorf Alto Arenosa in der Gemeinde Montañita kämpften 450 Soldaten mit Unterstützung von 13 Hubschraubern und 4 Flugzeugen gegen Guerilleros der 15. Kampffront der FARC-EP, die hier politische und militärische Präsenz zeigen. Bei den Schusswechseln und Kämpfen, die nicht länger als 15 Minuten dauerten, nutzten die Soldaten die Häuser und Behausungen der Bauern als Schutzschilde. Der örtliche Gemeindepfarrer beklagte, dass sich die Soldaten nicht mit Namen identifizierten, sie sich offensiv verbal gegen die Bevölkerung äußerten, alle kontrolliert und ihre Daten aufgenommen wurden. Diese Begegnung zwischen Militäreinheiten und lokaler Bevölkerung sind leider keine Einzelfälle.

Als der Gemeindepfarrer Antonio Chilatra in einem Auto der Kirche in den nächstgelegenen Ort fahren wollte, um auf die Vorfälle aufmerksam zu machen, wurde er während der Fahrt von einem Hubschrauber der Armee beschossen. Er wurde genötigt anzuhalten und musste sich mehr als fünf Stunden einem Verhör unterziehen und durfte sich nicht fortbewegen. Ob seine Beschwerde bei der Diözese in Florencia und bei den Vereinten Nationen Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls ist es ein Vorgeschmack auf das, was seit Jahren passiert und mit der Errichtung der neuen Kommandostruktur wohl noch häufiger passieren wird, die Kriminalisierung und Terrorisierung der Bevölkerung durch die staatlichen Sicherheitskräfte.

18 November 2013

Das schwere Laster von Buenaventura

Buenaventura wurde von vielen Politikern mal als eine aufstrebende Stadt bezeichnet. Unter einigen wirtschaftlichen Gesichtspunkten mag dies auch zutreffen, doch schon seit Jahren schlägt sich die Stadt mit sozialen Problemen und der Unfähigkeit der Politik herum, um diese Probleme in den Griff zu bekommen.

Buenaventura ist weiterhin eine Stadt, in der die soziale Krisis bestand hat. Nach außen betrachtet, scheint es die Politik nicht sonderlich zu interessieren. Hin und wieder verliert man ein Wort in den Medien über die Armut und die Unsicherheit. Dabei machen soziale Bewegungen und auch die aufständische Bewegung FARC-EP seit Jahren darauf aufmerksam, dass die Stadt ein sozialer Schmelztiegel ist und wenig von ihrer strategischen Lage als größte Hafenstadt profitiert.

Gegründet wurde die Stadt am 14. Juli 1540 durch Juan de Ladrilleros. Er verlieh dem Ort den Namen in Gedenken an die Fiesta des heiligen San Buenaventura. Die Stadt liegt an der Pazifikküste Kolumbiens und hat eine geschätzte Einwohnerzahl von 360.000. Rund 60% der Wirtschaftsgüter im Land werden hier umgeschlagen. Über eine Straße und eine Eisenbahn kommen und gehen die Güter nach Cali und von dort in alle Regionen Kolumbiens.

Neben dem Wirtschaftsstandort ist Buenaventura heute vor allem für seine soziale Lage und Gewalt bekannt. Die Stadt konnte nie von dem Wirtschaftsstandort profitieren. Auch wenn die Vereinten Nationen mehrmals soziale Programme zur Entwicklung angestoßen haben, die Ungleichheit und der soziale Ausschluss ganzer Bevölkerungsschichten, mit der die Stadt konfrontiert ist, hat sich noch verstärkt. Über 85% der Bevölkerung sind Afrokolumbianer, ein Großteil von ihnen lebt in Armut und hat keinen bzw. nur einen geringen Zugang zur lebensnotwendigen Infrastruktur.

Über 90% der Bevölkerung wohnt im städtischen Gebiet, dass in 12 Gemeinden und 177 Vierteln aufgeteilt ist. Besonders die jüngere Bevölkerung ist betroffen von sozialen Indikatoren wie Unterernährung, Schulverweigerung, schlechten Gesundheitszustand und Kriminalität. Obwohl der Hafen für die kolumbianische Wirtschaft enorm wichtig ist, rund 80% des Kaffees exportiert wird und täglich rund 2000 Fahrzeuge den Hafen erreichen, so gilt Buenaventura als eine vergessene Stadt.

Vergessen ist die Stadt allerdings nicht bei kriminellen Gruppen wie paramilitärischen Verbänden oder Mafiagruppen. Durch die Lage im zentralen Küstenbereich Kolumbiens, umrandet von Mangroven- und Urwäldern, bietet die Stadt eine hervorragende geostrategische Lage für Schmuggel, Drogenhandel und andere kriminelle Aktivitäten. So erreichten in den 1980er Jahren paramilitärische Gruppen und Drogenkartelle die Stadt, die für ein Klima der Angst sorgten, welches bis heute unter dem Einfluss von den „Águilas Negras“ oder den „Los Rastrojos“ anhält.

Betroffen sind vor allem die einfachen Menschen, Personen, die ihr Glück in der Stadt suchen, Personen, die von ihrem Land vertrieben wurden und hier wieder Armut, Gewalt und Vertreibung gegenüber stehen. In militärischen Operationen versuchten Polizei und Militär die Kontrolle zurückzugewinnen, aber damit verschärfte sich teilweise die Situation und die Stadt wurde zu einem Schlachtfeld.

Doch was sind die Lösungen? In Veranstaltungen und Kommuniqués hat unter anderem dieFARC-EP mehrmals auf die Zustände in der Stadt hingewiesen. Nötig sind Investitionen in die Kleinwirtschaft und Arbeitsmarkt, Bildung sowie in soziale Projekte, vor allem in den marginalen Vierteln. Als primäres Einfallstor für den vor kurzer Zeit abgeschlossenen Freihandel hat die Stadt eine besondere Verantwortung. Bisher zeichneten sich die Politik und Regierung jedoch nur durch Untätigkeit und Unfähigkeit aus. Soziale Programme und reale Alternativen sind das Gebot und keine weitere Militarisierung.

Als aufständische Bewegung arbeitet die FARC-EP seit drei Jahrzehnten in der Stadt und der umliegenden Region. Organisiert sind ihre Mitstreiter in der Bolivarischen Bewegung, den Milizen sowie in den politisch-militärischen Einheiten der 30. Kampffront und der urbanen Kampffront „Manuel Cepeda“, die dem westlichen Militärblock „Comandante Alfonso Cano“ angehören.

Wie versucht wird, die Guerilla in der Öffentlichkeit zu deslegitimieren, bewiesen in den letzten Tagen Aussagen von Polizeikommandant Rodolfo Palomino, Armeekommandant Juan Pablo Rodríguez und des Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón, die die FARC-EP des Drogenhandels im Westen Kolumbiens bezichtigen, darunter unter anderem in und um Buenaventura.

In einem Kommuniqué des Westblocks „Comandante Alfonso Cano“ der FARC-EP von Mitte November verurteilen sie die „schädliche und bösartige Verleumdungskampagne gegen die Fronten der FARC-EP im Westen“. Demzufolge sei Anfang November ein Drogenlabor in Bahía Málaga, ganz in der Nähe von Buenaventura ausgehoben worden. Ausgerechnet in einem Gebiet, in der sich eine US-Basis und eine starke Konzentration der kolumbianischen Armee befindet.

Kommuniqué des Militärblocks "Comandante Alfonso Cano" 

14 November 2013

Historischer Freispruch

Vor dem höchsten Gericht in Florencia (Provinz Caquetá) wurden unlängst zwei junge Frauen freigesprochen, die vom Gericht der Rebellion und Entführung bezichtigt wurden. Ein Beispiel, wie die kolumbianische Justiz Unschuldige behandelt und den Terrorismus und die Rebellion als Totschlagargumente benutzt. 
Im Jahr 2007 gab es in ganz Kolumbien große Demonstrationen, die die Freilassung von Gefangenen aus den Händen der FARC-EP forderten. Sie baten die Akteure in bewaffneten Konflikt, einen Schritt aufeinander zu zugehen und bestenfalls einen humanitären Austausch zu organisieren. Die Regierung beauftragte die Senatorin Piedad Córdoba und den venezolanischen Präsidenten Chávez für die Vermittlung mit der FARC-EP. Die Senatorin wurde später wegen Kontakten und angeblicher Unterstützung der Guerilla vom Amt enthoben und Chávez wurde in den Medien angeprangert, sich mit der FARC-EP getroffen zu haben. Um aber mit den Verhandlungen beginnen zu können, war es wichtig, das Lebenszeichen der Gefangenen die Öffentlichkeit erreichten.

Die FARC-EP waren für einen humanitären Austausch bereit, dies hatten sie schon oft betont, aber die Regierung lehnte einen Austausch ab. Die Guerilla entschied sich, von folgenden Personen Lebenszeichen zu veröffentlichen: Íngrid Betancourt, Luis Eladio Pérez, sowie einige kolumbianische Militärangehörige, außerdem die Agenten aus den USA Keith Donald Stansell, Marc D. Goncalves und Thomas R. Howes. Die Botschaften wurden an zwei junge Frauen überreicht. Leidy Johanna Ramírez Rivera, die von Tomachipán (Guaviare) nach Bogotá unterwegs war und an Briguidh Adriana Vega Poveda, die die Botschaften an Piedad Córdoba übergab.

Die Telefone der beiden jungen Frauen, aber auch von Piedad Córdoba und Hugo Chávez wurden abgehört und die beiden jungen Frauen am 29. November 2007 festgenommen. Vor dem ersten Gericht wurden sie der Rebellion und später, im Jahr 2010, der Erpressung und der Entführung bezichtigt. Während die Umstände der Freilassung und des guten Willens völlig außer Acht gelassen wurden, entwickelte sich das Verfahren mehr und mehr zu einem politischen Prozess. Da der Prozess auch im Fokus der Öffentlichkeit stand, gab es immer wieder Bestrebungen, das Verfahren zugunsten der beiden jungen Frauen zu beeinflussen und sich mit ihnen zu solidarisieren.

Als anwaltliche Unterstützung hatten die beiden die bekannten Rechtsanwälte Rodolfo Ríos Lozano, Eduardo Matyas Camargo und Geminiano Perez Seña. Sie verfolgten eine Strategie der Entblößung der vorangegangenen Strafverfahren und verteidigten objektiv und transparent, also dem Gegenteil des Gerichts. Das Gericht, unter der Beobachtung der faschistischen Politik von Präsident Uribe, sprach zwar einen mitangeklagten Mann frei, verurteilte aber in der ersten Instanz die beiden Frauen zu 16 Jahren Haft, ohne beweiskräftige Argumente für das Urteil der erpresserischen Entführung der drei US-Agenten zu haben.

Die Verteidigung der beiden wehrte sich weiterhin und zog vor das höchste Gericht in Florencia. Hier wurde nun am 29. Oktober festgestellt, dass die ersten Verfahren von Fehlern begleitet wurden und keinen unabhängigen Strafverfahren zu Grunde liegen. Das Gericht veranlasste die sofortige Freilassung der beiden jungen Leidy Johanna Ramírez Rivera und Briguidh Adriana Vega. Der Einspruch, die anwaltliche Begleitung und die Solidarität hatten somit Erfolg.

11 November 2013

09 November 2013

Friedensgespräche und neue Hoffnungen?

Seit mehr als einem Jahr finden in Kuba die Friedensgespräche der FARC-EP (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Columbia – Ejercito del Pueblo) mit der kolumbianischen Regierung statt. Es sind bereits die vierten Verhandlungen, die die FARC-EP seit ihrem Bestehen führt. Die FARC-EP ist die älteste Guerilla Lateinamerikas und zugleich eine der bedeutendste oppositionellen Widerstandsbewegungen im Land.

Hervorgegangen ist die Guerilla in den Fünfzigerjahren aus dem Bürgerkrieg zwischen den Liberalen und den Konservativen, den beiden großen traditionellen Parteien. Die kommunistisch orientierten Personen kämpften während des Bürgerkrieges an der Seite der Liberalen. Es kam jedoch schnell zu einer Spaltung der bewaffneten Verbände mit den Liberalen wegen unterschiedlicher Auffassungen zur Agrarfrage, aus der die Mehrheit der Kommunisten stammte. Mehrmals versuchten die Regierungen, die selbstverwalteten Schutzgebiete der kommunistischen Bauern zu zerstören. Doch erst 1964 gelang es der Armee, unter anderem die Region Marquetalia zu erobern. Die Bauern flohen aus diesem Gebiet und änderten ihre Strategie des politisch-militärischen Kampfes. 1964 formierte sich die Guerilla neu und es folgte die Gründung der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) unter der Leitung von Manuel Marulanda Vélez.

In den folgenden Jahren wuchs die Guerilla zum eigentlichen Volksheer und baute Einheiten im ganzen Territorium des Landes auf. Dabei erhielt sie Unterstützung, besonders von der Landbevölkerung. Militärischen Operationen sowie politische Arbeit in der Stadt und auf dem Land wurden Teil einer Gesamtstrategie. Auch wenn die Guerilla nach den Friedensverhandlungen von Caguán (1998-2002) militärisch an Spielraum verloren hatte, so zeigen die letzten Jahre, dass sowohl die militärische Schlagkraft und der Ausbau ihrer sozialen Base in einigen Regionen, als auch der soziale Protest im Land, der sich häufig in den Forderungen der FARC-EP wiederspiegelt, weiterhin präsent sind und sogar zugenommen haben. Die neuen Friedensgespräche sind sicherlich auch deswegen zustande gekommen, weil die Guerilla militärisch nicht besiegt werden kann und ihre Forderungen und der Anstieg der sozialen Kämpfe im Land Ausdruck von Ungerechtigkeit und Ungleichheit sind, die mit repressiven Mitteln nicht zu lösen sind.

Nun wurden vor wenigen Tagen verkündet, dass auch eine Einigung im zweiten Punkt der Agenda, dem der politischen Teilhabe, erfolgt ist. Dies würde die Gründung von politischen Organisationen, die Ausübung ihrer politischen Tätigkeit und deren Schutz bedeuten. Präsident Santos sagte, er würde die FARC-EP lieber im Kongress sehen, als mit Waffen. Doch wie ernsthaft können die Worte eines ehemaligen Verteidigungsministers sein und aktuellen Präsidenten sein, der weiterhin einen Krieg gegen Guerilla und Andersdenkende führt? Unter ihm wurden zwar die Friedensgespräche begonnen, aber unter ihm wird auch weiterhin ein blutiger und schmutziger Krieg geführt. Auch die Armee galt bisher nicht als eine Institution, die durch Neutralität oder Friedenszeichen auffiel. Im Gegenteil, große und namenhafte Generäle verkündeten ihre Version zur Beendigung des bewaffneten Konfliktes, nämlich mit Krieg als einzigem Mittel. Kann so die Sicherheit der Guerilleros und der politischen Opposition sichergestellt werden?

Bereits unter der Präsidentschaft von Betancur (1882-1986) wurden Friedensgespräche geführt und als Folge dieser entstand die Unión Patríotica (UP), die von Ex-Guerilleros der FARC-EP und anderen linken Gruppen und Personen gegründet wurde. Auf politischer Ebene und bei den Wahlen konnten erste Erfolge verbucht werden. Doch Ende 1984 formierte sich Widerstand in Armee und Wirtschaftskreisen. Ein klares Zeichen der Eskalation war die Zunahme der parastaatlichen Gewalt.
Bis zum heutigen Tage wurden rund 5000 Aktivisten und Sympathisanten der UP umgebracht, vor allem Kommunisten, Gewerkschafter und Bauern. Lange Zeit weigerte sich die Regierung, den politischen Genozid anzuerkennen. Letztendlich zogen sich die Guerilleros wieder in das illegale, aber sichere militärisch-politische Arbeit zurück. Weitere Gespräche Anfang der Neunzigerjahre und in Caguán scheiterten. Hoffen wir also, dass die Friedensgespräche und die eventuelle Umsetzung nicht wieder zu einem Desaster führen.

05 November 2013

Hommage an Esteban Ramírez

Am 5. November 2012 fiel Genosse Esteban Ramírez im Kampf in den Bergen von Morales in der Region Cauca. Esteban war ein Kämpfer, Anführer der Studentenbewegung, ein Dichter, eine Frohnatur, ein Fußballfan und er liebte Feiern. Heute vor einem Jahr starb er im Kampf für ein besseres Kolumbien in seiner militärisch-politischen Einheit, dem Block Comandante Alfonso Cano. Esteban war einer derjenigen jungen Leute, die inspiriert von den Reden eines Alfonso Cano oder Iván Ríos zu den Zeiten der Friedensverhandlungen von Caguán den Weg zur aufständischen Bewegung fanden. Er wurde Teil des Movimiento Bolivariano, welches zu dieser Zeit gegründet wurde. Er war ein fröhlicher und lustiger Mensch, stets hilfsbereit und mit seinen jugendlichen Idealen bereit, für ein gerechtes und demokratisches Land zu kämpfen. 

Esteban wurde nur 31 Jahre alt. Doch sein kurzes Leben war nicht umsonst und er gilt als Beispiel für viele andere junge Leute, die sich in den Milizen und Guerillaeinheiten der FARC-EP wiederfinden. Geboren in Caldas nahm er frühzeitig an politischen Veranstaltungen teil und übernahm führende Rollen. So war er maßgeblich am Aufbau des Movimiento Juvenil Bolivariano und anderen Jugendbewegungen im Südwesten Kolumbiens beteiligt. Trotz seines lockeren und heiteren Auftretens war er ein verlässlicher und disziplinierter Aktivist, der stets die Interessen seiner Genossen und aller Kolumbianer im Blick hatte.


Esteban: Hasta la victoria siempre!