16 Januar 2014

Zur Freiheit von Julián Conrado


Wie wichtig internationale Solidarität gerade für politische Gefangene ist, zeigt das Beispiel von Julián Conrado, der durch kolumbianische Behörden auf venezolanischem Boden festgenommen und dort fast 2 Jahre und 8 Monate der Freiheit beraubt wurde.

Die Kampagne „Freiheit und Asyl“, die von unzähligen Gruppen, soziale Bewegungen, Politikern, Medien, politischen Organisationen und Künstlern in Gang gesetzt wurde, berichtete in regelmäßigen Abständen von, mit und über die Situation von Julián Conrado in Venezuela. Dabei ist es prinzipiell immer schwierig, Menschen für solidarische Gefangenenarbeit zu begeistern und diese über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Der Fall Julián Conrado gilt da als positives Beispiel, wie Gefangenen- und Antirepressionsarbeit aussieht und welchen Stellenwert sie im revolutionären Gebot der internationalen Solidarität hat. Julián Conrado selbst und die weltweit tätigen Menschen, die sich an der Kampagne beteiligten, sahen sich in der revolutionären Pflicht über Ungerechtigkeit, Repression und Widerstand aufzuklären. Weder Gefängnismauern, noch die Bedrohungen gegen ihn konnten ihm sein Bewusstsein nehmen, seine Ideale und seine Würde. Während seiner Gefangenschaft zeigte uns Julián Conrado seine revolutionäre Moral, trotz seiner schweren Erkrankung. Zeitweise war er im selben Militärkrankenhaus wie Hugo Chávez.

Die Freilassung von Julián Conrado ist ein Sieg der internationalen Solidarität und der Öffentlichkeitsarbeit der FARC-EP, die immer darauf beharrte, ihn in Freiheit und als Mitglied der Friedensgespräche zu sehen. Hierbei dürfen wir aber nicht vergessen, dass uns erst bittere Enttäuschung entgegen schlug, als er illegal festgenommen wurde und mittels eines Kooperationsabkommens, trotz Krankheit und unklarer gesetzlicher Hintergründe, in Haft blieb. Nun ist Julián Conrado, nach Jahren der Haft ohne Rechtsgrundlage, endlich frei, weil Kolumbien das Auslieferungsersuchen zurückzog und daraufhin der venezolanische Oberste Gerichtshof die Freilassung anordnete. Der revolutionäre Künstler und Sänger wurde am 31. Mai 2011 vor allem festgenommen, um ihn zum Schweigen zu bringen. In seinen populären Liedern behandelt er die soziale und politische Situation Kolumbiens. Selbst im Gefängnis konnte er es nicht lassen, weiterhin Lieder zu schreiben und zu singen.

Warum die Kampagne um ihn auch Asyl forderte, hängt mit den humanistischen Prinzipien zusammen. Kolumbien ist als ein Land bekannt, in dem das Gefängnissystem durch schwere Menschenrechtsverletzungen bekannt ist. „Freiheit“ war das Mindeste, was gefordert werden konnte und „Asyl“ sollte sein Überleben sichern. Wäre er an Kolumbien ausgeliefert worden, dann wäre sein Leben als politischer Verfolgter und kranke Person ernsthaft in Gefahr gewesen. Mit der Asyldebatte wurden zeitglich die Bedingungen in den kolumbianischen Gefängnissen thematisiert, die von systematischer Folter durch Bedienstete und Paramilitärs, Überbelegung, Verweigerung von medizinischer Versorgung und vielen anderen Verletzungen der Menschenrechte geprägt sind. Für eine Person wie Julián Conrado wäre das der sichere Tod gewesen. Verwundete oder kranke politische Verfolgte an ein Land auszuliefern, dass Gefangene foltert und deren Rechte mit den Füßen tritt, wäre ein gravierender Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht.

Auch wenn Julián Conrado nun in Freiheit ist und seine Arbeit in der Friedensdelegation der FARC-EP aufnehmen wird, so soll nicht vergessen werden, dass es in Kolumbien noch weitere 9500 politische Gefangene gibt. Darunter Fälle wie die des Journalisten Joaquín Pérez Becerra, der unter der Verletzung des humanitären Völkerrechts rechtswidrig im April 2011 an Kolumbien ausgeliefert wurde. Für alle diese Gefangenen muss weiter gekämpft werden. Die internationale Solidarität ist dabei, wie oben erwähnt, ein wichtiger Bestandteil. Mit der internationalen Solidarität, die für Julián Conrado kämpfte, gilt es nun auch die anderen 9500 politischen Gefangenen und die Zehntausenden jungen Frauen und Männer, die ihr Leben für die Freiheit und die Verteidigung der Träume nach sozialer Gerechtigkeit und einem neuen Kolumbien geben, zu verteidigen, ihre Freiheit zu fordern und bei Bedarf die Frage nach Asyl zu thematisieren.