Das erste Mal in ihrer Geschichte veröffentlichen die FARC-EP eine Homepage auf Englisch.
Zur Homepage (Englisch) der Friedensdelegation der FARC-EP
Dokumente und Kommuniqués der FARC-EP
27 Juli 2013
21 Juli 2013
Schwere Kämpfe und Gefangennahme US-Bürger
Bei Kämpfen an diesem Wochenende sind mehr als 20
Soldaten und eine unbestimmte Anzahl Guerilleros getötet worden. Die
folgenschwersten Gefechte ereigneten sich dabei am Sonnabend, dem
Nationalfeiertag Kolumbiens, in Fortul, welches in der Region Arauca liegt. Bei
den Kämpfen zwischen der 10. Kampffront der FARC-EP und dem 14. Bataillon der
18. Brigade der Armee sind mindestens 17 Soldaten gestorben. Auch wenn zur Zeit
die Untersuchungen anhalten und die Informationen noch sehr unzureichend sind,
gibt es weitere Verletzte Soldaten und auch Spekulationen über die Gefangennahme
weiterer durch die Guerilla. Arauca gilt als eine der Hochburgen der Guerilla,
in der es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen staatlichen Sicherheitskräften
und der Guerillabewegung kommt.
Ebenfalls am Sonnabend kam es zu einem Angriff von
Einheiten des militärischen Südblocks der FARC-EP auf die Armee in El Doncello
in der Provinz Caquetá. Auch hier dringen staatliche Sicherheitskräfte immer
wieder in die von der FARC-EP kontrollierten Gebiete ein, um angeblich die
subversiven Kräfte zu vertreiben und die Bevölkerung zu schützen. Doch diese
Militäroperationen führen zu Angst, Bedrohungen und Vertreibungen bei der
lokalen Bevölkerung, die die Armee sowie die Polizei als Fremde und Besatzung aufgrund
ihres Verhaltens ansieht. Bei den Gefechten wurden vier Soldaten getötet und
weitere verletzt.
Am Wochenende wurde auch die Gefangennahme eines US-amerikanischen
Staatsbürgers durch die FARC-EP bekannt. Laut einem Kommuniqué des Sekretariats
des Zentralen Generalstabs der FARC-EP wurde der Soldat Kevin Scott Sutay am
20. Juni dieses Jahres von Einheiten der FARC-EP in der Gemeinde El Retorno in
der Provinz San José del Guaviare festgenommen. In dem Kommuniqué heißt es,
dass der US-Amerikaner nach seiner eigenen Aussage vom 17. November 2009 bis
zum 22. März 2013 Mitglied der US-amerikanischen Streitkräfte war und zwischen
2010 und 2011 in Afghanistan im Einsatz
war. Dort war er als Anti-Sprengstoffexperte eingesetzt und spezialisiert auf
Minenräumung. Doch was macht ein US-amerikanischer Staatsbürger und
Minenexperte in San José del Guaviare, wenn er aktuell nicht mehr bei der Armee
ist, er sich aber in einer Region bewegt, wo es viele Minenfelder, eine große
US-Militärbasis und mehrere Armeeeinheiten und Anti-Drogeneinheiten der Polizei
gibt?
Es ist kein Geheimnis, dass das US-Militär in Kolumbien Einsätze
durchführt. Rund 2000 US-Beamte und Soldaten sind in sieben verschiedenen Basen
in Kolumbien tätig und führen unter anderem Einsätze zur Aufstandsbekämpfung
durch. In dem Kommuniqué kündigen die FARC-EP die Freilassung des Soldaten an
eine humanitäre Kommission unter der Führung der Senatorin Piedad Córdoba an. Immer
wieder werden gefangengenommene Mitglieder der staatlichen Sicherheitsorgane an
humanitäre Kommissionen freigelassen, während Tausende Guerilleros in den
kolumbianischen Gefängnissen keinen Rechtsstatus als Kriegsgefangene besitzen
und ein menschenunwürdiges Dasein fristen.
18 Juli 2013
Wir sind in Havanna um den Konflikt zu beenden
Iván Márquez, Chefunterhändler der FARC-EP in den
Friedensgesprächen mit der Regierung in Kuba, erklärt, dass die Guerilla in
Havanna ist, um eine Lösung zu finden , die den kolumbianischen Konflikt beendet.
Außerdem sagt er, dass die Guerilla nicht einseitig die Waffen niederlegt, die
Linke im Land vereint kämpfen müsse und dass er mit einer Beteiligung der
Guerilla ELN am Verhandlungstisch einverstanden wäre.
In einem Interview mit dem Radiosender RCN wird Iván
Márquez zu verschiedenen Themen gefragt.
"Wir sind in Havanna, um eine Vereinbarung zu
suchen, die zur Beendigung des Konflikts in Kolumbien führt ", sagte der
Chefunterhändler der Friedensdelegation der FARC-EP in dem Interview. Außerdem appelliert er an soziale
Organisationen und Parteien, sich gemeinsam gegen die Feinde des Friedens zu
stellen. Die FARC-EP suchen direkt den Kontakt zu den sozialen und politischen
Organisationen und räumen der Guerillabewegung ELN ein, ebenfalls am Verhandlungstisch
Platz zu nehmen. Dies hängt jedoch davon ab, was das ELN und die Regierung
davon hält.
In Bezug auf eine Niederlegung der Waffen gibt er sich
sehr reserviert. Die FARC-EP analysiert
zwar andere Konflikte in der Welt und hat sich unter anderem mit einer
Delegation aus Irland getroffen, aber die Erfahrungen aus der Geschichte zeugen
von Vorsicht. Der Frieden braucht seine Zeit, sagt er, ein schlecht gemachter
Frieden ist schlimmer als der Krieg. Der fünfte Punkt der Verhandlungsagenda,
jener der Opfer des Konfliktes, soll dann besprochen werden, wenn der Moment
gekommen ist. Ein Punkt, der schon von der FARC-EP öffentlich gemacht wurde,
ist die Bildung einer Kommission der historischen Verantwortung, in der die
Menschen und die Opfer beteiligt werden sollen.
Während der Verhandlungen beharren die FARC-EP auf eine
verfassungsgebende Nationalversammlung als Instrument der Legitimität. Sie soll
Ausdruck des Friedensabkommens sein, eines politischen Abkommens mit
institutionellen Veränderungen und einer Diskussion mit allen. Ziel der
Guerilla ist der Übergang zu einem demokratischen System in der die FARC-EP und
alle anderen Menschen und Organisationen teilhaben können. Auch hierzu gibt es
noch Gespräche mit der Regierung. Die Anerkennung der Rechtsstellung der Unión
Patriótica durch die Regierung ist ein erster Schritt in diese Richtung, auch
wenn er sehr spät kommt. Wichtig sind Garantien des Staates für die Sicherheit
einer politischen Beteiligung. Hier gibt es bereits Überlegungen an einer
möglichen Beteiligung der FARC-EP und einer Verschiebung der bevorstehenden
Wahlen.
Am Ende werden Fragen aus der
ländlichen Thematik diskutiert. Zur Krise in Catatumbo sagt er, dass es nicht
gut ist die Proteste der Bauern durch Infiltration seitens der FARC-EP zu stigmatisieren.
Die Schutzzonen für Bauern, für welche unter anderem in Catatumbo gekämpft
wird, gehören jedoch legalisiert. Mit diesen Agrar-Schutzzonen sollen keine
unabhängigen Republiken abseits des Gesetzes entstehen, sondern Gebiete, in
denen die Bevölkerung am kulturellen, politischen, sozialen und
wirtschaftlichen Leben mitbestimmen kann. Diese Zonen müssen behutsam und unter
der Teilhabe der lokalen Gemeinden entwickelt werden, so der Chefunterhändler
der FARC-EP.
16 Juli 2013
Der Spirit von 1999
Auch in Kolumbien gab und gibt es im Fußball linke
Aktivitäten. Ereignisreich waren die letzten beiden Jahrzehnte, tonangebende
Fangruppen aus den Kurven, den Barras, positionierten sich offen gegen soziale
Missstände, Krieg und Bedrohungen durch Paramilitärs und Staatsmacht. Das Jahr
1999 in der Region Valle del Cauca gilt als exemplarisch, weil kurzzeitig die
Einheit vormals rivalisierender Fangruppen zu einer Politisierung vieler
Menschen führte. Heute gibt es nicht wenige, die sehnsüchtig auf diese Jahre
zurückblicken.
Das Jahr 1999 war eine besondere Zeit für die Provinz
Valle del Cauca im Westen Kolumbiens. Die Bevölkerung erlebte die Ankunft des
Blockes Calima der Vereinten Paramilitärischen Kräfte Kolumbiens (AUC), eine
berüchtigte rechtsextreme und paramilitärische Einheit, in der Region. In
Zusammenarbeit mit der Bourgeoisie aus der hier stark vertretenen
Zuckerrohrindustrie, der Dritten Division der staatlichen Armee und Hunderten
von Paramilitärs, die aus Urabá und Córdoba hierherkamen, begannen die
Operationen, Vertreibungen, soziale Säuberungen und Massaker in den Dörfern und
Städten.
In den gleichen Jahren erlebte Cali, die Hauptstadt der
Region, eine beeindruckende Welle der Jugendrebellion. Es war die Zeit der
großen Streiks von Arbeitern bei Emcali, die der Rebellionen in den Stadtteilen
und Nachbarschaften und die der Auseinandersetzungen an der Universität Valle
in Cali (Univalle). Es entstanden neue Punkte der Begegnung und Sozialisation
und es wurden generell politische und soziale Themen aufgegriffen. Aber es war
auch die Zeit des Krieges der Farben, ein erbitterter Streit zwischen den
Fußballfangruppen.
In jedem Viertel der Stadt Cali waren die Fahnen mit den zwei verschiedenen Farben des
jeweiligen Temas zu sehen. Die Grünen, Bewunderer der englischen Hooligans und
italienischen Tifosi,in der Mehrzahl Metallfans, aber auch viele Rapper und
Skinheads, vereint in der „Frente Radical“ vom Team Deportivo Cali. Die Roten,
Anhänger der Fanbewegung aus dem Süden des lateinamerikanischen Kontinents,
Punks und Kampferprobte aus den Kämpfen an der Univalle, organisiert in der
nach der spanischen Metallband benannten Organisation „Barón Rojo“, zugehörig
zum Verein América Cali. Die Farbe Grün oder Rot stand für territoriale Kontrolle,
Loyalität und zur Gemeinschaft des jeweiligen Teams, zu dem sie gehörten. Tote
und Verletzte in Hunderten von Schlachten waren die Folge, dazu unzählige
Graffiti-Kämpfe um Mauern und Wände.
Und von einem Moment zum anderen kündigte der
Calima-Block öffentlich die beiden Fangruppen zu einem militärischen Ziel an.
Die „Frente Radical“ und „Barón Rojo“, zwei Massenbewegungen, sollten von den
rechtsextremen Schlägern und Mördern
vernichtet werden. Doch diese Rechnung hatten sie ohne diese jungen
Menschen gemacht. Und plötzlich wurde aus dem Krieg der Farben ein neues
Phänomen, denn nun erkannten die Fans, dass sie, egal welche Farbe und welches
T-Shirt sie trugen, selbst Teil einer Unterdrückung und Bedrohung werden
konnten. Bisher kannten sie dies maximal aus dem Fußballumfeld oder aus dem
Kontext von Erzählungen von den Vertriebenen, die vor dem Terror auf dem Land
in die Stadt flüchteten. Trotz der unterschiedlichen Farben erkannten sie nun,
dass es einen gemeinsamen Feind gab, der ihnen den Krieg erklärt hatte.
Es kam zu einer Einheit, zu gemeinsamen Blöcken auf der
1. Mai-Demonstration, zu Workshops über Menschenrechte, zur Unterstützung
sozialer Kämpfe, die die Stadt überflutet hatten, es erfolgte die
antifaschistische Aktionseinheit und schließlich die Suche nach einer eigenen
Fußballfankultur als ein Spiegelbild der kolumbianischen Gesellschaft.
Die Jahre und die Meisterschaften vergingen. Die Wege
trennten viele der damals Aktiven. Heute sind einige Bürokraten in der Politik,
andere haben führende Positionen im Sport übernommen. Viele haben ein scheinbar
normales Leben, Jobs, Familie, Kinder oder müssen zusehen, wie sie
überleben. Sie sehen den kolumbianischen
Alltag, den bewaffneten und sozialen Konflikt. Aber es gibt auch jene, die den
Spirit von 1999 gefolgt sind und die der Einheit des Kampfes gehen. Einige
beschreiten die Pfade der Guerilla auf dem Land. Andere sind Wortführer
sozialer und politischer Organisationen. Andere übernehmen Aufgaben der Stadtguerilla. Aber alle eint,
dass sie 1999 mit der Überzeugung für eine gemeinsame Sache gekämpft haben und
sie im Fußball, der schönsten Sache der Welt, eine Politisierung für ihr
zukünftiges Leben erfahren haben. Revolutionär und Fußballfan, ja das geht!
Als ein Fußballfan und Revolutionär galt Esteban Ramírez,
Guerillero des westlichen Militärblocks der FARC-EP „Comandante Alfonso Cano“.
Mit 31 Jahren starb er im November 2012 in den Bergen Caucas, nicht weit von
Cali entfernt. Hier in Valle del Cauca, begann er auf den staubigen
Fußballplätzen seine Leidenschaft für den Fußball, die ihn Ende der 1990er
Jahre in Cali auf die Tribünen des Stadions führten. Hier war er Bestandteil
bei der Entwicklung der neuen Fußballfangeneration.
Doch Esteban wurde nicht nur im Fußballstadion
sozialisiert, sondern die rebellische Zeit sorgte für große
Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht und soziale Kämpfe in den Vierteln von
Cali. Auch die Bibliothek der Universität Valle entwickelte sich zum
Schlachtfeld für ihn. Schon früh begann er für die Zeitung „Identidad“ des
Movimiento Bolivariano zu schreiben. Zu Letzt war er aufgrund seiner Poesie und
Schreibfähigkeit sogar für die Hommage des gefallenen Oberkommandierenden
Alfonso Cano zuständig. Irgendwann war die konspirative Arbeit im Stadion, in
der Universität und auf den Straßen in Cali zu gefährlich geworden und er
tauschte das Fußballtrikot gegen ein Camouflage-Hemd der Guerilla ein.
10 Juli 2013
Gegen die Kriminalisierung der Proteste
In den kolumbianischen Medien wurde in den letzten
Tagen viel über die Proteste der Landbevölkerung in Catatumbo/Kolumbien
berichtet. Dabei ging es jedoch nicht um ihre Forderungen nach einer
Entmilitarisierung, bessere Lebensbedingungen, Mitbestimmung und der
Schaffung eines Schutzgebietes für die Landbevölkerung, sondern
hauptsächlich um die Kriminalisierung der Proteste und die angeblichen
Beziehungen eines der Wortführer zur Guerilla FARC-EP.
Die Delegitimierung und Kriminalisierung von sozialen Protesten,
aber auch Drohungen und Angriffe gegen Linke und Aktivisten, sind
alltäglich in der kolumbianischen Politik. Ein wichtiges Argument dabei
ist die oftmals vorgebrachte Behauptung, dass die Proteste oder in ihr
tätige Personen Beziehungen zur FARC-EP hätten. Häufig erweisen sich
diese Anschuldigungen als unhaltbar heraus. Doch selbst wenn es Kontakte
zwischen den politischen Wortführern und der Guerilla gäbe, die wir
auch nicht verneinen wollen, so spricht dass nur dafür, dass politische
und soziale Organisationen einen Austausch pflegen, der in einer
politischen und sozialen Auseinandersetzung nur allzu natürlich ist.
Warum soll auch nicht Kontakt zur FARC-EP bestehen, die sich seit
Jahrzehnten unter anderem für die politischen Rechte der Landbevölkerung
einsetzen und in ihr auch ihren Ursprung haben? Deswegen aber Proteste
ganzer Regionen ihren politischen Charakter abzusprechen, zeugt von
Überheblichkeit und Missachtung.
In einer Erklärung der FARC-EP heißt es Anfang der Woche an den Innenminister: „Um die Repression zu rechtfertigen, sollten Sie nicht die Bauern und ihre Sprecher als Infiltrierte oder Angehörige der FARC beschuldigen. Man muss sie nicht stigmatisieren, sondern man muss nur auf die Leute sehen was sie sind: Bauern, bescheidene Menschen, die vor langer Zeit, lange vor dem Beginn des Prozesses von Havanna, mit gerechter Agenda und eigener Stimme friedlich ihre verletzten Rechte einforderten.“ Und tatsächlich ist es so, dass sich die Bevölkerung von Catatumbo nicht mit oder aufgrund einer Initiative von der FARC-EP erhebt, sondern dies autonom und unabhängig von der Präsenz der Guerilla geschieht. Und tatsächlich ist es aber auch so, dass sich die Guerilla aber aufgrund der Lebensbedingungen solidarisch mit den Protestierenden zeigt und der ein oder andere durchaus ein Mitglied oder Sympathisant der Guerilla oder ihrer nahestehenden Organisationen sein wird.
In einer Erklärung der FARC-EP heißt es Anfang der Woche an den Innenminister: „Um die Repression zu rechtfertigen, sollten Sie nicht die Bauern und ihre Sprecher als Infiltrierte oder Angehörige der FARC beschuldigen. Man muss sie nicht stigmatisieren, sondern man muss nur auf die Leute sehen was sie sind: Bauern, bescheidene Menschen, die vor langer Zeit, lange vor dem Beginn des Prozesses von Havanna, mit gerechter Agenda und eigener Stimme friedlich ihre verletzten Rechte einforderten.“ Und tatsächlich ist es so, dass sich die Bevölkerung von Catatumbo nicht mit oder aufgrund einer Initiative von der FARC-EP erhebt, sondern dies autonom und unabhängig von der Präsenz der Guerilla geschieht. Und tatsächlich ist es aber auch so, dass sich die Guerilla aber aufgrund der Lebensbedingungen solidarisch mit den Protestierenden zeigt und der ein oder andere durchaus ein Mitglied oder Sympathisant der Guerilla oder ihrer nahestehenden Organisationen sein wird.
Link zur Erklärung der FARC-EP (Spanisch)
Doch auch durch Drohungen und Angriffe gegen Wortführer, Linke und andere Aktivisten sollen soziale Proteste beendet und ihre Teilnehmenden eingeschüchtert werden. Kolumbien ist für politisch Engagierte ein gefährliches Land. Für Politiker, Guerilleros, Gewerkschafter, Anführer der Organisationen von Bauern oder Minderheiten, Studenten oder Basisaktivisten, also all jene, die sich kritisch mit der Regierung auseinandersetzen und zu ihr in Opposition stehen, gehören Drohungen und Angriffe zum Alltag. Zum typischen Bild für eine Bedrohungssituation gehört es, wenn zwei Personen auf einem Motorrad neben einem Aktivisten auftauchen, ihn mit Namen ansprechen, eine Waffe auf ihn richten und Morddrohungen sowie Einschüchterungen aussprechen. Häufig bekommen die bedrohten Aktivisten zudem mittels Schlägen eine Lektion erteilt, die beim nächsten Mal für den Fall einer weiteren politischen Betätigung den Tod bedeuten könnte.
Dies ist eine von vielen Szenarien, die täglich in Kolumbien, sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt passieren. Die Bedrohungen gibt es nicht nur dort, wo sich Gebiete mit Reichtum von natürlichen Ressourcen befinden, sondern betreffen jede Ecke des Landes. Es ist egal, ob es sich dabei um Bauern handelt, die ihr geraubtes Land wieder haben möchten, um Mitglieder linker Parteien, Künstler, die die kolumbianische Politik kritisieren oder Familienmitglieder von Guerilleros, die seit Jahren in den Bergen kämpfen. Wer für den Frieden ist, der gilt automatisch als Sympathisant der Guerilla. Während in Havanna Friedensgespräche zwischen der FARC-EP und der Regierung stattfinden, der Staat große Geldsummen für den Schutz von ihren wichtigen Personen oder strategisch wichtigen Gebieten ausgibt, werden die einfachen Menschen und Aktivisten mit dem Leben bedroht. Immer wieder, aktuell aus Catatumbo, Cesar oder Caquetá, tauchen Berichte oder Videos von Übergriffen der staatlichen Sicherheitskräfte auf Menschen und Aktivisten auf.
Einige Nichtregierungsorganisationen haben Zahlen veröffentlicht, wonach bereits in den ersten drei Monaten des Jahres 2013 fünfzehn Aktivisten aus bekannten linken Organisationen ermordet wurden, drei mehr als im Vergleichszeitraum des Jahres zuvor. Gegen 20 weitere Aktivisten wurden Drohungen gerichtet. Nicht mitgerechnet sind die Opfer der Guerilla, der unabhängigen Aktivisten innerhalb der Gewerkschaften und jene, die sich aus Angst vor weiteren Bedrohungen nicht öffentlich äußern. Obwohl die Regierung Sicherheitsgarantien beteuerte, hören die Morde und Angriffe nicht auf. Besonders in den Gebieten der ländlichen Großprojekte und im Einflussbereich der transnationalen Konzerne zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcenwerden immer wieder Drohungen und Angriffe durch die extreme Rechte, paramilitärische Gruppen und den staatlichen Sicherheitsorganen bekannt.
Doch auch durch Drohungen und Angriffe gegen Wortführer, Linke und andere Aktivisten sollen soziale Proteste beendet und ihre Teilnehmenden eingeschüchtert werden. Kolumbien ist für politisch Engagierte ein gefährliches Land. Für Politiker, Guerilleros, Gewerkschafter, Anführer der Organisationen von Bauern oder Minderheiten, Studenten oder Basisaktivisten, also all jene, die sich kritisch mit der Regierung auseinandersetzen und zu ihr in Opposition stehen, gehören Drohungen und Angriffe zum Alltag. Zum typischen Bild für eine Bedrohungssituation gehört es, wenn zwei Personen auf einem Motorrad neben einem Aktivisten auftauchen, ihn mit Namen ansprechen, eine Waffe auf ihn richten und Morddrohungen sowie Einschüchterungen aussprechen. Häufig bekommen die bedrohten Aktivisten zudem mittels Schlägen eine Lektion erteilt, die beim nächsten Mal für den Fall einer weiteren politischen Betätigung den Tod bedeuten könnte.
Dies ist eine von vielen Szenarien, die täglich in Kolumbien, sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt passieren. Die Bedrohungen gibt es nicht nur dort, wo sich Gebiete mit Reichtum von natürlichen Ressourcen befinden, sondern betreffen jede Ecke des Landes. Es ist egal, ob es sich dabei um Bauern handelt, die ihr geraubtes Land wieder haben möchten, um Mitglieder linker Parteien, Künstler, die die kolumbianische Politik kritisieren oder Familienmitglieder von Guerilleros, die seit Jahren in den Bergen kämpfen. Wer für den Frieden ist, der gilt automatisch als Sympathisant der Guerilla. Während in Havanna Friedensgespräche zwischen der FARC-EP und der Regierung stattfinden, der Staat große Geldsummen für den Schutz von ihren wichtigen Personen oder strategisch wichtigen Gebieten ausgibt, werden die einfachen Menschen und Aktivisten mit dem Leben bedroht. Immer wieder, aktuell aus Catatumbo, Cesar oder Caquetá, tauchen Berichte oder Videos von Übergriffen der staatlichen Sicherheitskräfte auf Menschen und Aktivisten auf.
Einige Nichtregierungsorganisationen haben Zahlen veröffentlicht, wonach bereits in den ersten drei Monaten des Jahres 2013 fünfzehn Aktivisten aus bekannten linken Organisationen ermordet wurden, drei mehr als im Vergleichszeitraum des Jahres zuvor. Gegen 20 weitere Aktivisten wurden Drohungen gerichtet. Nicht mitgerechnet sind die Opfer der Guerilla, der unabhängigen Aktivisten innerhalb der Gewerkschaften und jene, die sich aus Angst vor weiteren Bedrohungen nicht öffentlich äußern. Obwohl die Regierung Sicherheitsgarantien beteuerte, hören die Morde und Angriffe nicht auf. Besonders in den Gebieten der ländlichen Großprojekte und im Einflussbereich der transnationalen Konzerne zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcenwerden immer wieder Drohungen und Angriffe durch die extreme Rechte, paramilitärische Gruppen und den staatlichen Sicherheitsorganen bekannt.
08 Juli 2013
Die Ausbildungszentren der FARC-EP
Seit dem Bestehen der FARC-EP gibt es Bestrebungen, ihre
Kämpfer und Kämpferinnen politisch und militärisch zu schulen. Schon frühzeitig
wurden diese Bestrebungen umgesetzt, doch erst seit den 1980er Jahren
entstanden im ganzen Land Ausbildungszentren, in denen professionelle
Schulungen und Kurse abgehalten wurden.
Auch wenn in Zeiten der Militarisierung des Landes und der
zunehmenden Operationen von staatlichen Sicherheitskräften sowie angesichts der
technologischen Überlegenheit der Waffensysteme des Staates die Guerilla mehr
um ihre Sicherheit fürchten muss, als noch vor 20 Jahren, so spielt die Bildung
und Ausbildung von Bevölkerung und Guerilleros weiterhin eine große Rolle.
Viele der Schulen und Ausbildungszentren befinden sich nicht mehr in den großen
Camps der FARC-EP, sondern werden mehr oder weniger geheim und gut versteckt in
den ländlichen Regionen des Landes betrieben, in denen die Guerilla eine große
soziale Basis hat und sie unter der Bevölkerung solidarische und gleichgesinnte
Leute findet. So gibt es weiterhin Unterricht und Alphabetisierungskampagnen für
die Landbevölkerung, aber auch Basis- und Spezialkurse für Guerilleros der
FARC-EP.
Dass die Bildung und Ausbildung im alltäglichen Leben eines Guerilleros groß
geschrieben wird, zeigt nicht nur die täglich durchgeführte kulturelle Stunde
am Abend eines jeden Tages, sondern die weitreichende Auseinandersetzung mit
politischen, sozialen und kulturellen Themen in der Ausbildung. Aktuell werden
besonders im Rahmen der Friedensgespräche die Vorschläge von der
Friedensdelegation der FARC-EP und der Regierung erörtert, diskutiert und
gegeben falls ergänzt. Im Zuge dessen wurde auch die politische Arbeit mit der
Bevölkerung erhöht. In mehr oder wenigen offenen und großen Versammlungen
werden in den Dörfern die verschiedenen Meinungen und Vorschläge ausgetauscht,
sowie die Bevölkerung über den aktuellen Stand informiert. Leider ist es in
Kolumbien so, dass die Massenmedien recht einseitig und regierungsnah über die
Ereignisse während der Friedensverhandlungen berichten.
Organisationen, die sich mit dem bewaffneten Konflikt in
Kolumbien beschäftigen, gehen in der Vergangenheit von mindestens neun großen bekannten
Ausbildungszentren in Kolumbien aus. Die meisten Zentren entstanden in den
1980er Jahren, als die Guerilla schnell wuchs und die Ausbildung ein wichtiger
Bestandteil innerhalb der Guerilla wurde. Besonders in den historischen
Einzugsgebieten der FARC-EP, wie in Zentralkolumbien, im Osten des Landes oder
im Magdalena Medio waren diese angesiedelt. Die meisten befanden sich in den
Schlüsselregionen von La Macarena (Meta) und in San Vicente del Caguán
(Caquetá). Auch heute noch werden Ausbildungszentren von der FARC-EP am
Leben erhalten, denn die Ausbildung und Schulung spielt weiterhin eine wichtige
Rolle im Leben der Guerilla.
Die Kurse der Guerilla sind höchst unterschiedlich. Es gibt
Kurse für Sprachen, Geschichte und Kultur, also Kurse, die sich mit der
Allgemeinbildung beschäftigen. Ein Teil der Guerilleros kommt aus ärmlichen
Verhältnissen vom Land, wo die Bildung keine Rolle gespielt und der Staat keine
Investitionen in das Bildungssystem unternommen hat. Auf der anderen Seite
werden Kurse und Schulungen speziell für das Leben in der Guerilla angeboten.
Diese haben meist einen politischen und militärischen Charakter. Es wird
taktisches Verhalten gelehrt, der Umgang und die Herstellung von Waffen bzw.
Waffensystemen geübt und es gibt Kurse zur Aufklärung. Des Weiteren werden
Schulungen zur politischen Ideologie des Sozialismus, zum Bolivarismus, zum
Rechtswesen und zur politischen Arbeit mit der Bevölkerung abgehalten.
Hinzu kommen Spezialkurse für Guerrileros, die sich in einem
bestimmten Fachgebiet verorten bzw. verorten wollen. Dazu zählen Personen, die
in den Sanitätsbrigaden tätig sind und vorrangig auf dem Land unterwegs sind,
um die Bevölkerung medizinisch zu versorgen und Präventionsmaßnahmen zu
leisten. Auch im kulturellen Bereich gibt es Ausbildungsangebote. Mittels von
Liedern oder Theaterstücken können leicht politische Inhalte transportiert und
der Kontakt zur Bevölkerung gehalten werden. Alle Kurse und Schulungen haben
gemein, dass die Ideen und Schlussfolgerungen der Guerillakonferenzen und des
Sekretariats des Zentralen Generalstabs diskutiert werden und politische Themen
aus Kolumbien und der ganzen Welt in die Diskussionsrunden miteinbezogen
werden. Je nach Themengebiet können die Kurse von einem bis zu acht Monate
dauern.
Die Schule „Isaías Pardo“ wurde im Juni 1984 gegründet und
befand sich an der Grenze der Region La Macarena (Meta) zur Region Cartagena
del Chaira (Caquetá). Diese Schule nutzte man hauptsächlich zur Ausbildung von
Führungspersonen und Kommandierenden der militärischen Einheiten im östlichen
und südlichen Militärblock. „Isaías Pardo II“ war eine weitere Schule selben
Namens, war aber in der Region von San Vicente del Caguán (Caquetá) und wurde
während der späten 1990er Jahre erbaut. Sie diente der politischen und
militärischen Schulung von Guerilleros. Mehrere Hundert Personen durchliefen
die Angebote des Bildungszentrums. Im April 2012 wurde die Schule und
Teilnehmende höheren Ranges eines gerade stattfindenden Kurses durch einen
Militärangriff getötet.
Ebenfalls im Jahr 1984 wurde
das Ausbildungszentrum „Hernando González Acosta“ durch die Oberkommandierenden
der Guerilla gegründet. Die Schule befand sich in La Macarena (Meta) an der
Grenze zur Region San José del Guaviare. Aufgrund der Lage wurden hauptsächlich
Guerilleros aus dem südlichen und östlichen Militärblock geschult. Auch in
diesem Ausbildungszentrum, das man für politische und militärische Schulungen
nutzte, durchliefen sowohl Kader als auch Guerilleros. Die Schule „Hernán
Murillo Toro“ hingegen befand sich in der Region Tolima (Zentralkolumbien),
entstand 1997 und hatte mehrere Ausbildungsstätten auf verschiedene Dörfer
verteilt. Sie war Bestandteil des zentralen Militärblocks der FARC-EP. In ihr
fand ein sechsmonatiger Basiskurs für Guerilleros, aber auch Sport-, Erste
Hilfe- und Kartografiekurse statt. Für erfahrene Guerilleros gab es
Spezialausbildungen für Kämpfe in den Bergen und im offenen Gelände. Hinzu
kamen Kurse zur Spionage, politischen Massenarbeit und Rekrutierung zukünftiger
Kämpfer, die ebenfalls sechs Monate dauerten. 2005 wurden einige
Ausbildungscamps durch das Militär zerstört.
Weitere wichtige Schulen befanden sich im Norden Kolumbiens, die unter der
Kontrolle des Blocks Magdalena Medio standen. Ein weit verzweigtes Netz von
Zentren befand sich unter anderem in den Regionen Antioquia, Bolívar, Norte de
Santander und Santander. Viele der Schulen hatten Namen, die sich auf die
indigene und kolumbianische Kultur beriefen. So hieß zum Beispiel eine Schule
in Antioquia „Cacique Pipatón“, nach einem lokalen Anführer der Indígenas. Auch
in den Montes de María oder in Catatumbo, beides historische
Widerstandsregionen der Guerilla, errichtete die aufständische Bewegung
Ausbildungszentren. Die meisten Schulen dienten politischen und militärischen
Basiskursen, die zwischen einem und vier Monaten dauerten. Bekannt war ein
Ausbildungszentrum in La Esperanza (Norte de Santander), in welchem Kurse zu
Funk- und Radiotechnik angeboten wurden.
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