In Zeiten wie diesen sind die Medien enorm wichtig für
Informationen und zur Kommunikation mit der Außenwelt. So auch für die FARC-EP,
die kolumbianische Guerilla, die seit mehreren Jahren auf verschiedenen
medialen Wegen ihre Informations- und Kommunikationskultur betreibt. Kein
Wunder also, dass die Medien und im Besonderen der Radiosender „Voz de la
Resistencia – Die Stimme des Widerstandes“ der FARC-EP ein bevorzugtes Ziel der
staatlichen Sicherheitskräfte sind. Die Bomben soll die Propaganda der Guerilla
auslöschen, die die Bevölkerung mit einer anderen Sichtweise der politischen
und sozialen Realität vertraut macht, während die staatlichen Monopole der
Information wie RCN, Caracol oder El Tiempo gegen die Guerilla hetzen und ein
neoliberales Kolumbien verkörpern. Von einer Medien- und Pressefreiheit kann in
Kolumbien also nicht die Rede sein.
Bis Mitte der 1990er Jahre waren die medialen
Möglichkeiten der FARC-EP sehr beschränkt. Es wurden zwar regelmäßig Bulletins
und Zeitschriften, wie die Resistencia, herausgegeben, doch erst ab 1997/98
wurde auch die Form des Radios genutzt. So errichtete die FARC-EP ein
bolivarisches Radio, einen Untergrundsender, der täglich für einige Stunden
Programm aus den Bergen in verschiedene Landesteile sendete. Besonders im
Norden in den Regionen Urabá und Antioqueño auf der Frequenz 105.9 FM, doch
auch in der kolumbianischen Zentralkordillere und in Caquetá und Putumayo war und
ist der Sender ein tagtägliches Medium.
Mit dem Sender informieren die FARC-EP nicht nur die
Bevölkerung, sondern auch ihre Kämpfer und Kämpferinnen. Es werden Kommuniqués
der Generalstäbe verlesen, über die Entwicklungen in den verschiedenen
Landesteilen informiert, Nachrichten analysiert und politisch-kulturelle Programme
kreiert. Die kleinen Radiosender senden meist von 5:30 Uhr bis 6:30 Uhr in der
Früh, für eine Stunde am Mittag (13:00 bis 14:00 Uhr) und beenden ihr
Tagesprogramm am Abend von 17:30 bis 19:30 Uhr. Oftmals werden nach wenigen
Stunden oder spätestens nach einem Tag Ortswechsel vorgenommen, um die Ortung
durch die staatlichen Sicherheitskräfte zu vermeiden. Das technische Equipment
umfasst dabei nur wenige Rucksäcke einer kleinen Einheit, in der es
Verantwortliche für das Programm, die Technik und vor allem für die Sicherheit
der Guerilleros gibt.
Ein großer Bestandteil des Programms sind Dokumente und
Kommuniqués der FARC-EP, sowie ihrer Organisationen wie dem Movimiento
Bolivariano (Bolivarische Bewegung) und der Kommunistischen Untergrundpartei
Kolumbiens (PCCC). Wie in der Geschichte der Guerilla haben auch spezielle Tage
einen wichtigen Standpunkt im Programm. Dazu zählen der Gründungstag (27. Mai),
der Tag des heroischen Guerilleros (8. Oktober), der Internationale Frauentag
(8. März), der Internationale Tag der Arbeit (1. Mai) oder auch der Tag des
Angriffs auf das Hauptquartier der FARC-EP (9. Dezember). Doch auch die interne
Information, Verhaltensweisen und Regeln des Umgangs der Guerilla mit der
Bevölkerung, werden regelmäßig für beide Seiten verlesen. Und zu allerletzt gibt es natürlich auch Musik der Guerilla. Heute, in den Zeiten
des Internets, gibt es ein regelmäßiges Programm von Radio Bolivariano – Voz de
la Resistencia, welches jederzeit an jedem Ort abrufbar ist und wie hier gerne
weiter empfehlen.
Hört Voz de la Resistencia! Für die Kontrainformation!