15 August 2013

Die Worte von General Mantilla

"Heute erinnern wir an den Kommandanten Jacobo Arenas in seiner 23-jährigen Abwesenheit." Mit diesen Worten begann der FARC-EP Kommandierende und Leiter der Friedensdelegation Iván Márquez am 10. August 2013 eine Gesprächsrunde und zugleich eine Antwort auf die Äußerungen des Generals der kolumbianischen Armee, der die Guerilla als geschlagen und demoralisiert bezeichnet.

„Eine Guerilla, die in der Relation in Zahlen und Technologie der größten bekannten Offensive gegen Aufständische in der amerikanischen Geschichte widerstanden hat, kann keine demoralisierte  Guerilla sein, Herr General ...“, so die Aufständischen in einer offiziellen Erklärung mit dem Namen „Die Worte von General Mantilla“, die in auf verschiedenen Webportalen der Guerilla veröffentlicht wurde. General Sergio Mantilla ließ in verschiedenen Medien verlautbaren, dass die FARC-EP am Ende sei und der Krieg bald vorüber. Immer wieder in den letzten Jahren ließen Präsidenten oder Offizielle der Armee verkünden, dass die Guerilla geschlagen sei. Die Realität sieht anders aus.

Auch wenn die FARC-EP in den letzten Jahren aufgrund der Aufrüstung der Streitkräfte in einigen Gebieten zurückgedrängt wurde und wichtige Führungspersonen ihr Leben verloren, so hat sie sich in anderen Gebieten und in der politischen Arbeit konsolidiert und verstärkt. Mit der Strategie des Ausbaus der politischen Arbeit in den verschiedenen sozialen und politischen Bewegungen hat die Guerilla ihren Einfluss in der Bevölkerung ausgebaut. Die Milizen, die Bolivarianische Bewegung (MB) oder die Kommunistische Untergrundpartei (PCCC) als politische Arme der FARC-EP reichen in die verschiedenen Instanzen und politischen Organisationen. Auch wenn es die Regierung oder die Armee nicht anerkennen will, die Guerilla ist weit in der Bevölkerung verankert und das wissen sie auch. Nicht umsonst gibt es einen Friedensprozess zwischen Regierung und Guerilla.

Eher kann man an der Schlagkraft der Aufstandsbekämpfung der Armee zweifeln, die hochgerüstet und unterstützt durch die USA seit Jahrzehnten versucht, die Guerilla zu besiegen. Doch soziale und politische Probleme kann man nicht militärisch lösen. Und solange es soziale und politische Missstände im Land gibt, solange wird auch die Guerilla ihre Existenzberechtigung haben.
Viele Offiziere mit langjährigen Erfahrungen der kolumbianischen Armee gehen ins Ausland, bevorzugt in den Nahen Osten, um dort ihr Geld unter besseren Bedingungen zu verdienen, weil sie in Kolumbien keinen Krümel dafür bekommen, dass sie hier ihr Lebens aufs Spiel setzen.

Wie viele Soldaten und Angehörige protestieren zurzeit gegen die Zustände bei der Armee und die schlechte Bezahlung. Wehrdienstpflichtige und einfache Bauern und Arbeiter, zu Soldaten gemacht, werden für die Interessen der Oligarchie und der transnationalen Konzerne missbraucht. Sie kämpfen nicht für die Befreiung Kolumbiens, sondern sie opfern ihr Leben für einige wenige reiche Menschen. Ihnen gegenüber stehen auf Seiten der Aufständischen auch Bauern und Arbeiter, einfache Menschen, die für ein besseres und gerechtes Kolumbien kämpfen. Es ist für viele Soldaten ein sinnloser Krieg gegen Landsleute. Die Stimmung ist schlecht, wenn man die einfachen Soldaten in den abgelegenen Provinzen fragt. Und seit 50 Jahren hört die Bevölkerung dieselben Lügengeschichten von Präsidenten und Generälen.

Die Presse, als Teil der Oligarchie und Führungsschicht, ist der andere Part dieser unsäglichen Propaganda, denn sie bieten den Raum, um Hetzkampagnen und Diffamierungen in die Bevölkerung zu tragen. Unüberlegt und oftmals aus purem Eigeninteresse werden Falschmeldungen über die Guerilla inszeniert und in die Welt gesetzt. Auf der anderen Seite gibt es für kritische Medienarbeit und Journalismus sowie für die Erklärungen und Darstellungen der Guerilla keinen oder nur eingeschränkten Platz in der Medienlandschaft. Es gibt kein Interesse an einer kritischen Aufarbeitung des Konflikt und der sozialen und politischen Probleme im Land. Doch die Menschen sind nicht dumm und wissen genau, was um sie herum passiert. Und sie wissen auch, ein Volk in Waffen ist nicht besiegbar.

Timoleón Jiménez über die Worte von General Mantilla und Präsident Santos 
Friedensdelegation der FARC-EP an General Mantilla