19 September 2013

Fußballfans unterstützen landesweiten Streik


Der landesweite Agrar-und Volksstreik in Kolumbien erfährt immer mehr Solidarität auf verschiedenen Ebenen. In den wichtigsten Städten des Landes, solidarisieren und unterstützen zum Beispiel die aktiven Fußballfans in den Fankurven, die barristas, den Streik und mobilisieren nicht nur zu den Demonstrationen, sondern auch mit Gesängen in den Stadien, mit Transparenten und Geldsammlungen unterstützen sie die Protestierenden.

„Barra brava“ ist der Name für die organisierten Fangruppen der Fußballmannschaften in Kolumbien. Die Art der Unterstützung und das Phänomen selbst sind sehr ähnlich zu den europäischen Ultras. Die „barristas“ (aktiven und fanatischen Fußballfans) haben ihren Ursprung in den 50er und 60er Jahren in Argentinien und Uruguay, konnten sich aber erst Ende der 80er Jahre und in den 90er Jahren auf den ganzen lateinamerikanischen Kontinent ausgebreiten.

Häufig gibt es bei den Vereinen nur eine barra brava, die wiederum verschiedene Fangruppen vereint. So gesehen kann die barra brava auch als die organisierte Kurve angesehen werden, in der zwar nur die aktiven Fans die Möglichkeit haben direkt in der Barra zu partizipieren, die Sympathisanten und Fans (Hinchas) in der Kurve aber eine wichtige Rolle spielen. Von daher ist der Standort der meisten Barras auch die Tribüne, wo traditionell die meisten Fans anzutreffen sind.

Häufig ist das soziale Netz innerhalb einer Barra so stark, das eine eigene Infrastruktur mit Arbeitsplätzen, eigenen Treffpunkten und Läden, gegenseitiger Hilfe und Freizeitgestaltung existiert. Einige Barras versuchen sich in ihren Städten oder Stadtteilen sozial zu engagieren. Dies dient sowohl der Rekrutierung neuer Fans, als auch der Öffentlichkeitsarbeit um hierbei im Besonderen das eigene, meist negative Image in der Öffentlichkeit, zu verbessern.

Schon in den Ursprüngen hat der barrismo eine wichtige politische Komponente. Große Gruppen wie Putería Roja (Fans von Independiente Medellín), Guardia Albi Roja (Fans von Santa Fe de Bogotá) oder Revolución Vinotinto (Fans von Deportes Tolima) sind aufgrund ihrer vielen antifaschistischen und sozialen Aktivisten in ihren Reihen politisiert. Viele der barras bravas haben in jedem Fall eine Ablehnung gegen die Polizei und den staatlichen Sicherheitsapparat. Dies kommt besonders in der regelmäßigen Konfrontation mit der Polizei und den Behörden zum Ausdruck. In den Medien haben sie mit einer Kriminalisierung ihrer Mitglieder durch die staatlichen Kräfte zu rechnen.

Fast 20 Jahre nach dem Entstehen der barras bravas bedeuten ihre sozialen Manifestationen und die wachsende Politisierung der Kurven einen weiteren Anstieg des sozialen Protestes in Kolumbien. Aufgrund der Popularität von Fußball in Kolumbien bilden sie einen guten Multiplikator für das Ansehen und Wachsen des sozialen und politischen Widerstandes.