Elftausend Männer und Frauen, politische Gefangene und
Kriegsgefangene, sind derzeit in den kolumbianischen Gefängnissen und sie
werden wie die 115.000 anderen sozialen Gefangenen auch regelmäßig mit
Menschenrechtsverstößen durch das kolumbianische Justiz- und Gefängnissystem
konfrontiert. Physische und psychische Folter, angefangen von Überbelegung,
schlechter Ernährung, verbalen Übergriffen durch Mitarbeiter im Dienst, schlechte
Behandlungen von Familienmitgliedern, Tod durch schlechte Ernährung und Mangel
an medizinischer Versorgung sind nur einige Beispiele, die die Gefangenen zu
erleiden haben. Mehrmals schon hat die Friedensdelegation der FARC-EP auf diese
Missstände hingewiesen und darauf verwiesen, dass die FARC-EP im Kampf
festgenommene Polizisten oder Soldaten sofort freilässt, während die
kolumbianische Regierung nichts gegen die unmenschlichen Zustände in den
Gefängnissen unternimmt.
Wiederholt forderte die FARC-EP auch die Freilassung des
Kommandanten Simón Trinidad, der sich in einem US-amerikanischen Gefängnis
befindet und der von der Guerilla als ein Teil der Delegation für die
Friedensgespräche bestimmt wurde. Dabei betrifft dieses Thema nicht nur die
Gefangenen aus der FARC-EP und den sozialen Bewegungen, sondern auch die
Zehntausenden anderen Gefangenen. Es geht hierbei schlicht um die menschliche
Würde, Menschenrechte und Demokratie. Deshalb bedarf es in Kolumbien einer
Reform des Justizsystems und Veränderungen in der von der Regierung abhängigen
Institution zur Betreibung der Gefängnisse (INPEC). Doch nicht nur das
Gefängnissystem an sich, auch die spätere soziale Rehabilitation muss zugunsten
der Inhaftierten ausgebaut werden. Bisher hat die Regierung jedoch kein
Interesse an grundlegenden Veränderungen für die miserablen Zustände, obwohl
die Themen nicht neu sind und in Bezug auf den Friedensprozess mehrmals
angesprochen wurden.
Die Guerilla FARC-EP solidarisiert sich mit ihren
Gefangenen in und allen anderen sozialen Gefangenen, die unter anderem im
Hochsicherheitsgefängnis Palogordo (Girón-Santander), im Gefängnis von Cómbita
(Boyacá), im Gefängnis von Bellavista (Medellín), in Anayansi (Quibdó), im
Gefängnis El Reposo Santa Helena (Uraba), in Santa Inés (Apartadó-Antioquia), in
den Gefängnissen in Bogotá wie La Picota, El Buen Pastor oder im ERON
einsitzen, im Frauengefängnis von Jamundí (Valle del Cauca), in El Barne
(Boyacá), in Palmira (Valle), im Gefängnis Modelo (Bucaramanga) und Cúcuta, im ERON
Cúcuta (Norte de Santander), in La Vega (Sincelejo), im Hochsicherheitsgefängnis
Doña Juana La Dorada (Caldas), in Popayán (Cauca), im Gefängnis La Tramacúa
(Valledupar), im Gefängnis El Pedregal (Medellín) und in den Gefängnisse Puerto
Triunfo (Antioquia) und von Yopal (Casanare) gefangen gehalten werden.
Teilweise beträgt die Überbelegung in den Gefängnissen
Kolumbiens bis zu 400 Prozent, so dass die Gefangenen gezwungen sind, auch die
sanitären Räume wie Duschen und Toiletten als Schlafplätze zu nutzen. In den
Gefängnissen ist es normal, dass infektiöse Krankheiten übertragen werden und
eine adäquate medizinische Versorgung nur sehr selten stattfindet. Ein großes
Problem ist die Wasserversorgung mit Trinkwasser. Oftmals gibt es nur wenige
Stunden am Tag verfügbares Trinkwasser. Tausende sind in Gefängnissen
inhaftiert, die sich weit von ihrem ursprünglichen sozialen Wohnort befinden.
Besuche sind daher schwierig und werden oftmals aufgrund der schikanösen
Bediensteten in den Gefängnissen nicht genehmigt. Unbeachtet bleibt auch die
psychologische Situation und Betreuung der Gefangenen. Die Zahl der versuchten
Selbstmorde und Suizide ist auf einem hohen Niveau.
Der Gebrauch von Dienstleitungen der Telekommunikation,
aber auch der Kauf von Lebensmitteln wird durch marktwirtschaftliche Interessen
des Gefängnissystems geleitet. Überteuerte und nicht zu bezahlende Preise sind
die Folge. Auch ein Teil des Gesundheitssystems in den Gefängnissen wird
mittlerweile marktgesteuert. Wer Geld hat, kann sich Medikamente leisten, wer
kein Geld hat, muss auf die Gesundheitsfürsorge verzichten. Gezeichnet von
fadenscheinigen Anschuldigungen, gerichtlichen Manipulationen, falschen Zeugen
und langen Wartezeiten auf einen Gerichtsprozess, sowie die eben aufgezählten
Bedingungen in den Gefängnissen ergibt sich ein Bild, das weder demokratisch
noch human ist. Die Hoffnung liegt im derzeitigen Friedensprozess zwischen der
Regierung und der Guerilla und in einer weiteren Sensibilisierung des Themas in
der Öffentlichkeit.