Nach sechs Monaten Verhandlungen zwischen der
kolumbianischen Regierung und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens - Volksarmee
(FARC-EP), haben beide Parteien den ersten Punkt der Tagesordnung in Bezug auf die
Landfrage und einer Landreform abgeschlossen. Es ist ein historischer Schritt,
denn bei den vorangegangenen Friedensprozessen war ein solcher Fortschritt
nicht erkennbar, um den bewaffneten Konflikt in Kolumbien zu beenden.
In einer gemeinsamen Erklärung, veröffentlicht vor der
Presse am Sonntag durch die Vertreter von Kuba und Norwegen, die als Garanten
in diesem Friedensprozess handeln, wird festgestellt, dass die neue Vereinbarung
hin zu einer neuen ländlichen Entwicklung Kolumbiens und eine umfassende Reform
des ländlichen Raums ein Anfang für profunde Veränderungen im Land sein wird.
Obwohl man noch nicht genau weiß, wie die Details des
Dokuments aussehen werden, so ist davon auszugehen, dass es vorrangig um die
kleinen Produzenten und Bauern und deren Nutzung und Verteilung von Land, die
Bekämpfung der Armut, die Förderung der landwirtschaftlichen Produktion und die
wirtschaftliche Erholung des Landes in Bezug auf die Landwirtschaft gehen wird.
Weiterhin sollen die Opfer von Vertreibungen entschädigt werden.
Das Dokument legt nahe, dass man Vereinbarungen über
Fragen wie dem Zugang und zur Nutzung von Land, den Umgang mit ungenutzten
Landflächen, Eigentumsfragen, Agrarzölle sowie den Umgang mit sogenannten
Schutzzonen traf. Hinzu kommen Themen
wie Entwicklungsprogramme mit einem territorialen Ansatz, Gesundheit und
Wohnungswesen, Infrastruktur und Bodenverbesserung und eine neue alternative
Nahrungsmittelpolitik. Generell handelt es sich um Fragen aus sozialen,
politischen und wirtschaftlichen Bereichen der Landwirtschaft, in der die
Guerilla seit Jahren Vorschläge macht und die Notwendigkeit zur Umsetzung
betont.
Seit dem Entstehen setzt sich die Guerilla für die
Landbevölkerung ein und gilt als Sprachrohr für deren Bedürfnisse. Nur durch
strukturelle Veränderungen auf dem Land kann der Jahrzehnte andauernde Konflikt
beendet werden. Bis auf bestimmte Ausnahmen habe es konkrete Fortschritte gegeben,
die aber noch bis vor dem Abschluss einer endgültigen Vereinbarung getroffen
werden würden, sagte Iván Márquez, der Sprecher der Friedensdelegation der
FARC-EP. Wiederholt verwies er auf die Notwendigkeit einer politischen
Partizipation der Bevölkerung an den Vorschlägen und Entscheidungen.
Iván Márquez erläuterte weiterhin, dass Korruption,
Straflosigkeit, der illegale Drogen-Paramilitarismus und die neoliberale
Politik Probleme verursacht hätten und sie bisher eine alternative Lösung zum
bewaffneten Konflikt verhindert hätten. Der nächste Punkt auf der Agenda der
Friedensverhandlungen wird sich unter anderem um die Eingliederung der Guerilla
in das politische Leben des Landes beziehen. Hierfür soll die nächste Runde der
Gespräche am 11. Juni beginnen.